Sofie
4 verfasser
Seite 1 von 2 • 1, 2
Sofie
Ich stell's hier auch einfach mal rein, würde mich über Commis und Kritik freuen! Und auf ne kleine Rückmeldung, ob hie rim Forum Interesse besteht, dass ich die folgenden Chaps auch reinstelle! Viel Spaß beim Lesen!
Teil I: Wer ist Blackstar?
Prolog
Phil schreckte hoch.
Er sah sich um. Er hatte keine Ahnung, wie er in dieses Zimmer gekommen war. Die Wände waren weiß gestrichen und auch die gesamte Einrichtung war in hellen Tönen gestaltet. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte war, dass er in Richtung Westen geflohen war. Er war verwundet worden, das wusste er noch, und er war in den Westen geflohen, hinein in dieses schreckliche Gewitter. Bis vor das Tor eines großen Anwesens hatte er es geschafft. Mehr wusste er nicht mehr.
Die Tür öffnete sich und eine weiße Gestalt betrat den Raum.
Ein Lichtwesen? Wenn das ein Engel ist, bin ich sicher, dass ich tot bin, dachte er.
Sein Kopf dröhnte und sein gesamter Körper schmerzte.
Die Gestalt näherte sich seinem Bett. Es war eine Frau, die in weiß gekleidet war. Sie sah ihn an und sagte mir ruhiger Stimme:
„Sie sind ja endlich wach, junger Herr. Ich hatte schon befürchtet, dass es mit Ihnen zu Ende geht.“
Phil versuchte, etwas zu antworten, doch seine Lippen waren zu schwer um sie zu öffnen, jeder Laut eine zu große Anstrengung. Die Frau schien seine Bemühungen zu bemerken:
„Sie sollten sich noch nicht anstrengen. Sie sind zwar über den Berg, aber ihre Verletzungen sind trotzdem schwer und es wäre das Beste, wenn sie sich noch eine Weile ausruhen würden. Schlafen Sie am Besten noch eine Runde, dann wird es Ihnen besser gehen.“
Kaum war die Frau in Richtung Tür gegangen, fielen Phil die Augen zu.
Am nächsten Tag wachte Phil wieder auf. Diesmal fühlte er sich tatsächlich ein wenig besser. Vorsichtig sah er sich genauer in dem Raum um. Es war ein kleines Zimmer, in dem ein Bett, ein Schreibtisch und eine kleine Kommode standen. Neben dem Bett war ein kleines Fenster, es war geöffnet und ein leichter Wind wehte die weißen Gardienen in das Zimmer hinein.
Die Frau saß auf dem Stuhl neben dem Schreibtisch und war in ein Buch vertieft. Phil fühlte sich unbeobachtet und wollte sich zur Seite drehen, um einen besseren Überblick zu erhalten. Seine Seite schmerzte. Vorsichtig fühlte er mit der Hand über die Wunde. Sie war verbunden worden.
Wo war er hier bloß? Er sah in Richtung des Fensters, doch viel konnte er von seiner Position aus nicht erkennen.
Plötzlich kam eine Taube angeflogen und setzte sich, ohne jegliche Scheu, auf den Fenstersims. Sie rückte ihre Federn zurecht, griff mit dem einen Flügel unter den anderen und holte eine kleine Sonnenbrille hervor, die sie sich auf den Schnabel setzte. Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, begann die Taube auch noch zu sprechen:
„Madam, bei Ihnen ist alles in Ordnung, wie ich vermute?“
Die Frau blickte kurz von ihrem Buch auf und nickte der Taube zu.
„Und wie steht es um unseren jungen Gast? Miss Sofie ist immer noch in Sorge um seinen Zustand“, fuhr die Taube fort.
Scheinbar wunderte sich die Frau gar nicht darüber, dass diese Taube sprechen konnte. Wahrscheinlich war es nur ein Traum, den Phil gerade hatte. Aber seit wann verspürte man in Träumen Schmerzen? Jetzt ergriff die Frau das Wort:
„Nach meiner Beurteilung ist der junge Herr auf dem besten Weg der Besserung. Oder liege ich da falsch?“
Die Frau sah Phil direkt in die Augen. Wie lange wusste sie schon, dass er wach war? Nun ließ auch die Taube den Blick auf Phil wandern:
„Oh, Sie sind wach, junger Herr.“
„Es würde uns sehr weiter helfen, wenn Sie uns berichten würden, wie sie sich derzeit fühlen, junger Herr“, fuhr die Frau fort. Sie sah die Taube an.
„Sofern Ihnen unsere kleine Unterhaltung gerade nicht die Sprache verschlagen hat.“
Phil war tatsächlich sprachlos. Er brauchte einen Moment, um die Worte in seinem Mund zu sortieren, bevor er sagte:
„Könnten Sie mir bitte verraten, in was für einem Theaterstück ich mich hier befinde? Oder wollen Sie mir weiß machen, dass Tauben sprechen können?“
Die Frau konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Sie musterte Phil erneut:
„Ich denke, dass es momentan nicht sonderlich wichtig ist, ob Tauben sprechen können oder Kühe fliegen. Ihr gesundheitlicher Zustand ist sicherlich relevanter. Dürften wir also erfahren, wie Sie sich fühlen?“
„ Was geht Sie das eigentlich an? Ich habe das Recht dazu, zu erfahren, was hier für ein Spiel gespielt wird!“
Phil reagierte wahrlich etwas forsch. Und im selben Ton antwortete ihm die Frau auch:
„Es geht mich sehr wohl etwas an, wie es Ihnen geht! Ohne die Initiative von Miss Sofie würden Sie sich die Radieschen nämlich schon von unten ansehen! Und in diesen unruhigen Zeiten ist es zumal nicht selbstverständlich, dass wildfremde Menschen von der Straße gesammelt werden und gesund gepflegt werden. Oder wollten Sie unbedingt sterben? Ich denke, es ist mein Recht als Ärztin, zu erfahren, wie es Ihnen geht!“
Phil war wieder sprachlos. Das es so schlimm um ihn gestanden hatte, war ihm bisher nicht bewusst gewesen. Er hatte dieser Miss Sofie scheinbar tatsächlich sein Leben zu verdanken.
Ohne ein weiteres Wort des Protestes berichtete Phil der Frau, dass Sie sich nicht mehr um ihn kümmern bräuchte, da er schon wieder in bester Verfassung wäre, um wieder seinen eigenen Weg zu gehen.
Die Einschätzung der Frau fiel dann doch etwas härter aus, denn sie verordnete Phil noch mindestens eine Woche strikte Bettruhe, um seine Verletzungen auszukurieren.
„Ich denke allerdings kaum, dass es Ihnen in dieser Zeit langweilig werden wird. Die Taubenschutzwache hat nämlich immer interessante Dinge zu berichten. Und Miss Sofie möchte Sie auch gerne persönlich kennen lernen“,
Die Frau sah noch kurz die Taube an und, ohne ein weiteres Wort, verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Phil blickte zu der Taube herüber.
„Und du sollst diese Taubenschutzwache sein? Was beschützt du denn? Den Boden vor Unkraut?“
Die Taube gurrte beleidigt:
„Natürlich nicht. Und außerdem bin ich Bote. Die Taubenschutzwache besteht aus einigen Tauben, die das gesamte Gebiet überwachen.“
Phil rollte etwas ungläubig mit den Augen: „So, so.“
„Ich muss nun weiter meiner Arbeit nachgehen“, sagte die Taube, „Nachher wird Miss Sofie Ihnen noch einen kleinen Besuch abstatten. Und wenn sie ihr auch nur ein Haar krümmen, bekommen sie es mit der gesamten Taubenschutzwache zu tun!“
„ Oh! Jetzt bekomme ich aber Angst. Aber keine Sorge, Ich tu eurer Miss Sofie schon nichts.“
Die Taube flog wieder davon und Phil betrachtete die Decke des Zimmers.
„Wie diese Miss Sofie wohl ist? Sie scheint auf jeden Fall nett zu sein, denn soweit ich das jetzt verstanden habe, habe ich Ihr mein Leben zu verdanken.“
Teil I: Wer ist Blackstar?
Prolog
Phil schreckte hoch.
Er sah sich um. Er hatte keine Ahnung, wie er in dieses Zimmer gekommen war. Die Wände waren weiß gestrichen und auch die gesamte Einrichtung war in hellen Tönen gestaltet. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte war, dass er in Richtung Westen geflohen war. Er war verwundet worden, das wusste er noch, und er war in den Westen geflohen, hinein in dieses schreckliche Gewitter. Bis vor das Tor eines großen Anwesens hatte er es geschafft. Mehr wusste er nicht mehr.
Die Tür öffnete sich und eine weiße Gestalt betrat den Raum.
Ein Lichtwesen? Wenn das ein Engel ist, bin ich sicher, dass ich tot bin, dachte er.
Sein Kopf dröhnte und sein gesamter Körper schmerzte.
Die Gestalt näherte sich seinem Bett. Es war eine Frau, die in weiß gekleidet war. Sie sah ihn an und sagte mir ruhiger Stimme:
„Sie sind ja endlich wach, junger Herr. Ich hatte schon befürchtet, dass es mit Ihnen zu Ende geht.“
Phil versuchte, etwas zu antworten, doch seine Lippen waren zu schwer um sie zu öffnen, jeder Laut eine zu große Anstrengung. Die Frau schien seine Bemühungen zu bemerken:
„Sie sollten sich noch nicht anstrengen. Sie sind zwar über den Berg, aber ihre Verletzungen sind trotzdem schwer und es wäre das Beste, wenn sie sich noch eine Weile ausruhen würden. Schlafen Sie am Besten noch eine Runde, dann wird es Ihnen besser gehen.“
Kaum war die Frau in Richtung Tür gegangen, fielen Phil die Augen zu.
Am nächsten Tag wachte Phil wieder auf. Diesmal fühlte er sich tatsächlich ein wenig besser. Vorsichtig sah er sich genauer in dem Raum um. Es war ein kleines Zimmer, in dem ein Bett, ein Schreibtisch und eine kleine Kommode standen. Neben dem Bett war ein kleines Fenster, es war geöffnet und ein leichter Wind wehte die weißen Gardienen in das Zimmer hinein.
Die Frau saß auf dem Stuhl neben dem Schreibtisch und war in ein Buch vertieft. Phil fühlte sich unbeobachtet und wollte sich zur Seite drehen, um einen besseren Überblick zu erhalten. Seine Seite schmerzte. Vorsichtig fühlte er mit der Hand über die Wunde. Sie war verbunden worden.
Wo war er hier bloß? Er sah in Richtung des Fensters, doch viel konnte er von seiner Position aus nicht erkennen.
Plötzlich kam eine Taube angeflogen und setzte sich, ohne jegliche Scheu, auf den Fenstersims. Sie rückte ihre Federn zurecht, griff mit dem einen Flügel unter den anderen und holte eine kleine Sonnenbrille hervor, die sie sich auf den Schnabel setzte. Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, begann die Taube auch noch zu sprechen:
„Madam, bei Ihnen ist alles in Ordnung, wie ich vermute?“
Die Frau blickte kurz von ihrem Buch auf und nickte der Taube zu.
„Und wie steht es um unseren jungen Gast? Miss Sofie ist immer noch in Sorge um seinen Zustand“, fuhr die Taube fort.
Scheinbar wunderte sich die Frau gar nicht darüber, dass diese Taube sprechen konnte. Wahrscheinlich war es nur ein Traum, den Phil gerade hatte. Aber seit wann verspürte man in Träumen Schmerzen? Jetzt ergriff die Frau das Wort:
„Nach meiner Beurteilung ist der junge Herr auf dem besten Weg der Besserung. Oder liege ich da falsch?“
Die Frau sah Phil direkt in die Augen. Wie lange wusste sie schon, dass er wach war? Nun ließ auch die Taube den Blick auf Phil wandern:
„Oh, Sie sind wach, junger Herr.“
„Es würde uns sehr weiter helfen, wenn Sie uns berichten würden, wie sie sich derzeit fühlen, junger Herr“, fuhr die Frau fort. Sie sah die Taube an.
„Sofern Ihnen unsere kleine Unterhaltung gerade nicht die Sprache verschlagen hat.“
Phil war tatsächlich sprachlos. Er brauchte einen Moment, um die Worte in seinem Mund zu sortieren, bevor er sagte:
„Könnten Sie mir bitte verraten, in was für einem Theaterstück ich mich hier befinde? Oder wollen Sie mir weiß machen, dass Tauben sprechen können?“
Die Frau konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Sie musterte Phil erneut:
„Ich denke, dass es momentan nicht sonderlich wichtig ist, ob Tauben sprechen können oder Kühe fliegen. Ihr gesundheitlicher Zustand ist sicherlich relevanter. Dürften wir also erfahren, wie Sie sich fühlen?“
„ Was geht Sie das eigentlich an? Ich habe das Recht dazu, zu erfahren, was hier für ein Spiel gespielt wird!“
Phil reagierte wahrlich etwas forsch. Und im selben Ton antwortete ihm die Frau auch:
„Es geht mich sehr wohl etwas an, wie es Ihnen geht! Ohne die Initiative von Miss Sofie würden Sie sich die Radieschen nämlich schon von unten ansehen! Und in diesen unruhigen Zeiten ist es zumal nicht selbstverständlich, dass wildfremde Menschen von der Straße gesammelt werden und gesund gepflegt werden. Oder wollten Sie unbedingt sterben? Ich denke, es ist mein Recht als Ärztin, zu erfahren, wie es Ihnen geht!“
Phil war wieder sprachlos. Das es so schlimm um ihn gestanden hatte, war ihm bisher nicht bewusst gewesen. Er hatte dieser Miss Sofie scheinbar tatsächlich sein Leben zu verdanken.
Ohne ein weiteres Wort des Protestes berichtete Phil der Frau, dass Sie sich nicht mehr um ihn kümmern bräuchte, da er schon wieder in bester Verfassung wäre, um wieder seinen eigenen Weg zu gehen.
Die Einschätzung der Frau fiel dann doch etwas härter aus, denn sie verordnete Phil noch mindestens eine Woche strikte Bettruhe, um seine Verletzungen auszukurieren.
„Ich denke allerdings kaum, dass es Ihnen in dieser Zeit langweilig werden wird. Die Taubenschutzwache hat nämlich immer interessante Dinge zu berichten. Und Miss Sofie möchte Sie auch gerne persönlich kennen lernen“,
Die Frau sah noch kurz die Taube an und, ohne ein weiteres Wort, verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Phil blickte zu der Taube herüber.
„Und du sollst diese Taubenschutzwache sein? Was beschützt du denn? Den Boden vor Unkraut?“
Die Taube gurrte beleidigt:
„Natürlich nicht. Und außerdem bin ich Bote. Die Taubenschutzwache besteht aus einigen Tauben, die das gesamte Gebiet überwachen.“
Phil rollte etwas ungläubig mit den Augen: „So, so.“
„Ich muss nun weiter meiner Arbeit nachgehen“, sagte die Taube, „Nachher wird Miss Sofie Ihnen noch einen kleinen Besuch abstatten. Und wenn sie ihr auch nur ein Haar krümmen, bekommen sie es mit der gesamten Taubenschutzwache zu tun!“
„ Oh! Jetzt bekomme ich aber Angst. Aber keine Sorge, Ich tu eurer Miss Sofie schon nichts.“
Die Taube flog wieder davon und Phil betrachtete die Decke des Zimmers.
„Wie diese Miss Sofie wohl ist? Sie scheint auf jeden Fall nett zu sein, denn soweit ich das jetzt verstanden habe, habe ich Ihr mein Leben zu verdanken.“
Re: Sofie
Ein... nunja... seltsamer Anfang. Aber eine coole Idee.^^ Freue mich schon auf das zweite Kapitel. Hab auch keine Rechtschreibfehler oder auffallende Grammatikfehler gefunden. Wirklich sehr gut.^^ Zwei Daumen hoch.
Jinn (ER)- Forum Groupie
- Anzahl der Beiträge : 2703
Alter : 38
Ort : Nicht hier, nicht da... irgendwo
Laune : Manisch Glücklich XD
Anmeldedatum : 15.04.08
Re: Sofie
Also, der Anfang gefällt mir ausgesprochen gut!! Wer wohl diese Miss Sofie ist? Es ist auf alle Fälle eine super tolle Idee, freu mich schon auf das nächste Kapitel!!
Du hast wirklich einen wunderbaren Schreibstil, du solltest Autorin werden!! Am aller besten finde ich diese Taube!! Die ist echt witzig!! Gut, dass du die eingebaut hast!! Ich hoffe, sie kommt öfters vor.
Mau!! Lu-chan
Du hast wirklich einen wunderbaren Schreibstil, du solltest Autorin werden!! Am aller besten finde ich diese Taube!! Die ist echt witzig!! Gut, dass du die eingebaut hast!! Ich hoffe, sie kommt öfters vor.
Mau!! Lu-chan
Lumina- Admin
- Anzahl der Beiträge : 3329
Alter : 33
Ort : Zwischen Unordnung und Radiergummifusseln
Anmeldedatum : 19.03.08
Re: Sofie
THX für die Commis! Naja, ich sag ja immer: Wer nen Fehler findet, darf ihn behalten XD Also bei so tollen Lesern MUSS ich doch gleich das nächste Kapitel reinstellen! Erstmal geht das ja auch noch gut, da ich noch n paar Chaps fertig bearbeitet hab... Später könnten dann längere Wartezeiten auf euch zukommen... Und ich werd' auch versuchen, wenn die Story endlich ma fertig ist, auch nen Verlag zu finden^^ So, jetzt aber genug gelabert, hier kommt das nächste Kapitel:
Miss Sofie
Es klopfte. Die Tür öffnete sich einen Spalt breit und eine leise Mädchenstimme drang ins Innere des Raumes:
„Entschuldigung, aber darf ich herein kommen?“
Neugierig antwortete Phil:
„Natürlich.“
Sprachlos sah er auf die junge Frau, die das Zimmer betrat. Sie war wunderschön, vielleicht etwas jünger als Phil selbst und setzte sich vorsichtig auf den Stuhl neben dem Schreibtisch. Mit ihrer klaren Stimme begann sie:
„Es tut mir leid, wenn ich Sie störe. Ich wollte mich erkundigen, Wie es Ihnen geht.“
„ Aber nicht doch. Sie stören doch nicht.“
Phil griff sich etwas verlegen an den Hinterkopf. Wer war diese Mädchen bloß?
„Ich hoffe, dass es ihnen inzwischen wieder besser geht…“
Das Mädchen senkte den Kopf und sah zu Boden.
„Aber sicher doch! Ich bin schon wieder fast topfit!“
Sie hob den Kopf wieder ein Stück und lächelte Phil kurz an, worauf sie den Kopf wieder senkte.
„Mein Name ist Sofie. Meinem Vater gehört dieses Anwesen und…“
„Dann sind Sie es, denen ich mein Leben zu verdanken habe?“, unterbrach Phil sie.
Etwas verlegen spielte sie mit ihren Händen. Sie sagte nichts, sondern nickte nur kurz.
„Mein Name ist Phil. Dann muss ich mich wohl bei Ihnen dafür bedanken.“
Eine Weile saßen die beiden schweigend zusammen, Sofies Blick auf den Fußboden gerichtet und auch Phil hatte seinen Blick inzwischen von Sofie abgewendet, um sie nicht in Bedrängnis zu bringen. Nach einer Weile der Stille drang ein Vogelzwitschern durch das offene Fenster. Phil sah kurz hinaus und sah den strahlend blauen Himmel, der sich dort erstreckte.
„Es ist wirklich traumhaft schön, das Wetter heute…“
Sofie sah nur kurz auf. Sie nickte und wandte ihren Blick verlegen wieder dem Fußboden zu.
Wie kann ich am Besten eine Unterhaltung beginnen? , fragte Phil sich.
Er sah sich um, doch Nichts gab ihm eine Idee, über was er mit Sofie reden konnte, ohne dass sie sich gleich wieder schämte.
„Was halten Sie davon, wenn wir das Sie einfach weg lassen. Da fühlt man sich gleich so alt… Sie können mich auf jeden Fall Phil nennen.“
„ Äh… okay. Ich bin Sofie.“
Wieder sah sie nur kurz auf, wendete ihren Blick jedoch nicht mehr auf den Fußboden, sondern auf das Fenster.
„Mich würde interessieren, wo Sie… äh, ich meine du, herkommst. Ich habe dich hier noch nie gesehen, bevor du ohnmächtig vor unserem Anwesen gelegen hast.“
Bewusst versuchte sie, Phil nicht direkt anzusehen, sie konzentrierte sich auf die Bewegung der Gardienen.
„Ich stamme aus Katara, das liegt östlich von hier, wenn ich nicht irre…“
„Ja, im Osten. Im östlichen Nachbarland.“
Wieder war ein Moment Stille, bis Sofie wieder das Wort ergriff:
„Darf ich fragen, was passiert ist? Ich habe gehört, dass im Osten ein Bürgerkrieg tobt.“
Phil überlegt einen Moment, wie er es am Besten sagen konnte, ohne sich gleich in irgendwelche Probleme zu stürzen.
„Ja, dort gibt es einen Bürgerkrieg. Ich war in diesen Anschlag auf den Verpflegungstransport neulich verwickelt, wenn du davon gehört hast.“
Dass er selber an dem Anschlag beteiligt war, als ein Mitglied der Rebellen, hielt Phil vorerst noch geheim. Wer wusste, auf welcher Seite diese Sofie stand oder zu wem ihre Familie Kontakte pflegte.
„Meinst du diesen Anschlag auf den Transport vor einer Woche?“
Eine Woche? So viel Zeit war schon vergangen?
„Ja, das muss es gewesen sein.“
„Ich hätte dann noch eine Frage an dich.“
Phil wirkte etwas unsicher, ob er das wirklich jetzt fragen sollte.
„Ja, was ist denn?“
„Nun“, begann Phil, „Warum konnte diese eine Taube da eben sprechen?“
Sofie überlegte einen Augenblick.
„Ja… Das ist etwas schwer zu erklären. Es ist nämlich eigentlich so, dass alle Tauben sprechen können. Sie reden nur nicht mit uns Menschen.“
Sie machte eine kurze Pause.
„Früher wurden Tauben von vielen Menschen zur Nachrichtenübermittlung benutzt, sie dienten auch sehr oft als eine Wache aus der Luft. Aber in den Jahren ist es irgendwie immer mehr in Vergessenheit geraten, was Tauben alles können. Und auch die Tauben selber wollten nicht mehr wirklich, dass andere Menschen von ihren Fähigkeiten wussten. Und seitdem wissen nur noch wenige Menschen darüber bescheid, dass Tauben sprechen können.“
Phil schaute Sofie einen Moment ungläubig an. Dann dachte er aber noch einmal über die ganze Sache nach. Irgendwie machte es einen Sinn. Wenn die Tauben nicht mit den Menschen reden wollten, war es nicht verwunderlich, dass kaum jemand darüber bescheid wusste, dass sie sprechen konnten. Und dass sie sprechen konnten, hatte er ja selbst gehört.
Die nächsten Tage verliefen ziemlich ruhig und es passierte nichts Besonderes. Selbst die Tauben, die Phil eigentlich jeden Tag ein par mal besuchten, berichteten keine besonders interessanten Sachen.
Sofie besuchte Phil auch mehrmals am Tag. Es hatte sich eine richtige, kleine Freundschaft zwischen den Beiden entwickelt. Er war nicht sparsam mit Komplimenten und sie nicht weniger neugierig, was Phils Vergangenheit betraf. Doch über diese wollte er nicht gerne reden. Meistens sagte er entweder, dass es da nichts Interessantes zu erzählen gäbe oder dass er sich nicht mehr genau erinnern konnte.
Auch Sofies Vater schaute ein zweimal bei Phil vorbei. Er war ein Mann mitte Vierzig, der allerdings nicht besonders gesprächig war. Die meiste Zeit verbrachte er sowieso in seinem Zimmer oder war auf irgendwelchen Ausflügen.
Schließlich erhielt Phil das Okay von der Ärztin, aufstehen zu dürfen und sich auf dem Anwesen freu zu bewegen. Sofie war ein wenig erstaunt über Phils durchtrainierten Körper, denn bisher hatte sie ihn ja nur im Bett liegend gesehen. Die Beiden machten einige Spaziergänge über das Anwesen und redeten dabei über alles Mögliche.
„Phil, ich würde unglaublich gerne mal wieder zum Strand gehen. Ich war eine halbe Ewigkeit nicht mehr da. Aber Vater wird mir bestimmt nicht erlauben, dort alleine hin zu gehen. Würdest du mitkommen?“
Phil war nicht abgeneigt von der Idee. Endlich würde er mal aus dem Anwesen heraus kommen und sich ein Bild davon machen können, wo er sich hier eigentlich befand. Und am Strand war er auch schon seit Jahren nicht mehr gewesen. Katara, die Hauptstadt im Osten, aus der er kam, lag nicht am Meer. Und dass er das letzte Mal dort gewesen war, war auch schon eine ganze Weile her.
Miss Sofie
Es klopfte. Die Tür öffnete sich einen Spalt breit und eine leise Mädchenstimme drang ins Innere des Raumes:
„Entschuldigung, aber darf ich herein kommen?“
Neugierig antwortete Phil:
„Natürlich.“
Sprachlos sah er auf die junge Frau, die das Zimmer betrat. Sie war wunderschön, vielleicht etwas jünger als Phil selbst und setzte sich vorsichtig auf den Stuhl neben dem Schreibtisch. Mit ihrer klaren Stimme begann sie:
„Es tut mir leid, wenn ich Sie störe. Ich wollte mich erkundigen, Wie es Ihnen geht.“
„ Aber nicht doch. Sie stören doch nicht.“
Phil griff sich etwas verlegen an den Hinterkopf. Wer war diese Mädchen bloß?
„Ich hoffe, dass es ihnen inzwischen wieder besser geht…“
Das Mädchen senkte den Kopf und sah zu Boden.
„Aber sicher doch! Ich bin schon wieder fast topfit!“
Sie hob den Kopf wieder ein Stück und lächelte Phil kurz an, worauf sie den Kopf wieder senkte.
„Mein Name ist Sofie. Meinem Vater gehört dieses Anwesen und…“
„Dann sind Sie es, denen ich mein Leben zu verdanken habe?“, unterbrach Phil sie.
Etwas verlegen spielte sie mit ihren Händen. Sie sagte nichts, sondern nickte nur kurz.
„Mein Name ist Phil. Dann muss ich mich wohl bei Ihnen dafür bedanken.“
Eine Weile saßen die beiden schweigend zusammen, Sofies Blick auf den Fußboden gerichtet und auch Phil hatte seinen Blick inzwischen von Sofie abgewendet, um sie nicht in Bedrängnis zu bringen. Nach einer Weile der Stille drang ein Vogelzwitschern durch das offene Fenster. Phil sah kurz hinaus und sah den strahlend blauen Himmel, der sich dort erstreckte.
„Es ist wirklich traumhaft schön, das Wetter heute…“
Sofie sah nur kurz auf. Sie nickte und wandte ihren Blick verlegen wieder dem Fußboden zu.
Wie kann ich am Besten eine Unterhaltung beginnen? , fragte Phil sich.
Er sah sich um, doch Nichts gab ihm eine Idee, über was er mit Sofie reden konnte, ohne dass sie sich gleich wieder schämte.
„Was halten Sie davon, wenn wir das Sie einfach weg lassen. Da fühlt man sich gleich so alt… Sie können mich auf jeden Fall Phil nennen.“
„ Äh… okay. Ich bin Sofie.“
Wieder sah sie nur kurz auf, wendete ihren Blick jedoch nicht mehr auf den Fußboden, sondern auf das Fenster.
„Mich würde interessieren, wo Sie… äh, ich meine du, herkommst. Ich habe dich hier noch nie gesehen, bevor du ohnmächtig vor unserem Anwesen gelegen hast.“
Bewusst versuchte sie, Phil nicht direkt anzusehen, sie konzentrierte sich auf die Bewegung der Gardienen.
„Ich stamme aus Katara, das liegt östlich von hier, wenn ich nicht irre…“
„Ja, im Osten. Im östlichen Nachbarland.“
Wieder war ein Moment Stille, bis Sofie wieder das Wort ergriff:
„Darf ich fragen, was passiert ist? Ich habe gehört, dass im Osten ein Bürgerkrieg tobt.“
Phil überlegt einen Moment, wie er es am Besten sagen konnte, ohne sich gleich in irgendwelche Probleme zu stürzen.
„Ja, dort gibt es einen Bürgerkrieg. Ich war in diesen Anschlag auf den Verpflegungstransport neulich verwickelt, wenn du davon gehört hast.“
Dass er selber an dem Anschlag beteiligt war, als ein Mitglied der Rebellen, hielt Phil vorerst noch geheim. Wer wusste, auf welcher Seite diese Sofie stand oder zu wem ihre Familie Kontakte pflegte.
„Meinst du diesen Anschlag auf den Transport vor einer Woche?“
Eine Woche? So viel Zeit war schon vergangen?
„Ja, das muss es gewesen sein.“
„Ich hätte dann noch eine Frage an dich.“
Phil wirkte etwas unsicher, ob er das wirklich jetzt fragen sollte.
„Ja, was ist denn?“
„Nun“, begann Phil, „Warum konnte diese eine Taube da eben sprechen?“
Sofie überlegte einen Augenblick.
„Ja… Das ist etwas schwer zu erklären. Es ist nämlich eigentlich so, dass alle Tauben sprechen können. Sie reden nur nicht mit uns Menschen.“
Sie machte eine kurze Pause.
„Früher wurden Tauben von vielen Menschen zur Nachrichtenübermittlung benutzt, sie dienten auch sehr oft als eine Wache aus der Luft. Aber in den Jahren ist es irgendwie immer mehr in Vergessenheit geraten, was Tauben alles können. Und auch die Tauben selber wollten nicht mehr wirklich, dass andere Menschen von ihren Fähigkeiten wussten. Und seitdem wissen nur noch wenige Menschen darüber bescheid, dass Tauben sprechen können.“
Phil schaute Sofie einen Moment ungläubig an. Dann dachte er aber noch einmal über die ganze Sache nach. Irgendwie machte es einen Sinn. Wenn die Tauben nicht mit den Menschen reden wollten, war es nicht verwunderlich, dass kaum jemand darüber bescheid wusste, dass sie sprechen konnten. Und dass sie sprechen konnten, hatte er ja selbst gehört.
Die nächsten Tage verliefen ziemlich ruhig und es passierte nichts Besonderes. Selbst die Tauben, die Phil eigentlich jeden Tag ein par mal besuchten, berichteten keine besonders interessanten Sachen.
Sofie besuchte Phil auch mehrmals am Tag. Es hatte sich eine richtige, kleine Freundschaft zwischen den Beiden entwickelt. Er war nicht sparsam mit Komplimenten und sie nicht weniger neugierig, was Phils Vergangenheit betraf. Doch über diese wollte er nicht gerne reden. Meistens sagte er entweder, dass es da nichts Interessantes zu erzählen gäbe oder dass er sich nicht mehr genau erinnern konnte.
Auch Sofies Vater schaute ein zweimal bei Phil vorbei. Er war ein Mann mitte Vierzig, der allerdings nicht besonders gesprächig war. Die meiste Zeit verbrachte er sowieso in seinem Zimmer oder war auf irgendwelchen Ausflügen.
Schließlich erhielt Phil das Okay von der Ärztin, aufstehen zu dürfen und sich auf dem Anwesen freu zu bewegen. Sofie war ein wenig erstaunt über Phils durchtrainierten Körper, denn bisher hatte sie ihn ja nur im Bett liegend gesehen. Die Beiden machten einige Spaziergänge über das Anwesen und redeten dabei über alles Mögliche.
„Phil, ich würde unglaublich gerne mal wieder zum Strand gehen. Ich war eine halbe Ewigkeit nicht mehr da. Aber Vater wird mir bestimmt nicht erlauben, dort alleine hin zu gehen. Würdest du mitkommen?“
Phil war nicht abgeneigt von der Idee. Endlich würde er mal aus dem Anwesen heraus kommen und sich ein Bild davon machen können, wo er sich hier eigentlich befand. Und am Strand war er auch schon seit Jahren nicht mehr gewesen. Katara, die Hauptstadt im Osten, aus der er kam, lag nicht am Meer. Und dass er das letzte Mal dort gewesen war, war auch schon eine ganze Weile her.
Re: Sofie
Super Kapi^^
Freu mich auf das nächste... will wissen wies weiter geht Q_Q
Freu mich auf das nächste... will wissen wies weiter geht Q_Q
Jinn (ER)- Forum Groupie
- Anzahl der Beiträge : 2703
Alter : 38
Ort : Nicht hier, nicht da... irgendwo
Laune : Manisch Glücklich XD
Anmeldedatum : 15.04.08
Re: Sofie
Na, wenn ich so lieb gefragt werde... xD Hier das nächste Chap! Hoffe, es gefällt euch auch
Gefahren am Strand
Sofies Vater war trotzdem nicht sonderlich begeistert von der Idee mit dem Ausflug. Jedoch gab er Phil und Sofie seine Erlaubnis. Allerdings nur unter der Bedingung, das sich Phil zuvor noch das Okay der Ärztin einholte.
Im Prinzip hatte die Ärztin nichts dagegen einzuwenden. Sie bestand nur darauf, dass Phil ihr versprach, dass er sich keinesfalls körperlich anstrengen würde.
Somit war also alles für den Strandausflug bereit.
Am nächsten Nachmittag machten sich Phil und Sofie auf den Weg richtung Strand. Als sie die kleine Strandpromenade erreicht hatten, entschuldigte Phil sich für einen Augenblick und bog um eine Ecke. Dort auf dem Boden saßen ein paar Tauben und pickten an einem alten Brötchen herum.
Phil räusperte sich.
Eine der Tauben blickte auf.
Phil sah sie grimmig an.
„Das ist jetzt eure erste und letzte Chance, hier abzuhauen für heute. Ich habe wirklich keine Lust, mich beobachten zu lassen. Und wenn ich eine von euch heute noch mal in der Nähe des Strandes sehe, dann gibt es morgen gebratenes Taubenfilet!“
Darauf drehte Phil sich einfach um und ging wieder zu Sofie.
Als sie am Strand angekommen waren, legte Sofie sich in den warmen Sand. Sie schloss die Augen und die Sonne schien warm auf die Beiden herab. Das Meeresrauschen im Hintergrund klang friedlich und ruhig.
Plötzlich unterbrauch Phils Stimme die Stille. Es hörte sich an, als ob er ein ganzes Stück entfernt von ihr war. Erschrocken richtete Sofie sich auf und sah sich nach Phil um. Als sie ihn entdeckte, stand er bis zur Hüfte im Meerwasser und winkte ihr zu.
„Sofie! Sieh mal! Ich bin scher, das kannst du nicht!“
Er tauchte für einen Moment unter. Erschrocken sprang Sofie auf und lief in die Richtung, wo Phil verschwunden war.
Einen Moment später tauchte Phil wieder auf und hatte dabei einen Fisch zwischen den Zähnen, der angestrengt zappelte.
Sofie konnte sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten. So etwas Komisches hatte sie noch nie gesehen.
Phil versuchte, den Fisch im Mund zu behalten und so an Land zu bringen, doch der Fisch zappelte so stark, dass er mit einem Satz Phil aus dem Mund sprang und wieder in dem Wellen verschwand.
Phil kam zurück an den Strand und legte sich neben Sofie in den Sand.
„Wunderbares Wetter, nicht wahr? Einfach schön dieser Sonnenschein!“
„Ja, vor allem aber die Fische scheinen heute gut zu beißen.“
Sie drehte sich vor Lachen im Sand. Auch Phil musste in das Gelächter mit einstimmen.
„Du sahst eben so was von dämlich aus mit dem Fisch im Mund!“
Phil verzog das Gesicht zu einer Beleidigten Miene, doch so recht wollte es ihm im Lachen nicht gelingen.
„Das war aber keine nette Bemerkung“, versuchte er zu schmollen, doch es kam nicht wirklich rüber, da er über sich selbst lachen musste.
Dieser Tag verging wie im Flug.
Die ersten Sterne und die Mondsichel waren schon am Himmel zu erkennen, als sich Phil und Sofie auf den Weg nach Hause machten. Sei unterhielten sich weiter und lachten über alles Mögliche, als Phil plötzlich verstummte und innehielt.
Sofie lag schon die Frage auf den Lippen, was denn los sei, als Phil ihr symbolisch den Finger auf die Lippen legte und sie damit anwies, stil zu sein.
Er lauschte in den Abend. Es war still. Völlig still. Zu still.
Nicht einmal ein Vogel oder ein anderes Tier waren zu hören, Es herrschte völlige Stille.
Beunruhigt sah Phil sich um.
Plötzlich hörte er einen Ast ganz in der Nähe knacken. Ihm folgte leises Gelächter.
Phil drehte sich in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren.
Aus dem Halbdunkel traten drei Gestalten heraus.
Einer der Drei trat vor, hinein in das Mondlicht. Ein junger Mann mit kurzen, blonden Haaren. Seine stählernen Augen fixierten Phil und Sofie eiskalt. Hämisch grinsend wippte er mit einer Eisenstange in seinen Händen.
Vermutlich war er der Anführer der Drei.
Sein Grinsen wurde noch breiter und gierig sah er in Richtung Sofie.
„Mhm, Männer! Seht euch diesen kleinen Leckerbissen da vorne an! Und einen Spielgefährten hat uns die Süße auch noch mitgebracht, damit wir uns nicht gleich so langweilen!“
Die beiden anderen Männer, jeweils auch mit einer Eisenstange bewaffnet, traten lachend nach vorne.
Instinktiv stellte sich Phil zwischen Sofie und die Männer.
„Zischt ab von hier! Ihr habt hier nichts verloren! Lasst sie in Ruhe! Sonst bekommt ihr es mit mir zu tun!“
Der Anführer brach in Gelächter aus.
„Ist das nicht goldig? Jetzt bekommen wir aber Angst! Du bist sicherlich Superman und wirst und gleich gehörig den Hintern versohlen!“
Seine Miene wurde ernst.
„Du hast mich beleidigt.“
Mit einem Handzeichen befahl er den Anderen, auf Phil und Sofie loszugehen.
Die beiden Hünen rannten mit ihren Eisenstangen auf Phil zu.
Er trat ein paar Schritte nach vorne, damit Sofie außer Gefahr war.
Phil wich den Schlägen der beiden Männer geschickt aus. Das schien den Angreifern gar nicht zu gefallen und so gingen sie von zwei Seiten wild auf Phil zu.
Phil duckte sich kurz, worauf die Männer sich gegenseitig außer Gefecht setzten.
Er richtete sich wieder auf. Sofie konnte durch die zunehmende Dunkelheit nicht genau erkennen, was dort vor sich ging. Sei erkannte nur, wie Phil sich an die Seite fasste, als er aufstand.
„Phil! Was ist? Ist etwas mit deinen Wunde?“
Sie rannte ein Stück auf ihn zu, als Phil mit leicht zitternder Stimme schrie, sie solle zurück bleiben und sich keine Sorgen machen.
Der Anführer der Bande kam jetzt auf Phil zu.
„Ich bin beeindruckt. Obwohl die Beiden sowieso mehr Muskeln als Grips hatten. Trotzdem scheine ich dich ein wenig unterschätzt zu haben. Und selbst ohne diene kleine Verletzung da hättest du keine Chance.“
Der Anführer ging im selben Moment auf Phil los. Es war deutlich zu erkennen, dass Phil größere Mühe hatte, den Schlägen der Eisenstange auszuweichen. An Angriff war gar nicht erst zu denken.
Als er sich kurz zu Sofie umdrehte, nutzte sein Gegner die Chance und schlug mit der Stange genau auf die verwundete Stelle.
Phil schrie mit schmerzverzerrter Stimme auf und sank zu Boden.
Sofie wollte ihm zur Hilfe eilen, doch er schrie:
„Nein! Bleib außen vor! Wirf mir eine der Stangen zu! Schnell!“
Phil drehte sich vor Schmerz stöhnend aus der Angriffslinie des Anführers und stand vorsichtig auf.
Sofie rannte in Richtung der beiden bewusstlosen Männer und riss einem von ihnen die Eisenstange aus den Händen. Dann rannte sie ein Stück auf Phil zu.
„Phil! Hier!“
Sie warf ihm die Stange zu.
Phil sprang einen Meter zurück und fing die Stange auf. Er atmete zweimal tief durch und ging dann wieder langsam auf den Mann zu.
Phil lachte diesmal.
„Ich glaube, jetzt hast DU keine Chance mehr!“
Er rannte auf den Mann zu. Dieser war völlig überrascht von der plötzlichen Attacke und konnte den Schlägen kaum ausweichen.
Einen Moment später lag er schon auf dem Boden, Phil stand über ihm und richtete die Eisenstange an seinen Hals wie ein Krieger sein Schwert.
Zitternd kroch der Anführer ein paar Meter zurück.
„Verdammt! Wer bist du? Oder was bist du?“
Phil beugte sich herunter und flüsterte dem Mann etwas zu. Sofie stand zu weit abseits, um etwas davon zu verstehen.
Der Mann wurde bleich im Gesicht.
„D- das ist unmöglich! Das kann nicht sein!“
Er stolperte zurück und rannte in die Nacht davon.
Sofie rannte auf Phil zu. Besorgt, aber auch etwas stolz auf ihn, musterte sie ihn. Ihr Blick blieb an einem immer größer werdenden, dunklen Fleck an seiner Seite hängen.
„Oh Nein! Deine Wunde! Sie blutet wieder!“
Phil kam noch einen Schritt auf sie zu und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Ist halb so schlimm wie es aussieht. Lass uns aber lieber wieder zu dir nach Hause gehen, es ist schon spät.“
Sofie nickte.
Sie ging ein paar Schritte vor, als Phil plötzlich inter ihr zusammen brach.
Sofie kniete sich sofort neben ihn.
„Phil? Was ist los mit dir? Phil!“
Hilfe suchend sah sie sich um. Niemand war zu sehen.
Voller Verzweiflung schrie sie in die Nacht.
Gefahren am Strand
Sofies Vater war trotzdem nicht sonderlich begeistert von der Idee mit dem Ausflug. Jedoch gab er Phil und Sofie seine Erlaubnis. Allerdings nur unter der Bedingung, das sich Phil zuvor noch das Okay der Ärztin einholte.
Im Prinzip hatte die Ärztin nichts dagegen einzuwenden. Sie bestand nur darauf, dass Phil ihr versprach, dass er sich keinesfalls körperlich anstrengen würde.
Somit war also alles für den Strandausflug bereit.
Am nächsten Nachmittag machten sich Phil und Sofie auf den Weg richtung Strand. Als sie die kleine Strandpromenade erreicht hatten, entschuldigte Phil sich für einen Augenblick und bog um eine Ecke. Dort auf dem Boden saßen ein paar Tauben und pickten an einem alten Brötchen herum.
Phil räusperte sich.
Eine der Tauben blickte auf.
Phil sah sie grimmig an.
„Das ist jetzt eure erste und letzte Chance, hier abzuhauen für heute. Ich habe wirklich keine Lust, mich beobachten zu lassen. Und wenn ich eine von euch heute noch mal in der Nähe des Strandes sehe, dann gibt es morgen gebratenes Taubenfilet!“
Darauf drehte Phil sich einfach um und ging wieder zu Sofie.
Als sie am Strand angekommen waren, legte Sofie sich in den warmen Sand. Sie schloss die Augen und die Sonne schien warm auf die Beiden herab. Das Meeresrauschen im Hintergrund klang friedlich und ruhig.
Plötzlich unterbrauch Phils Stimme die Stille. Es hörte sich an, als ob er ein ganzes Stück entfernt von ihr war. Erschrocken richtete Sofie sich auf und sah sich nach Phil um. Als sie ihn entdeckte, stand er bis zur Hüfte im Meerwasser und winkte ihr zu.
„Sofie! Sieh mal! Ich bin scher, das kannst du nicht!“
Er tauchte für einen Moment unter. Erschrocken sprang Sofie auf und lief in die Richtung, wo Phil verschwunden war.
Einen Moment später tauchte Phil wieder auf und hatte dabei einen Fisch zwischen den Zähnen, der angestrengt zappelte.
Sofie konnte sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten. So etwas Komisches hatte sie noch nie gesehen.
Phil versuchte, den Fisch im Mund zu behalten und so an Land zu bringen, doch der Fisch zappelte so stark, dass er mit einem Satz Phil aus dem Mund sprang und wieder in dem Wellen verschwand.
Phil kam zurück an den Strand und legte sich neben Sofie in den Sand.
„Wunderbares Wetter, nicht wahr? Einfach schön dieser Sonnenschein!“
„Ja, vor allem aber die Fische scheinen heute gut zu beißen.“
Sie drehte sich vor Lachen im Sand. Auch Phil musste in das Gelächter mit einstimmen.
„Du sahst eben so was von dämlich aus mit dem Fisch im Mund!“
Phil verzog das Gesicht zu einer Beleidigten Miene, doch so recht wollte es ihm im Lachen nicht gelingen.
„Das war aber keine nette Bemerkung“, versuchte er zu schmollen, doch es kam nicht wirklich rüber, da er über sich selbst lachen musste.
Dieser Tag verging wie im Flug.
Die ersten Sterne und die Mondsichel waren schon am Himmel zu erkennen, als sich Phil und Sofie auf den Weg nach Hause machten. Sei unterhielten sich weiter und lachten über alles Mögliche, als Phil plötzlich verstummte und innehielt.
Sofie lag schon die Frage auf den Lippen, was denn los sei, als Phil ihr symbolisch den Finger auf die Lippen legte und sie damit anwies, stil zu sein.
Er lauschte in den Abend. Es war still. Völlig still. Zu still.
Nicht einmal ein Vogel oder ein anderes Tier waren zu hören, Es herrschte völlige Stille.
Beunruhigt sah Phil sich um.
Plötzlich hörte er einen Ast ganz in der Nähe knacken. Ihm folgte leises Gelächter.
Phil drehte sich in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren.
Aus dem Halbdunkel traten drei Gestalten heraus.
Einer der Drei trat vor, hinein in das Mondlicht. Ein junger Mann mit kurzen, blonden Haaren. Seine stählernen Augen fixierten Phil und Sofie eiskalt. Hämisch grinsend wippte er mit einer Eisenstange in seinen Händen.
Vermutlich war er der Anführer der Drei.
Sein Grinsen wurde noch breiter und gierig sah er in Richtung Sofie.
„Mhm, Männer! Seht euch diesen kleinen Leckerbissen da vorne an! Und einen Spielgefährten hat uns die Süße auch noch mitgebracht, damit wir uns nicht gleich so langweilen!“
Die beiden anderen Männer, jeweils auch mit einer Eisenstange bewaffnet, traten lachend nach vorne.
Instinktiv stellte sich Phil zwischen Sofie und die Männer.
„Zischt ab von hier! Ihr habt hier nichts verloren! Lasst sie in Ruhe! Sonst bekommt ihr es mit mir zu tun!“
Der Anführer brach in Gelächter aus.
„Ist das nicht goldig? Jetzt bekommen wir aber Angst! Du bist sicherlich Superman und wirst und gleich gehörig den Hintern versohlen!“
Seine Miene wurde ernst.
„Du hast mich beleidigt.“
Mit einem Handzeichen befahl er den Anderen, auf Phil und Sofie loszugehen.
Die beiden Hünen rannten mit ihren Eisenstangen auf Phil zu.
Er trat ein paar Schritte nach vorne, damit Sofie außer Gefahr war.
Phil wich den Schlägen der beiden Männer geschickt aus. Das schien den Angreifern gar nicht zu gefallen und so gingen sie von zwei Seiten wild auf Phil zu.
Phil duckte sich kurz, worauf die Männer sich gegenseitig außer Gefecht setzten.
Er richtete sich wieder auf. Sofie konnte durch die zunehmende Dunkelheit nicht genau erkennen, was dort vor sich ging. Sei erkannte nur, wie Phil sich an die Seite fasste, als er aufstand.
„Phil! Was ist? Ist etwas mit deinen Wunde?“
Sie rannte ein Stück auf ihn zu, als Phil mit leicht zitternder Stimme schrie, sie solle zurück bleiben und sich keine Sorgen machen.
Der Anführer der Bande kam jetzt auf Phil zu.
„Ich bin beeindruckt. Obwohl die Beiden sowieso mehr Muskeln als Grips hatten. Trotzdem scheine ich dich ein wenig unterschätzt zu haben. Und selbst ohne diene kleine Verletzung da hättest du keine Chance.“
Der Anführer ging im selben Moment auf Phil los. Es war deutlich zu erkennen, dass Phil größere Mühe hatte, den Schlägen der Eisenstange auszuweichen. An Angriff war gar nicht erst zu denken.
Als er sich kurz zu Sofie umdrehte, nutzte sein Gegner die Chance und schlug mit der Stange genau auf die verwundete Stelle.
Phil schrie mit schmerzverzerrter Stimme auf und sank zu Boden.
Sofie wollte ihm zur Hilfe eilen, doch er schrie:
„Nein! Bleib außen vor! Wirf mir eine der Stangen zu! Schnell!“
Phil drehte sich vor Schmerz stöhnend aus der Angriffslinie des Anführers und stand vorsichtig auf.
Sofie rannte in Richtung der beiden bewusstlosen Männer und riss einem von ihnen die Eisenstange aus den Händen. Dann rannte sie ein Stück auf Phil zu.
„Phil! Hier!“
Sie warf ihm die Stange zu.
Phil sprang einen Meter zurück und fing die Stange auf. Er atmete zweimal tief durch und ging dann wieder langsam auf den Mann zu.
Phil lachte diesmal.
„Ich glaube, jetzt hast DU keine Chance mehr!“
Er rannte auf den Mann zu. Dieser war völlig überrascht von der plötzlichen Attacke und konnte den Schlägen kaum ausweichen.
Einen Moment später lag er schon auf dem Boden, Phil stand über ihm und richtete die Eisenstange an seinen Hals wie ein Krieger sein Schwert.
Zitternd kroch der Anführer ein paar Meter zurück.
„Verdammt! Wer bist du? Oder was bist du?“
Phil beugte sich herunter und flüsterte dem Mann etwas zu. Sofie stand zu weit abseits, um etwas davon zu verstehen.
Der Mann wurde bleich im Gesicht.
„D- das ist unmöglich! Das kann nicht sein!“
Er stolperte zurück und rannte in die Nacht davon.
Sofie rannte auf Phil zu. Besorgt, aber auch etwas stolz auf ihn, musterte sie ihn. Ihr Blick blieb an einem immer größer werdenden, dunklen Fleck an seiner Seite hängen.
„Oh Nein! Deine Wunde! Sie blutet wieder!“
Phil kam noch einen Schritt auf sie zu und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Ist halb so schlimm wie es aussieht. Lass uns aber lieber wieder zu dir nach Hause gehen, es ist schon spät.“
Sofie nickte.
Sie ging ein paar Schritte vor, als Phil plötzlich inter ihr zusammen brach.
Sofie kniete sich sofort neben ihn.
„Phil? Was ist los mit dir? Phil!“
Hilfe suchend sah sie sich um. Niemand war zu sehen.
Voller Verzweiflung schrie sie in die Nacht.
Re: Sofie
Spannend...
Dämliche Schläger... Armer Phil... noch ärmere Sophie...
Hoffe auf baldige Fortsetzung^^
Dämliche Schläger... Armer Phil... noch ärmere Sophie...
Hoffe auf baldige Fortsetzung^^
Jinn (ER)- Forum Groupie
- Anzahl der Beiträge : 2703
Alter : 38
Ort : Nicht hier, nicht da... irgendwo
Laune : Manisch Glücklich XD
Anmeldedatum : 15.04.08
Re: Sofie
na dann kann ich ja nur das nächste chap posten^^ Wenn du weiter so schnell liest, muss ich mich ja mit dem überarbeiten ran halten^^ naja, ein paar chaps vorsprung hab ich ja noch xD
Bens Fehler
Als Phil die Augen öffnete, lag er wieder in dem weißen Zimmer.
Er war allein.
Vorsichtig fuhr er mit der Hand über den neuen Verband auf der Wunde.
Ihm war klar, dass das alles sein Fehler gewesen war. Er hätte wissen müssen, dass sich auch hier Rebellen aus dem Nachbarland herumtrieben. Und nicht alle von ihnen waren so nett, wie Phil es anfangs erwartet hatte. Auf jeden Fall war es unverantwortlich gewesen, Sofie blindlings in Gefahr zu bringen. Ihr Vater hatte mit seinen Zweifeln doch Recht behalten.
Er hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet, als der Anführer der Drei auf seine Verletzung aufmerksam geworden war. Die Wunde war schon vorher aufgerissen, doch durch den Schlag des Anführers wurde es für Phil noch deutlich schwerer, Sofie und sich selber zu verteidigen.
Er war noch einmal mit mehr als nur einem blauen Auge davon gekommen.
Eine Taube flog durch das offene Fenster herein und setzte sich auf den Fenstersims.
„Endlich wieder wach? Ist auch alles okay bei dir?“
Phil grinste der Taube entgegen.
„Sieht es denn aus, als ob alles okay wäre? Oder eher danach, dass ich immer noch krank im Bett liege? Wie geht es Sofie?“
„Keine Bange, ihr ist nichts passiert. Du kannst von Glück sprechen, dass sie dabei war und das die anderen Tauben nicht auf die Drohung von dir, Grünschnabel, reagiert hatten und immer noch in der Nähe geblieben waren.“
„ Hey! Nicht frech werden! Ich weiß selber, dass die ganze Aktion keine sonderlich gute Idee war. Aber ändern kann man daran eh nichts mehr.“
Etwas belustigt ahmte die Taube Phil nach.
„Bla, bla, bla. Ach so, ich soll dir auch ausrichten, dass du ruhig wieder aufstehen kannst. Du hast knapp eine Woche geschlafen.“
„ Eine Woche? Oh verdammt! So lange?“
Sofie war überglücklich, dass Phil sich wieder erholt hatte. Doch ausgerechnet heute musste sie mit ihrem Vater auf irgendeine Sitzung in der Stadt und konnte nicht auf dem Anwesen bleiben.
Phil machte sich auf den Weg, um sich bei den Angestellten über die Ereignisse der letzten Zeit zu informieren, die er verpasst hatte.
„Ein schweres Gewitter vor drei Tagen hat die Strandpromenade völlig überflutet und zerstört“, erzählte ein Koch. Eine Magd hatte davon gehört, dass viele Rebellen aus dem Nachbarland hierher nach Westen geflüchtet waren und es auf den Straßen immer unsicherer wurde.
Alles war nicht sonderlich interessant oder von irgendwelchem Belang für Phil.
Er machte einen Spaziergang durch den riesigen Garten, als er von der Veranda Stimmen hörte. Einige Bedienstete hatten sich unter einer alten Weide versammelt und unterhielten sich angeregt. Phil kam ein paar Schritte näher.
„Habt ihr schon von dem neuen Anschlag im Osten gehört?“
„Wie? Schon wieder? Lernen diese Rebellen denn nie dazu?“
„Anscheinend nicht. Es war wieder auf einen Lebensmitteltransport. Und diesmal ging es vollkommen in die Hose für die Rebellen.“
„Wie? Was ist denn passiert?“
„Na, die Regierung hatte irgendwie Wind von der Sache bekommen. Und der Anführer der Rebellen wurde geschnappt!“
„Wie? Dieser Blackstar? Der, den noch niemand zu Gesicht bekommen hat?“
„Nein. Blackstar hat angeblich beim letzten Anschlag schon das Zeitliche gesegnet. Der neue Rebellenführer. Ben oder wie er gleich hieß.“
„Ben? Wer ist denn das schon wieder?“
„Keine Ahnung. Er muss aber schon die ganze Zeit eine hohe Position bei den Rebellen gehabt haben. Und weil Blackstar jetzt tot ist…“
„Was passiert denn mit diesem Ben jetzt?“
„Na, er wird übermorgen von der Regierung hingerichtet. Wegen Hochverrats!“
Phil konnte sich nicht mehr bewegen. Das konnte nicht sein. Sein bester Freund Ben? Gefangen genommen und er sollte hingerichtet werden? Nein, das musste er um jeden Preis verhindern. Nicht sein bester Freund Ben.
Es blieb ihm keine Zeit mehr. Er musste handeln.
Wenn Blackstar wirklich tot geglaubt wurde, wenn Ben übermorgen hingerichtet werden sollte. Phil hatte keine Zeit mehr zu verlieren.
Es war nicht verwunderlich, dass Ben den Platz von Blackstar eingenommen hatte. Ben war immer der erste Mann hinter Blackstar gewesen. Phil hatte ihn nur zu oft gesehen, wie er die Briefe von Blackstar erhielt, diese las und es dann an die anderen Rebellen weitergab.
Blackstar war nie wirklich in Erscheinung getreten. Keiner wusste, wie er aussah, noch nicht einmal Ben selber. Er war der mysteriöse Briefschreiber, der im Hintergrund die Fäden der Rebellion zog. Und deshalb war der mysteriöse Blackstar im ganzen Land als der Rebellenführer bekannt geworden.
Phil blieb keine Zeit mehr, sich zu verabschieden oder gar auf Sofie zu warten. Er musste sofort handeln, um Ben zu retten, um die Rebellion zu retten.
Sofie hinterlies er nur einen Zettel:
Liebe Sofie,
Es tut mir unendlich leid, dass ich so plötzlich und ohne jedes Dankeswort aufbrechen musste.
Doch meine Pflichten rufen, ich habe schon zu viel Zeit vergeudet und meine Träume hängen nur noch an einem seidenen Faden.
Ich muss mein Land retten. Ich bitte dich inständig, dir keine Sorgen zu machen.
Am Besten vergisst du mich einfach wieder. Unsere Wege trennen sich nun wieder, ich werde dem Meinen in meiner Heimat folgen.
Ich wünschte, ich wüsste, wie ich mich für eure Gastfreundschaft erkenntlich zeigen könnte.
Bitte verzeihe mir!
Leb wohl
Phil
Phil verlies kurz darauf das Anwesen. Zu gerne hätte er sich von Sofie persönlich verabschiedet, doch blieb ihm dazu keine Zeit. Er hatte Pflichten, denen er nachgehen musste, sein bester Freund schwebte in Lebensgefahr.
Und außerdem war Sofie hier völlig sicher. Und das das Wichtigste. Sie war außer Gefahr.
„Wo ist Phil?“, war das Erste, an das Sofie dachte, als sie mit ihrem Vater nach Hause kam.
Doch Phil war nirgends zu finden und auch die Angestellten hatten keine Ahnung, wo er sich befinden konnte. Selbst die Tauben hatten nicht bemerkt, wohin Phil gegangen war.
Sofie durchsuchte das ganze Haus. Nirgends war er zu finden.
Dann stieß sie auf die Nachricht.
Sie konnte es nicht glauben und las die Zeilen wieder und wieder durch, in der Hoffnung, sie würden eine andere Bedeutung annehmen. Phil war gegangen. Zurück in seine Heimat, um seine Pflichten zu erfüllen.
Sofie konnte es nicht hinnehmen. Sie befragte jeden einzelnen Angestellten, ob jemand Phil etwas erzählt oder berichtet hatte, was ihn zu diesem Entschluss bewogen hatte.
Schließlich Fiel einem von Ihnen auf, dass sie über den neuen Anschlag der Rebellen und die bevorstehende Hinrichtung von Ben gesprochen hatten.
Sofie war sich sicher. Das war der Grund, warum Phil aufgebrochen war.
Ihr Entschluss stand schnell fest.
Sie würde Phil hinterher reisen, wo immer er auch hin ging.
Inzwischen hatte Phil die nächste größere Stadt erreicht, Darry.
Soweit er wusste, gab es auch hier einen Rebellenstützpunkt. Er war zwar klein, aber dort herrschte eigentlich immer Betrieb. Also machte Phil sich auf den Weg dorthin, um mehr Informationen über die letzten Wochen zu bekommen, die er ja unfreiwillig nicht inmitten der Geschehnisse verbracht hatte.
Ein Stück folgte er der Hauptstraße, die nach Katara führte. Dann bog er in eine Seitenstraße ein, ging in eine schmale Gasse hinein und betrat ein altes Haus durch die Hintertür.
Phil hatte mit einigem gerechnet, doch dass es so schlimm stand, hatte er nicht gedacht.
In dem relativ großen Raum saßen eine Hand voll junge Männer, die alle ziemlich betrübt und unmotiviert auf den schäbigen Möbeln saßen und sich leise unterhielten.
Einer der Männer kam auf Phil zu. Er hatte kurze, hellbraune Haare und trug eine Brille. Seine Jeans war ausgewaschen und auch das T-Shirt, das er trug, schien schon einiges mitgemacht zu haben.
Er legte seine Hand auf Phils Schulter.
„Und, wa führt dich denn hier her?“
„Ich war die letzte Zeit nicht hier und wollte mich ein bisschen über die derzeitige Situation informieren“, antwortete er.
Der junge Mann sah Phil prüfend an.
„Setz dich doch erst mal!“, sagte er und deutete auf einen Stuhl direkt neben der Tür.
Phil blieb still stehen und sagte nichts.
„Setz dich doch bitte!“, wiederholte der junge Mann.
Phil reagierte immer noch nicht.
Dann begann der junge Mann zu grinsen.
„Okay, Test bestanden! Du bist einer von uns!“
Um zu verhindern, dass sie ausspioniert wurden, hatten die Rebellen einen Test entwickelt, mit dem man erkennen konnte, ob eine fremde Person zu ihnen gehörte oder nicht. Jeder, der in einen Rebellentreffpunkt kam und dort unbekannt war, wurde zweimal gefragt, dass er sich setzten sollte.
Die Abmachung war, dass man auf beide Fragen nicht reagieren durfte. Wer das wusste und auch tat, wusste über die Rebellen Bescheid und war kein Spion.
Der junge Mann bat Phil erneut einen Sitzplatz an, diesmal setzte Phil sich.
„Okay… Ich bin Michael!“
Phil hielt ihm die Hand hin.
„Ich bin Phil! Schön, dich kennen zu lernen.“
Dann wurde Phils Gesicht wieder etwas ernster.
„Ich konnte die letzten Wochen leider nicht hier sein, aus verschiedenen Gründen. Und weiß also auch nicht so genau bescheid, wie die derzeitige Situation ist. Könntest du mir da weiter helfen?“
Michael nickte nur kurz und begann gleich, zu erklären:
„Also, Die Sache mit dem ersten Anaschlag auf den Transporter, hast du das noch mitbekommen?“
Phil nickte kurz.
„Kurz danach musste ich weg. Und ich habe gehört, dass Blackstar tot sein soll. Und Ben im Gefängnis.“
„Okay. Einige Zeit nach dem ersten Anschlag gab es ja noch einen zweiten, der allerdings so richtig fehlgeschlagen ist, weil die Regierung irgendwie mitbekommen hat, dass wir es genau auf diesen Transport abgesehen haben. Wir hatten noch unheimliches Glück, dass überhaupt noch so viele entkommen konnten. Leider haben sie unseren neuen Anführer, Ben, erwischt.“
Michael sah traurig zu Boden.
„Nachdem zwei Wochen nach dem ersten Anschlag immer noch nichts von Blackstar gekommen war, noch nicht mal ein Brief oder so, war es eigentlich klar, dass er auch ums Leben gekommen sein musste. Er hat ja geschrieben, dass er sich auch persönlich beteiligen will. Und dann hat sich halt Ben, derjenige, der immer die Briefe von Blackstar bekommen hat, bereiterklärt, unser neuer Anführer zu werden. Und jetzt das.“
Phil nickte kurz.
„Ich weiß. Ich bin mit Ben befreundet.“
„Das tut mir Leid. Soweit ich gehört habe, soll er morgen hingerichtet werden, in Katara, der Hauptstadt.“
Phil sah in die Luft.
„Morgen also. Ich habe immer noch einen Tag Zeit. Weißt du, wann genau die Hinrichtung sein soll?“
„Bei Sonnenuntergang. Aber du willst doch nicht…“
Ein leichtes Grinsen zeichnete sich auf Bens Lippen ab.
„Und ob ich das vorhabe! Kannst du Gift drauf nehmen! Aber noch mal eine andere Frage, sag mal, als ich das letzte Mal hier war, war die Moral aber auch deutlich besser.“
Michael schüttelte leicht den Kopf.
„Ist ja auch kein Wunder. Zwei fehlgeschlagene Anschläge innerhalb kürzester Zeit, Blackstar ist tot und Ben wird morgen hingerichtet. Wo soll da noch Moral herkommen? Wir brauchen dringend einen Erfolg. Sonst können wir uns gleich ergeben.“
Sofie packte ihre Sachen. Sie musste sich beeilen. Wenn ihr Vater davon erfuhr, was sie vorhatte, konnte sie alles vergessen. Er würde sie nie alleine ins Nachbarland reisen lassen, erst recht nicht deswegen, weil sie nach Phil suchte. Vorsichtig schlich sie vom Anwesen. Es schien sie niemand bemerkt zu haben.
Einige Hundert Meter weiter landete eine Taube auf ihrer Schulter. Sofie schüttelte sie ab und ging einfach weiter. Die Taube flog ihr hinterher.
„Wo geht es denn hin? Und auch noch so alleine?“
„Geht dich nichts an!“
„Darüber wird dein Vater aber nicht begeistert sein.“
Sofie ging einfach weiter. Die Taube flog jetzt neben ihr her.
„Ich halte es für keine gute Idee, dass du alleine diesem Phil hinterher reist. Du kennst ihn nicht mal richtig. Und außerdem bist du gerade auf dem Weg ins Zentrum des Bürgerkrieges. Das kann ich ja nicht verantworten!“
„Und was willst du dagegen tun? Mich verpetzen? Mach doch! Ich bin alt genug, um auf mich selber aufzupassen!“
Die Taube gurrte fröhlich.
„Nein. Dich zu verpetzen würde nichts bringen. Ich werde dich begleiten! Ganz einfach!“
Phil hatte sich von Michael und den anderen Rebellen in Darry verabschiedet. Sein eigentliches Ziel war die Hauptstadt, Katara. Dort, wo sein freund Ben hingerichtet werden sollte. Er musste die Stadt so bald wie möglich erreichen.
Doch es hatte auch seine Vorteile, dass er durch Darry gekommen war. Immerhin konnte er ein paar Informationen sammeln. Dann stimmte es also tatsächlich, dass alle glaubten, dass Blackstar tot sei. Außerdem war Darry als der ‚Spiegel des Landes’ bekannt. Laut dieser alten Bezeichnung spiegelte die Bevölkerung von Darry die Situation es ganzen Landes wieder. Das konnte nichts gutes heißen, denn die Rebellen, die Phil in Darry getroffen hatte, waren am Ende, motivationslos und hatten wahrscheinlich keine große Lust mehr, sich in einen erneuten Konflikt mit der Regierung zu begeben.
Aber wenn das ganze Land schon die Hoffnung aufgegeben hatte, konnte selbst ein Wunder nichts mehr bewirken. Doch wenn auch er noch die Hoffnung verlieren würde, er durfte nicht aufgeben, dafür war es ihm zu wichtig.
Es würde noch bestimmt zwei Stunden dauern, bis er Katara erreicht hatte. Und es wurde schon dunkel. Sonnenuntergang. Morgen um diese Zeit sollte Ben hingerichtet werden. Phil sah in den blutroten Himmel. Nur ein einziger Stern, der Abendstern, leuchtete aus dem Purpur des Sonnenuntergangs heraus. Er betrachtete den Stern und irgendwie hatte Phil das Gefühl, dass Sofie ganz in seiner Nähe war.
Bens Fehler
Als Phil die Augen öffnete, lag er wieder in dem weißen Zimmer.
Er war allein.
Vorsichtig fuhr er mit der Hand über den neuen Verband auf der Wunde.
Ihm war klar, dass das alles sein Fehler gewesen war. Er hätte wissen müssen, dass sich auch hier Rebellen aus dem Nachbarland herumtrieben. Und nicht alle von ihnen waren so nett, wie Phil es anfangs erwartet hatte. Auf jeden Fall war es unverantwortlich gewesen, Sofie blindlings in Gefahr zu bringen. Ihr Vater hatte mit seinen Zweifeln doch Recht behalten.
Er hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet, als der Anführer der Drei auf seine Verletzung aufmerksam geworden war. Die Wunde war schon vorher aufgerissen, doch durch den Schlag des Anführers wurde es für Phil noch deutlich schwerer, Sofie und sich selber zu verteidigen.
Er war noch einmal mit mehr als nur einem blauen Auge davon gekommen.
Eine Taube flog durch das offene Fenster herein und setzte sich auf den Fenstersims.
„Endlich wieder wach? Ist auch alles okay bei dir?“
Phil grinste der Taube entgegen.
„Sieht es denn aus, als ob alles okay wäre? Oder eher danach, dass ich immer noch krank im Bett liege? Wie geht es Sofie?“
„Keine Bange, ihr ist nichts passiert. Du kannst von Glück sprechen, dass sie dabei war und das die anderen Tauben nicht auf die Drohung von dir, Grünschnabel, reagiert hatten und immer noch in der Nähe geblieben waren.“
„ Hey! Nicht frech werden! Ich weiß selber, dass die ganze Aktion keine sonderlich gute Idee war. Aber ändern kann man daran eh nichts mehr.“
Etwas belustigt ahmte die Taube Phil nach.
„Bla, bla, bla. Ach so, ich soll dir auch ausrichten, dass du ruhig wieder aufstehen kannst. Du hast knapp eine Woche geschlafen.“
„ Eine Woche? Oh verdammt! So lange?“
Sofie war überglücklich, dass Phil sich wieder erholt hatte. Doch ausgerechnet heute musste sie mit ihrem Vater auf irgendeine Sitzung in der Stadt und konnte nicht auf dem Anwesen bleiben.
Phil machte sich auf den Weg, um sich bei den Angestellten über die Ereignisse der letzten Zeit zu informieren, die er verpasst hatte.
„Ein schweres Gewitter vor drei Tagen hat die Strandpromenade völlig überflutet und zerstört“, erzählte ein Koch. Eine Magd hatte davon gehört, dass viele Rebellen aus dem Nachbarland hierher nach Westen geflüchtet waren und es auf den Straßen immer unsicherer wurde.
Alles war nicht sonderlich interessant oder von irgendwelchem Belang für Phil.
Er machte einen Spaziergang durch den riesigen Garten, als er von der Veranda Stimmen hörte. Einige Bedienstete hatten sich unter einer alten Weide versammelt und unterhielten sich angeregt. Phil kam ein paar Schritte näher.
„Habt ihr schon von dem neuen Anschlag im Osten gehört?“
„Wie? Schon wieder? Lernen diese Rebellen denn nie dazu?“
„Anscheinend nicht. Es war wieder auf einen Lebensmitteltransport. Und diesmal ging es vollkommen in die Hose für die Rebellen.“
„Wie? Was ist denn passiert?“
„Na, die Regierung hatte irgendwie Wind von der Sache bekommen. Und der Anführer der Rebellen wurde geschnappt!“
„Wie? Dieser Blackstar? Der, den noch niemand zu Gesicht bekommen hat?“
„Nein. Blackstar hat angeblich beim letzten Anschlag schon das Zeitliche gesegnet. Der neue Rebellenführer. Ben oder wie er gleich hieß.“
„Ben? Wer ist denn das schon wieder?“
„Keine Ahnung. Er muss aber schon die ganze Zeit eine hohe Position bei den Rebellen gehabt haben. Und weil Blackstar jetzt tot ist…“
„Was passiert denn mit diesem Ben jetzt?“
„Na, er wird übermorgen von der Regierung hingerichtet. Wegen Hochverrats!“
Phil konnte sich nicht mehr bewegen. Das konnte nicht sein. Sein bester Freund Ben? Gefangen genommen und er sollte hingerichtet werden? Nein, das musste er um jeden Preis verhindern. Nicht sein bester Freund Ben.
Es blieb ihm keine Zeit mehr. Er musste handeln.
Wenn Blackstar wirklich tot geglaubt wurde, wenn Ben übermorgen hingerichtet werden sollte. Phil hatte keine Zeit mehr zu verlieren.
Es war nicht verwunderlich, dass Ben den Platz von Blackstar eingenommen hatte. Ben war immer der erste Mann hinter Blackstar gewesen. Phil hatte ihn nur zu oft gesehen, wie er die Briefe von Blackstar erhielt, diese las und es dann an die anderen Rebellen weitergab.
Blackstar war nie wirklich in Erscheinung getreten. Keiner wusste, wie er aussah, noch nicht einmal Ben selber. Er war der mysteriöse Briefschreiber, der im Hintergrund die Fäden der Rebellion zog. Und deshalb war der mysteriöse Blackstar im ganzen Land als der Rebellenführer bekannt geworden.
Phil blieb keine Zeit mehr, sich zu verabschieden oder gar auf Sofie zu warten. Er musste sofort handeln, um Ben zu retten, um die Rebellion zu retten.
Sofie hinterlies er nur einen Zettel:
Liebe Sofie,
Es tut mir unendlich leid, dass ich so plötzlich und ohne jedes Dankeswort aufbrechen musste.
Doch meine Pflichten rufen, ich habe schon zu viel Zeit vergeudet und meine Träume hängen nur noch an einem seidenen Faden.
Ich muss mein Land retten. Ich bitte dich inständig, dir keine Sorgen zu machen.
Am Besten vergisst du mich einfach wieder. Unsere Wege trennen sich nun wieder, ich werde dem Meinen in meiner Heimat folgen.
Ich wünschte, ich wüsste, wie ich mich für eure Gastfreundschaft erkenntlich zeigen könnte.
Bitte verzeihe mir!
Leb wohl
Phil
Phil verlies kurz darauf das Anwesen. Zu gerne hätte er sich von Sofie persönlich verabschiedet, doch blieb ihm dazu keine Zeit. Er hatte Pflichten, denen er nachgehen musste, sein bester Freund schwebte in Lebensgefahr.
Und außerdem war Sofie hier völlig sicher. Und das das Wichtigste. Sie war außer Gefahr.
„Wo ist Phil?“, war das Erste, an das Sofie dachte, als sie mit ihrem Vater nach Hause kam.
Doch Phil war nirgends zu finden und auch die Angestellten hatten keine Ahnung, wo er sich befinden konnte. Selbst die Tauben hatten nicht bemerkt, wohin Phil gegangen war.
Sofie durchsuchte das ganze Haus. Nirgends war er zu finden.
Dann stieß sie auf die Nachricht.
Sie konnte es nicht glauben und las die Zeilen wieder und wieder durch, in der Hoffnung, sie würden eine andere Bedeutung annehmen. Phil war gegangen. Zurück in seine Heimat, um seine Pflichten zu erfüllen.
Sofie konnte es nicht hinnehmen. Sie befragte jeden einzelnen Angestellten, ob jemand Phil etwas erzählt oder berichtet hatte, was ihn zu diesem Entschluss bewogen hatte.
Schließlich Fiel einem von Ihnen auf, dass sie über den neuen Anschlag der Rebellen und die bevorstehende Hinrichtung von Ben gesprochen hatten.
Sofie war sich sicher. Das war der Grund, warum Phil aufgebrochen war.
Ihr Entschluss stand schnell fest.
Sie würde Phil hinterher reisen, wo immer er auch hin ging.
Inzwischen hatte Phil die nächste größere Stadt erreicht, Darry.
Soweit er wusste, gab es auch hier einen Rebellenstützpunkt. Er war zwar klein, aber dort herrschte eigentlich immer Betrieb. Also machte Phil sich auf den Weg dorthin, um mehr Informationen über die letzten Wochen zu bekommen, die er ja unfreiwillig nicht inmitten der Geschehnisse verbracht hatte.
Ein Stück folgte er der Hauptstraße, die nach Katara führte. Dann bog er in eine Seitenstraße ein, ging in eine schmale Gasse hinein und betrat ein altes Haus durch die Hintertür.
Phil hatte mit einigem gerechnet, doch dass es so schlimm stand, hatte er nicht gedacht.
In dem relativ großen Raum saßen eine Hand voll junge Männer, die alle ziemlich betrübt und unmotiviert auf den schäbigen Möbeln saßen und sich leise unterhielten.
Einer der Männer kam auf Phil zu. Er hatte kurze, hellbraune Haare und trug eine Brille. Seine Jeans war ausgewaschen und auch das T-Shirt, das er trug, schien schon einiges mitgemacht zu haben.
Er legte seine Hand auf Phils Schulter.
„Und, wa führt dich denn hier her?“
„Ich war die letzte Zeit nicht hier und wollte mich ein bisschen über die derzeitige Situation informieren“, antwortete er.
Der junge Mann sah Phil prüfend an.
„Setz dich doch erst mal!“, sagte er und deutete auf einen Stuhl direkt neben der Tür.
Phil blieb still stehen und sagte nichts.
„Setz dich doch bitte!“, wiederholte der junge Mann.
Phil reagierte immer noch nicht.
Dann begann der junge Mann zu grinsen.
„Okay, Test bestanden! Du bist einer von uns!“
Um zu verhindern, dass sie ausspioniert wurden, hatten die Rebellen einen Test entwickelt, mit dem man erkennen konnte, ob eine fremde Person zu ihnen gehörte oder nicht. Jeder, der in einen Rebellentreffpunkt kam und dort unbekannt war, wurde zweimal gefragt, dass er sich setzten sollte.
Die Abmachung war, dass man auf beide Fragen nicht reagieren durfte. Wer das wusste und auch tat, wusste über die Rebellen Bescheid und war kein Spion.
Der junge Mann bat Phil erneut einen Sitzplatz an, diesmal setzte Phil sich.
„Okay… Ich bin Michael!“
Phil hielt ihm die Hand hin.
„Ich bin Phil! Schön, dich kennen zu lernen.“
Dann wurde Phils Gesicht wieder etwas ernster.
„Ich konnte die letzten Wochen leider nicht hier sein, aus verschiedenen Gründen. Und weiß also auch nicht so genau bescheid, wie die derzeitige Situation ist. Könntest du mir da weiter helfen?“
Michael nickte nur kurz und begann gleich, zu erklären:
„Also, Die Sache mit dem ersten Anaschlag auf den Transporter, hast du das noch mitbekommen?“
Phil nickte kurz.
„Kurz danach musste ich weg. Und ich habe gehört, dass Blackstar tot sein soll. Und Ben im Gefängnis.“
„Okay. Einige Zeit nach dem ersten Anschlag gab es ja noch einen zweiten, der allerdings so richtig fehlgeschlagen ist, weil die Regierung irgendwie mitbekommen hat, dass wir es genau auf diesen Transport abgesehen haben. Wir hatten noch unheimliches Glück, dass überhaupt noch so viele entkommen konnten. Leider haben sie unseren neuen Anführer, Ben, erwischt.“
Michael sah traurig zu Boden.
„Nachdem zwei Wochen nach dem ersten Anschlag immer noch nichts von Blackstar gekommen war, noch nicht mal ein Brief oder so, war es eigentlich klar, dass er auch ums Leben gekommen sein musste. Er hat ja geschrieben, dass er sich auch persönlich beteiligen will. Und dann hat sich halt Ben, derjenige, der immer die Briefe von Blackstar bekommen hat, bereiterklärt, unser neuer Anführer zu werden. Und jetzt das.“
Phil nickte kurz.
„Ich weiß. Ich bin mit Ben befreundet.“
„Das tut mir Leid. Soweit ich gehört habe, soll er morgen hingerichtet werden, in Katara, der Hauptstadt.“
Phil sah in die Luft.
„Morgen also. Ich habe immer noch einen Tag Zeit. Weißt du, wann genau die Hinrichtung sein soll?“
„Bei Sonnenuntergang. Aber du willst doch nicht…“
Ein leichtes Grinsen zeichnete sich auf Bens Lippen ab.
„Und ob ich das vorhabe! Kannst du Gift drauf nehmen! Aber noch mal eine andere Frage, sag mal, als ich das letzte Mal hier war, war die Moral aber auch deutlich besser.“
Michael schüttelte leicht den Kopf.
„Ist ja auch kein Wunder. Zwei fehlgeschlagene Anschläge innerhalb kürzester Zeit, Blackstar ist tot und Ben wird morgen hingerichtet. Wo soll da noch Moral herkommen? Wir brauchen dringend einen Erfolg. Sonst können wir uns gleich ergeben.“
Sofie packte ihre Sachen. Sie musste sich beeilen. Wenn ihr Vater davon erfuhr, was sie vorhatte, konnte sie alles vergessen. Er würde sie nie alleine ins Nachbarland reisen lassen, erst recht nicht deswegen, weil sie nach Phil suchte. Vorsichtig schlich sie vom Anwesen. Es schien sie niemand bemerkt zu haben.
Einige Hundert Meter weiter landete eine Taube auf ihrer Schulter. Sofie schüttelte sie ab und ging einfach weiter. Die Taube flog ihr hinterher.
„Wo geht es denn hin? Und auch noch so alleine?“
„Geht dich nichts an!“
„Darüber wird dein Vater aber nicht begeistert sein.“
Sofie ging einfach weiter. Die Taube flog jetzt neben ihr her.
„Ich halte es für keine gute Idee, dass du alleine diesem Phil hinterher reist. Du kennst ihn nicht mal richtig. Und außerdem bist du gerade auf dem Weg ins Zentrum des Bürgerkrieges. Das kann ich ja nicht verantworten!“
„Und was willst du dagegen tun? Mich verpetzen? Mach doch! Ich bin alt genug, um auf mich selber aufzupassen!“
Die Taube gurrte fröhlich.
„Nein. Dich zu verpetzen würde nichts bringen. Ich werde dich begleiten! Ganz einfach!“
Phil hatte sich von Michael und den anderen Rebellen in Darry verabschiedet. Sein eigentliches Ziel war die Hauptstadt, Katara. Dort, wo sein freund Ben hingerichtet werden sollte. Er musste die Stadt so bald wie möglich erreichen.
Doch es hatte auch seine Vorteile, dass er durch Darry gekommen war. Immerhin konnte er ein paar Informationen sammeln. Dann stimmte es also tatsächlich, dass alle glaubten, dass Blackstar tot sei. Außerdem war Darry als der ‚Spiegel des Landes’ bekannt. Laut dieser alten Bezeichnung spiegelte die Bevölkerung von Darry die Situation es ganzen Landes wieder. Das konnte nichts gutes heißen, denn die Rebellen, die Phil in Darry getroffen hatte, waren am Ende, motivationslos und hatten wahrscheinlich keine große Lust mehr, sich in einen erneuten Konflikt mit der Regierung zu begeben.
Aber wenn das ganze Land schon die Hoffnung aufgegeben hatte, konnte selbst ein Wunder nichts mehr bewirken. Doch wenn auch er noch die Hoffnung verlieren würde, er durfte nicht aufgeben, dafür war es ihm zu wichtig.
Es würde noch bestimmt zwei Stunden dauern, bis er Katara erreicht hatte. Und es wurde schon dunkel. Sonnenuntergang. Morgen um diese Zeit sollte Ben hingerichtet werden. Phil sah in den blutroten Himmel. Nur ein einziger Stern, der Abendstern, leuchtete aus dem Purpur des Sonnenuntergangs heraus. Er betrachtete den Stern und irgendwie hatte Phil das Gefühl, dass Sofie ganz in seiner Nähe war.
Re: Sofie
Super geschrieben^^
Mal sehen was Sophie noch so erlebt^^ Und Phil... Hoffentlich schafft er es Ben zu retten...
Auch wenn ich iwie NICHT glaube das Blackstar tot ist^^
Mal sehen was Sophie noch so erlebt^^ Und Phil... Hoffentlich schafft er es Ben zu retten...
Auch wenn ich iwie NICHT glaube das Blackstar tot ist^^
Jinn (ER)- Forum Groupie
- Anzahl der Beiträge : 2703
Alter : 38
Ort : Nicht hier, nicht da... irgendwo
Laune : Manisch Glücklich XD
Anmeldedatum : 15.04.08
Re: Sofie
Och, es passiert bestimmt noch einiges^^ Und Vermutungen sind was Tolles, oder? Hier dann gleich mal das nächste Chap, damit mir hier keiner vor Langeweile oder weil er es nicht merh erwarten kann, stirbt^^
Erinnerungen
Sofie hatte Darry erreicht. Plötzlich nieste sie. Besorgt flog die Taube auf ihre Schulter:
„Du hast dich doch nicht etwa erkältet? Aber es stimmt, du hättest dir was Wärmeres zum Anziehen mitnehmen sollen.“
„ Nein, ich hab mich sicher nicht erkältet. Da hat wohl gerade jemand an mich gedacht.“
Sie blickte in den inzwischen violetten Abendhimmel. Langsam tauchten immer mehr Sterne aus dem immer dunkler werdenden Himmel. Doch Sofies Blick war auf den Hellsten, den Abendstern gerichtet.
„Wir müssen uns eine Unterkunft für die Nacht suchen. Kannst du die hiesigen Tauben mal fragen, ob sie einen Platz wissen, wo wir für eine Nacht bleiben können?“
Salutierend hob die Taube einen Flügel an den Kopf.
„Wird erledigt!“
Dann flog sie weg. Sofie setzte sich auf einen Stein am Straßenrand und betrachtete weiter den Abendhimmel.
„So alleine unterwegs in diesen Zeiten, junge Lady? Das ist aber sehr riskant.“
Leicht erschrocken drehte sich Sofie zu dem jungen Mann, der plötzlich neben ihr stand, um.
„Kann ich vielleicht irgendwie weiter helfen?“
Sofie sah ihn sich genauer an. Michael schob seine Brille zurecht. Er sah zumindest sympathisch aus. Nicht wie jemand vor dem man Angst haben musste.
„Ich suche jemanden. Sein Name ist Phil. Und er müsste heute hier vorbei gekommen sein.“
Michael grinste.
„Du bist ne Freundin von Phil? Na der ist eben weiter nach Katara.“
„Sie kennen Phil?“
Sofie sah ihn verwundert an.
„Nur flüchtig. Hab ihn heute erst kennen gelernt. Aber ein netter Kerl ist er ja!“
Jetzt grinste Sofie. Sie überlegte nicht lange und fragte einfach.
„Eie Frage hätte ich noch an Sie. Wissen Sie, wo ich diese Nacht übernachten könnte?“
Michael trat ein wenig näher an Sofie heran und streckte ihr die hand hin.
„Na klar! Im Stützpunkt ist immer noch was frei! Ich bin außerdem Michael!“
„Vielen Dank. Mein Name ist Sofie!“
Es war schon finstere nacht, als Phil die Straßen von Katara erreichte. Zielstrebig ging er auf eins der verlassene Wohngebiete zu, eines der Viertel, deren Bevölkerung schon so weit verarmt waren, dass sie entweder auf die Hilfe Anderer angewiesen waren oder sogar schon wegen Diebstahl oder nicht bezahlter Steuern im Gefängnis saßen.
Phil betrat eines der verlassenen Schlafzimmer. Es sah noch immer so aus, als hätten die Bewohner es erst kürzlich verlassen. Phil legte sich auf das Bett und starrte die Decke an.
Vor fünfzehn Jahren wurde der Grundstein gelegt. Alles hatte damit begonnen, dass sich Henry Blackstar über die überhöhten Gesetze und die viel zu strenge Justiz beschwert hatte. Henry Blackstar war immer ein treuer Soldat gewesen, der sich nie etwas zu Schulden hatte kommen lassen. Und selbst mit der Regierung war er immer gut zu sprechen gewesen. Doch konnte er es nicht mehr ertragen, dass immer mehr Menschen wegen Kleinigkeiten ins Gefängnis kamen oder hingerichtet wurden. Und auch die allmählich immer größer werdende Armut konnte er nicht ignorieren.
Kurz darauf wurde er mit seiner Familie wegen Hochverrat hingerichtet.
Es war nur ein Auslöser, aber von da an wurden die Stimmen, die nach einer gerechteren Regierung strebten, immer lauter. Immer mehr Menschen zweifelten im Geheimen an den Machenschaften der Regierung. Doch niemand traute sich, etwas zu sagen, da sie befürchteten, dasselbe Schicksal wie Henry Blackstar zu erleiden.
Vor Allem die niedrigeren Schichten, denen es wirklich zusehends schlechter ging, versuchten einen Weg zu finden, die Gerechtigkeit in ihr Land zurück zu bringen.
Einige Jugendliche, die endlich etwas Handfestes gegen die Regierung unternehmen wollten, schlossen sich zusammen. Unter ihnen auch Ben. Kurz nach Gründung dieser Gruppe tauchte plötzlich ein seltsamer Brief auf.
Ich habe von euren Vorhaben gehört. Wir haben dieselben Ziele. Und es wird höchste Zeit, etwas gegen diese tyrannische Regierung zu unternehmen! Ich werde euch so gut wie möglich unterstützen. Ich habe Zugang zu einigen interessanten Informationen, die ich euch sofort zukommen lassen werde, sobald sie euch zu Nütze sind. Nur erst ist es wichtig, dass ihr eure Gruppierung vergrößert. Sucht nach mehr Anhängern, denn nur so können wir effektiv etwas gegen die Regierung unternehmen. Ich werde mich demnächst wieder in einem Brief an euch wenden.
Blackstar
Der Brief von Blackstar fand schnell Zuspruch. Und auch die Gruppierung wuchs zusehends, da immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene davon erfuhren und sich ihnen anschlossen. Nach wenigen Tagen hatten sie schon an die Hundert Mann erreicht. Darunter auch Phil.
Die nächsten Briefe von Blackstar wendeten sich weiter um organisatorische Dinge und es dauerte nicht lange, bis immer mehr Briefe an Ben gerichtet waren. Ben gab ihren Inhalt an einen ausgewählten Kreis weiter. Es wurden Stützpunkte gegründet und in die Gruppe kam immer mehr Organisation. Und Blackstar wurde im ganzen Land als der Rebellenführer bekannt, den noch niemand zu Gesicht bekommen hatte.
Es dauerte nicht lange und überall im Land schlossen sich Menschen den Rebellen an. Unzählig viele Menschen, die sich öffentlich gegen die Regierung stellten. Und Blackstar hatte einen Plan gefasst.
Es war der erste Brief, der sorgfältig zugeklebt bei Ben ankam. Blackstar berichtete von einem geplanten Waffentransport der Regierung. Dieser würde den Rebellen den letzten Anstoß geben, sie mit den Waffen versorgen, die sie für einen Sturm auf die Regierung benötigten.
Phil war überrascht gewesen. Blackstar schrieb, dass er bei diesem Anschlag erstmals in die Öffentlichkeit treten wollte. Er wollte sich zeigen. Nach all der Zeit als Person auftreten. Doch er stellte noch eine Bedingung: Nach dem Anschlag wäre es besonders wichtig, sich erst wieder neu zu ordnen, bevor weitere Schritte geplant wurden. Ben sollte keinesfalls etwas unternehmen, bevor Blackstar sich wieder äußerte.
Der Anschlag wurde vorbereitet. Viele Rebellen, darunter auch Ben und Phil, reisten nach Darry, weil dort der Transport vorbei kommen sollte. Alles klappte hervorragend. Unglaublich viele Rebellen waren gekommen.
Aber es kam alles anders. Irgendwie hatte die Regierung so etwas geahnt und vorsichtshalber die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Und sie hatten den Waffentransport gegen eine Gemüselieferung ausgetauscht. Es war blutig. Viele Rebellen wurden verletzt und einige verloren sogar ihr Leben. Auf jeden Fall zerstörte es die Moral.
Gerade so konnte sich Phil schwer verwundet ins Nachbarland retten, weg von der Gefahr, direkt vor das Anwesen von Sofies Familie.
Ben hat darauf reagieren müssen. Ungeduldig wartete er auf eine Antwort von Blackstar, ein Kommentar, eine unterstützende Wortmeldung, zumindest ein Lebenszeichen.
Doch Blackstar blieb stumm. Und Ben konnte nicht mehr lange warten. Je länger er wartete, desto mehr zersetzte sich die Moral der Rebellen.
Er selber traf die Entscheidung, auf unsichere Informationen hin, den wahren Waffentransport anzugreifen. Und damit lief er der Regierung geradewegs in die Falle.
Phil ballte seine Hände zu Fäusten.
„Idiot! Warum konnte er nicht auf die Anweisungen in dem Brief hören? Dann wäre es nie so weit gekommen!“
Erinnerungen
Sofie hatte Darry erreicht. Plötzlich nieste sie. Besorgt flog die Taube auf ihre Schulter:
„Du hast dich doch nicht etwa erkältet? Aber es stimmt, du hättest dir was Wärmeres zum Anziehen mitnehmen sollen.“
„ Nein, ich hab mich sicher nicht erkältet. Da hat wohl gerade jemand an mich gedacht.“
Sie blickte in den inzwischen violetten Abendhimmel. Langsam tauchten immer mehr Sterne aus dem immer dunkler werdenden Himmel. Doch Sofies Blick war auf den Hellsten, den Abendstern gerichtet.
„Wir müssen uns eine Unterkunft für die Nacht suchen. Kannst du die hiesigen Tauben mal fragen, ob sie einen Platz wissen, wo wir für eine Nacht bleiben können?“
Salutierend hob die Taube einen Flügel an den Kopf.
„Wird erledigt!“
Dann flog sie weg. Sofie setzte sich auf einen Stein am Straßenrand und betrachtete weiter den Abendhimmel.
„So alleine unterwegs in diesen Zeiten, junge Lady? Das ist aber sehr riskant.“
Leicht erschrocken drehte sich Sofie zu dem jungen Mann, der plötzlich neben ihr stand, um.
„Kann ich vielleicht irgendwie weiter helfen?“
Sofie sah ihn sich genauer an. Michael schob seine Brille zurecht. Er sah zumindest sympathisch aus. Nicht wie jemand vor dem man Angst haben musste.
„Ich suche jemanden. Sein Name ist Phil. Und er müsste heute hier vorbei gekommen sein.“
Michael grinste.
„Du bist ne Freundin von Phil? Na der ist eben weiter nach Katara.“
„Sie kennen Phil?“
Sofie sah ihn verwundert an.
„Nur flüchtig. Hab ihn heute erst kennen gelernt. Aber ein netter Kerl ist er ja!“
Jetzt grinste Sofie. Sie überlegte nicht lange und fragte einfach.
„Eie Frage hätte ich noch an Sie. Wissen Sie, wo ich diese Nacht übernachten könnte?“
Michael trat ein wenig näher an Sofie heran und streckte ihr die hand hin.
„Na klar! Im Stützpunkt ist immer noch was frei! Ich bin außerdem Michael!“
„Vielen Dank. Mein Name ist Sofie!“
Es war schon finstere nacht, als Phil die Straßen von Katara erreichte. Zielstrebig ging er auf eins der verlassene Wohngebiete zu, eines der Viertel, deren Bevölkerung schon so weit verarmt waren, dass sie entweder auf die Hilfe Anderer angewiesen waren oder sogar schon wegen Diebstahl oder nicht bezahlter Steuern im Gefängnis saßen.
Phil betrat eines der verlassenen Schlafzimmer. Es sah noch immer so aus, als hätten die Bewohner es erst kürzlich verlassen. Phil legte sich auf das Bett und starrte die Decke an.
Vor fünfzehn Jahren wurde der Grundstein gelegt. Alles hatte damit begonnen, dass sich Henry Blackstar über die überhöhten Gesetze und die viel zu strenge Justiz beschwert hatte. Henry Blackstar war immer ein treuer Soldat gewesen, der sich nie etwas zu Schulden hatte kommen lassen. Und selbst mit der Regierung war er immer gut zu sprechen gewesen. Doch konnte er es nicht mehr ertragen, dass immer mehr Menschen wegen Kleinigkeiten ins Gefängnis kamen oder hingerichtet wurden. Und auch die allmählich immer größer werdende Armut konnte er nicht ignorieren.
Kurz darauf wurde er mit seiner Familie wegen Hochverrat hingerichtet.
Es war nur ein Auslöser, aber von da an wurden die Stimmen, die nach einer gerechteren Regierung strebten, immer lauter. Immer mehr Menschen zweifelten im Geheimen an den Machenschaften der Regierung. Doch niemand traute sich, etwas zu sagen, da sie befürchteten, dasselbe Schicksal wie Henry Blackstar zu erleiden.
Vor Allem die niedrigeren Schichten, denen es wirklich zusehends schlechter ging, versuchten einen Weg zu finden, die Gerechtigkeit in ihr Land zurück zu bringen.
Einige Jugendliche, die endlich etwas Handfestes gegen die Regierung unternehmen wollten, schlossen sich zusammen. Unter ihnen auch Ben. Kurz nach Gründung dieser Gruppe tauchte plötzlich ein seltsamer Brief auf.
Ich habe von euren Vorhaben gehört. Wir haben dieselben Ziele. Und es wird höchste Zeit, etwas gegen diese tyrannische Regierung zu unternehmen! Ich werde euch so gut wie möglich unterstützen. Ich habe Zugang zu einigen interessanten Informationen, die ich euch sofort zukommen lassen werde, sobald sie euch zu Nütze sind. Nur erst ist es wichtig, dass ihr eure Gruppierung vergrößert. Sucht nach mehr Anhängern, denn nur so können wir effektiv etwas gegen die Regierung unternehmen. Ich werde mich demnächst wieder in einem Brief an euch wenden.
Blackstar
Der Brief von Blackstar fand schnell Zuspruch. Und auch die Gruppierung wuchs zusehends, da immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene davon erfuhren und sich ihnen anschlossen. Nach wenigen Tagen hatten sie schon an die Hundert Mann erreicht. Darunter auch Phil.
Die nächsten Briefe von Blackstar wendeten sich weiter um organisatorische Dinge und es dauerte nicht lange, bis immer mehr Briefe an Ben gerichtet waren. Ben gab ihren Inhalt an einen ausgewählten Kreis weiter. Es wurden Stützpunkte gegründet und in die Gruppe kam immer mehr Organisation. Und Blackstar wurde im ganzen Land als der Rebellenführer bekannt, den noch niemand zu Gesicht bekommen hatte.
Es dauerte nicht lange und überall im Land schlossen sich Menschen den Rebellen an. Unzählig viele Menschen, die sich öffentlich gegen die Regierung stellten. Und Blackstar hatte einen Plan gefasst.
Es war der erste Brief, der sorgfältig zugeklebt bei Ben ankam. Blackstar berichtete von einem geplanten Waffentransport der Regierung. Dieser würde den Rebellen den letzten Anstoß geben, sie mit den Waffen versorgen, die sie für einen Sturm auf die Regierung benötigten.
Phil war überrascht gewesen. Blackstar schrieb, dass er bei diesem Anschlag erstmals in die Öffentlichkeit treten wollte. Er wollte sich zeigen. Nach all der Zeit als Person auftreten. Doch er stellte noch eine Bedingung: Nach dem Anschlag wäre es besonders wichtig, sich erst wieder neu zu ordnen, bevor weitere Schritte geplant wurden. Ben sollte keinesfalls etwas unternehmen, bevor Blackstar sich wieder äußerte.
Der Anschlag wurde vorbereitet. Viele Rebellen, darunter auch Ben und Phil, reisten nach Darry, weil dort der Transport vorbei kommen sollte. Alles klappte hervorragend. Unglaublich viele Rebellen waren gekommen.
Aber es kam alles anders. Irgendwie hatte die Regierung so etwas geahnt und vorsichtshalber die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Und sie hatten den Waffentransport gegen eine Gemüselieferung ausgetauscht. Es war blutig. Viele Rebellen wurden verletzt und einige verloren sogar ihr Leben. Auf jeden Fall zerstörte es die Moral.
Gerade so konnte sich Phil schwer verwundet ins Nachbarland retten, weg von der Gefahr, direkt vor das Anwesen von Sofies Familie.
Ben hat darauf reagieren müssen. Ungeduldig wartete er auf eine Antwort von Blackstar, ein Kommentar, eine unterstützende Wortmeldung, zumindest ein Lebenszeichen.
Doch Blackstar blieb stumm. Und Ben konnte nicht mehr lange warten. Je länger er wartete, desto mehr zersetzte sich die Moral der Rebellen.
Er selber traf die Entscheidung, auf unsichere Informationen hin, den wahren Waffentransport anzugreifen. Und damit lief er der Regierung geradewegs in die Falle.
Phil ballte seine Hände zu Fäusten.
„Idiot! Warum konnte er nicht auf die Anweisungen in dem Brief hören? Dann wäre es nie so weit gekommen!“
Re: Sofie
Echt mal... Ben der Pfosten... ANWEISUNG!!!
*wart*
*wart*
Jinn (ER)- Forum Groupie
- Anzahl der Beiträge : 2703
Alter : 38
Ort : Nicht hier, nicht da... irgendwo
Laune : Manisch Glücklich XD
Anmeldedatum : 15.04.08
Re: Sofie
^^" Jetzt ein laaaanges Chap...
Der Tag der Hinrichtung
Die Nacht hatte Sofie im Rebellenstützpunkt von Darry verbracht. Michael hatte sie über die derzeitige Situation aufgeklärt. Und vor Allem darüber, dass Phil einer der Rebellen war.
Michael riet ihr, erst einmal in Darry zu bleiben, da Katara zu gefährlich war. So schickte Sofie die Taube voraus, damit sie nach Phil suchen konnte und mit ihm redete, warum er so plötzlich verschwunden war, ohne ihr persönlich ein Wort davon zu sagen.
Phil hatte einen genauen Plan, wie er Ben retten konnte. Sein Glück war es, dass er sich relativ gut mit den Methoden und Vorgehensweisen der Armee vertraut war. Die Exekution war Aufgabe der neuen Rekruten. Und damit hatte Phil eine einmalige Chance. Auch wenn er dafür über seinen Scharren springen musste. Er musste alles daran setzen, Ben zu retten.
Er musste sich so schnell wie möglich als Soldat bei der Armee anmelden und hoffen, dass er heute Abend bei Bens Hinrichtung dabei war. Aber so oder so standen die Chancen recht gut. Phil machte sich auf den Weg zur Burg Katara, dem Sitz der Regierung und Hauptsitz der Armee.
Das reinste Chaos herrschte auf dem Anwesen von Sofies Vater. Jeder Winkel war nach Phil und nach Sofie durchsucht worden, bis Sofies Vater auf Phils Brief stieß. Schmunzelnd las er die Zeilen immer wieder durch. Dass Sofie Phil gefolgt war, stand nunmehr außer Frage für ihn.
Doch trotzdem schickte er nur ein paar Tauben los, die die Situation in Katara überwachen sollten und vor Allem Sofie und Phil im Auge behalten sollten.
Phil war vor der Festung mit dem Namen Burg Katara angekommen. Die Burg galt als einer der sichersten Orte im ganzen Land und war außerdem einer der wichtigsten Orte hier. Hinter den mauern waren sowohl der Hauptsitz der Armee, als auch der Sitz der Regierung und das Gefängnis von Katara. Ein geradezu hermetisch abgeschirmter Bereich, in den niemand unbefugt rein kam und auch niemand wieder heraus.
Phil schritt auf die beiden Wachen am Eingangstor zu. Diese kreuzten ihre Gewehre vor Phil und versperrten ihm so den Weg.
„Was willst du?“, fragte einer der Wachen unhöflich mit seiner tiefen, rauen Stimme.
Phil sah geradewegs an ihm vorbei. Innerlich bete er regelrecht, doch nach außen wirkte es so, als würde er wirklich inter dem stehen, was er da sagte. Diese Worte waren nicht mehr als eine vollkommene Lüge, aber es gab keinen anderen Weg, Ben zu retten.
„Ich möchte der Armee beitreten. Ich kann diese Ungerechtigkeiten, die die Rebellen uns antun, nicht mehr ertragen und möchte selber etwas unternehmen.“
Die Wachen sahen sich kurz an, nickten und ließen Phil passieren. Eine weitere Wache begleitete ihn zu einem großen Innenhof. Er war umgeben von den Steinmauern der Burg und ein paar Gebäuden im inneren. Auf dem gepflasterten Boden liefen einige junge Männer immer wieder im Kreis, dabei angespornt von einem Mann, vielleicht Ende 40, Anfang 50, der Am Rand stand und die Männer beobachtete.
„Ausbilder Wacup“, antwortete die Wache auf Phils unausgesprochene Frage, „Wende dich an ihn, er ist für die neuen Rekruten zuständig. Nur ein kleiner Tipp, du solltest ihn nicht verärgern.“
Die Wache blieb stehen und Phil ging geradewegs auf Wacup zu.
„Entschuldigung“, begann Phil. Doch Wacup reagierte nicht, weiter rief er den übrigen Rekruten, die auf dem Innenhof ihre Runden drehten, Befehle zu. Er ignorierte Phil vollkommen.
Phil wurde lauter.
„Entschuldigen Sie!“
Wieder folgte keine Reaktion von Wacup. Jetzt wurde Phil ungeduldig, er stellte sich neben Wacup und schrie schon fast.
„Entschuldigen Sie, ich möchte Soldat werden und soll mich an Sie wenden!“
Wacup gab ein kurzes „Hm“ von sich und rief den restlichen Rekruten zu.
„Okay, 10 Minuten Pause, aber nicht länger! Wer zu spät kommt, dem werden die Rationen gestrichen!“
Dann drehte er sich leicht grinsend zu Phil um. Zuerst mustere er Phil von Oben bis unten.
„Du willst Soldat werden. Wie heißt du denn?“
„Mein Name ist Phil.“
Wacup grinste immer noch.
„Okay, Phil. Und wie weiter? Deinen Nachnamen!“
„Maincrow. Phil Maincrow.“
Das Grinsen in Wacups Gesicht wurde unmerklich ein wenig breiter.
„Sir, bitte. Wir sagen hier Sir am Ende eines Satzes, wenn man mit einem Vorgesetzen spricht.“
„Ja, Sir!“
„Okay, Phil Maincrow, warum willst du denn unbedingt Soldat werden? Gibt es dafür einen bestimmten Grund?“
Phil hatte mit einer solchen frage gerechnet und sich eine Antwort parat gelegt.
„Ich bin erst vor kurzem hierher gezogen und alle Freunde, die ich bis dahin gefundne habe, wurden von diesen Rebellen getötet. Diese Mistkerle haben doch nichts Gutes im Schilde. Und ich will nicht tatenlos daneben stehen, ich will etwas bewirken können, ich will mithelfen, unser Land von diesen Rebellen zu befreien!“
Wacup grinste Phil immer noch an.
„Okay, Phil. Dann werden wir ja sehen, was du alles kannst und ob wir dich hier wirklich gebrauchen können. Deine Einstellung gefällt mir auf jeden Fall. Mit so einer Einstellung kannst du es vielleicht weit bringen!“
Er ging ein Stück von Phil weg und schrie zu den restlichen Rekruten:
„Die Pause ist beendet! 20 Runden um den Platz, der Langsamste bekommt kein Abendessen! Los!“
Die Taube, die Sofie losgeschickt hatte, um Phil zu suchen, drehte ihre Kreise über den Dächern von Katara. Doch nirgends war irgendetwas von Phil zu sehen. Insgesamt war die Stadt viel ruhiger, als man es aus Berichten hörte. Kaum jemand war auf der Straße.
Als die Taube Burg Katara überflog, entdeckte sie die trainierenden Rekruten. Und als sie etwas dichter heran flog, erkannte sie ohne Zweifel Phil, der da inmitten der anderen jungen Männer trainierte.
Sofort machte sich die Taube auf den Rückweg nach Darry. Bei Sofie angekommen, konnte sie sich nicht mehr zusammen reißen.
„Das ist mir ja ein toller Freund. Zuerst als großartiger Rebell tun und dann einfach der Armee beitreten und seinen Freund im Stich lassen.“
Ungläubig blickte Sofie die Taube an.
„Was erzählst du da? Phil bei den Soldaten? Wurde er gefangen genommen?“
„Nein. Er hat anscheinend jetzt auch einen Posten bei den Soldaten, weil der schon mit denen zusammen trainiert. So etwas Zwiespältiges erlebt man nicht alle Tage.“
Sofie konnte das nicht glauben. Phil und ein Soldat der Regierung? Das konnte nur ein Missverständnis sein. Dem musste sie nachgehen, denn dass Phil sich der Regierung anschloss, konnte Sofie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Sofort wollte sie sich auf den Weg nach Katara machen. Doch Michael wollte sie nicht alleine gehen lassen. Es sei zu gefährlich für sie alleine in Katara. Also entschloss er sich kurzerhand, mit Sofie zusammen nach Katara zu gehen. Er selber, als Rebellenleiter von Darry, hatte sowieso keine andere Strafe als eine Hinrichtung in Aussicht. Ob er da noch einen Schlag mehr oder weniger gegen die Regierung unternahm, spielte keine große Rolle.
Wacup staunte nicht schlecht, mit was für einem Talent der Neue die andern Jungsoldaten um Längen überholte. Phil stellte sich wirklich nicht gerade schlecht an, sodass er innerhalb dieses einen Tages schon zum Liebling von Wacup wurde. Wacup sah ihm gerne zu und war auch selber verwundert, wie dieser Junge so ein Talent an den Tag legen konnte.
Wacup kam auf Phil zu. Ein hämisches Grinsen lag auf seinen Lippen, das bei ihm schon fast zur Gewohnheit zu werden schien. Musternd blickte er an Phil auf und ab.
„Ich habe jahrelange Übung, Spione auf den ersten Blick zu erkennen.“
Phil war überrascht, Den ganzen Tag über hatte es den Anschein gemacht, Wacup hätte ihm sein Spiel völlig abgekauft und keinerlei Verdacht geschöpft. Doch Phil versuchte, sich jetzt noch nichts anmerken zu lassen und blieb ganz ruhig. Vielleicht brachte es noch etwas, wenn er sein Spiel noch ein bisschen weiter spielte.
„Ich erkenne Spione auf den ersten Blick. Und auch wenn einig andere hier den Verdacht haben, dass du uns veräppeln willst, ich bin mir sicher, dass jemand wie du es ernster meint als so manch anderer hier.“
Innerlich atmete Phil tief aus. Anscheinend hatte Wacup ihm das Ganze doch abgekauft. Wacup schien so von Phils Fähigkeiten beeindruckt, dass er nicht daran denken wollte, was Phil vielleicht bezweckte. Er hatte Wacup wahrlich um den Finger gewickelt.
Sofie und Michael hatten Katara erreicht. Als sie sich durch die überfüllten Straßen und Plätze, auf denen der Wochenmarkt stattfand, gedrängelt hatten und eine ruhigere Seitengasse erreicht hatten, erkundigte sich Michael nach Sofies Befinden.
„Sag mal, du siehst so niedergeschlagen aus. Was ist denn?“
Sie dagegen setzte sich erst einmal schweigend auf den Bordstein und blickte auf die schmutzige Straße. Sollte sie Michael wirklich erzählen, was die Taube über Phil erzählt hatte? Aber sie konnte es selber nicht glauben, dass es wahr war, dass Phil zur Regierung übergelaufen war. Es konnte sich hier nur um ein Missverständnis halten oder irgendwas, was die Taube falsch verstanden hatte. Phil würde so etwas doch nie tun, da war Sofie sich sicher.
Aber was für einen Grund konnte es dann haben, dass Phil für die Regierung arbeitete? Irgendeinen Grund.
Sofie entschloss sich, Michael erst einmal nichts davon zu erzählen, was würde passieren, wenn sie es jetzt so darstellen würde, wo es doch in Wirklichkeit alles ganz anders sein musste? Sie würde Rufmord begehen, Phil in ein schlechtes Licht stellen oder Michael zumindest einen schlechten Eindruck von Phil vermitteln. Michael hatte sie beobachtet und bevor Sofie überhaupt etwas antworten konnte, warf er ein.
„Wenn du’s mir nicht erzählen willst, ist das auch okay. Nur du musst wissen, wenn ich dir irgendwie weiter helfen kann, musst du es mir sagen.“
Der Tag der Hinrichtung
Die Nacht hatte Sofie im Rebellenstützpunkt von Darry verbracht. Michael hatte sie über die derzeitige Situation aufgeklärt. Und vor Allem darüber, dass Phil einer der Rebellen war.
Michael riet ihr, erst einmal in Darry zu bleiben, da Katara zu gefährlich war. So schickte Sofie die Taube voraus, damit sie nach Phil suchen konnte und mit ihm redete, warum er so plötzlich verschwunden war, ohne ihr persönlich ein Wort davon zu sagen.
Phil hatte einen genauen Plan, wie er Ben retten konnte. Sein Glück war es, dass er sich relativ gut mit den Methoden und Vorgehensweisen der Armee vertraut war. Die Exekution war Aufgabe der neuen Rekruten. Und damit hatte Phil eine einmalige Chance. Auch wenn er dafür über seinen Scharren springen musste. Er musste alles daran setzen, Ben zu retten.
Er musste sich so schnell wie möglich als Soldat bei der Armee anmelden und hoffen, dass er heute Abend bei Bens Hinrichtung dabei war. Aber so oder so standen die Chancen recht gut. Phil machte sich auf den Weg zur Burg Katara, dem Sitz der Regierung und Hauptsitz der Armee.
Das reinste Chaos herrschte auf dem Anwesen von Sofies Vater. Jeder Winkel war nach Phil und nach Sofie durchsucht worden, bis Sofies Vater auf Phils Brief stieß. Schmunzelnd las er die Zeilen immer wieder durch. Dass Sofie Phil gefolgt war, stand nunmehr außer Frage für ihn.
Doch trotzdem schickte er nur ein paar Tauben los, die die Situation in Katara überwachen sollten und vor Allem Sofie und Phil im Auge behalten sollten.
Phil war vor der Festung mit dem Namen Burg Katara angekommen. Die Burg galt als einer der sichersten Orte im ganzen Land und war außerdem einer der wichtigsten Orte hier. Hinter den mauern waren sowohl der Hauptsitz der Armee, als auch der Sitz der Regierung und das Gefängnis von Katara. Ein geradezu hermetisch abgeschirmter Bereich, in den niemand unbefugt rein kam und auch niemand wieder heraus.
Phil schritt auf die beiden Wachen am Eingangstor zu. Diese kreuzten ihre Gewehre vor Phil und versperrten ihm so den Weg.
„Was willst du?“, fragte einer der Wachen unhöflich mit seiner tiefen, rauen Stimme.
Phil sah geradewegs an ihm vorbei. Innerlich bete er regelrecht, doch nach außen wirkte es so, als würde er wirklich inter dem stehen, was er da sagte. Diese Worte waren nicht mehr als eine vollkommene Lüge, aber es gab keinen anderen Weg, Ben zu retten.
„Ich möchte der Armee beitreten. Ich kann diese Ungerechtigkeiten, die die Rebellen uns antun, nicht mehr ertragen und möchte selber etwas unternehmen.“
Die Wachen sahen sich kurz an, nickten und ließen Phil passieren. Eine weitere Wache begleitete ihn zu einem großen Innenhof. Er war umgeben von den Steinmauern der Burg und ein paar Gebäuden im inneren. Auf dem gepflasterten Boden liefen einige junge Männer immer wieder im Kreis, dabei angespornt von einem Mann, vielleicht Ende 40, Anfang 50, der Am Rand stand und die Männer beobachtete.
„Ausbilder Wacup“, antwortete die Wache auf Phils unausgesprochene Frage, „Wende dich an ihn, er ist für die neuen Rekruten zuständig. Nur ein kleiner Tipp, du solltest ihn nicht verärgern.“
Die Wache blieb stehen und Phil ging geradewegs auf Wacup zu.
„Entschuldigung“, begann Phil. Doch Wacup reagierte nicht, weiter rief er den übrigen Rekruten, die auf dem Innenhof ihre Runden drehten, Befehle zu. Er ignorierte Phil vollkommen.
Phil wurde lauter.
„Entschuldigen Sie!“
Wieder folgte keine Reaktion von Wacup. Jetzt wurde Phil ungeduldig, er stellte sich neben Wacup und schrie schon fast.
„Entschuldigen Sie, ich möchte Soldat werden und soll mich an Sie wenden!“
Wacup gab ein kurzes „Hm“ von sich und rief den restlichen Rekruten zu.
„Okay, 10 Minuten Pause, aber nicht länger! Wer zu spät kommt, dem werden die Rationen gestrichen!“
Dann drehte er sich leicht grinsend zu Phil um. Zuerst mustere er Phil von Oben bis unten.
„Du willst Soldat werden. Wie heißt du denn?“
„Mein Name ist Phil.“
Wacup grinste immer noch.
„Okay, Phil. Und wie weiter? Deinen Nachnamen!“
„Maincrow. Phil Maincrow.“
Das Grinsen in Wacups Gesicht wurde unmerklich ein wenig breiter.
„Sir, bitte. Wir sagen hier Sir am Ende eines Satzes, wenn man mit einem Vorgesetzen spricht.“
„Ja, Sir!“
„Okay, Phil Maincrow, warum willst du denn unbedingt Soldat werden? Gibt es dafür einen bestimmten Grund?“
Phil hatte mit einer solchen frage gerechnet und sich eine Antwort parat gelegt.
„Ich bin erst vor kurzem hierher gezogen und alle Freunde, die ich bis dahin gefundne habe, wurden von diesen Rebellen getötet. Diese Mistkerle haben doch nichts Gutes im Schilde. Und ich will nicht tatenlos daneben stehen, ich will etwas bewirken können, ich will mithelfen, unser Land von diesen Rebellen zu befreien!“
Wacup grinste Phil immer noch an.
„Okay, Phil. Dann werden wir ja sehen, was du alles kannst und ob wir dich hier wirklich gebrauchen können. Deine Einstellung gefällt mir auf jeden Fall. Mit so einer Einstellung kannst du es vielleicht weit bringen!“
Er ging ein Stück von Phil weg und schrie zu den restlichen Rekruten:
„Die Pause ist beendet! 20 Runden um den Platz, der Langsamste bekommt kein Abendessen! Los!“
Die Taube, die Sofie losgeschickt hatte, um Phil zu suchen, drehte ihre Kreise über den Dächern von Katara. Doch nirgends war irgendetwas von Phil zu sehen. Insgesamt war die Stadt viel ruhiger, als man es aus Berichten hörte. Kaum jemand war auf der Straße.
Als die Taube Burg Katara überflog, entdeckte sie die trainierenden Rekruten. Und als sie etwas dichter heran flog, erkannte sie ohne Zweifel Phil, der da inmitten der anderen jungen Männer trainierte.
Sofort machte sich die Taube auf den Rückweg nach Darry. Bei Sofie angekommen, konnte sie sich nicht mehr zusammen reißen.
„Das ist mir ja ein toller Freund. Zuerst als großartiger Rebell tun und dann einfach der Armee beitreten und seinen Freund im Stich lassen.“
Ungläubig blickte Sofie die Taube an.
„Was erzählst du da? Phil bei den Soldaten? Wurde er gefangen genommen?“
„Nein. Er hat anscheinend jetzt auch einen Posten bei den Soldaten, weil der schon mit denen zusammen trainiert. So etwas Zwiespältiges erlebt man nicht alle Tage.“
Sofie konnte das nicht glauben. Phil und ein Soldat der Regierung? Das konnte nur ein Missverständnis sein. Dem musste sie nachgehen, denn dass Phil sich der Regierung anschloss, konnte Sofie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Sofort wollte sie sich auf den Weg nach Katara machen. Doch Michael wollte sie nicht alleine gehen lassen. Es sei zu gefährlich für sie alleine in Katara. Also entschloss er sich kurzerhand, mit Sofie zusammen nach Katara zu gehen. Er selber, als Rebellenleiter von Darry, hatte sowieso keine andere Strafe als eine Hinrichtung in Aussicht. Ob er da noch einen Schlag mehr oder weniger gegen die Regierung unternahm, spielte keine große Rolle.
Wacup staunte nicht schlecht, mit was für einem Talent der Neue die andern Jungsoldaten um Längen überholte. Phil stellte sich wirklich nicht gerade schlecht an, sodass er innerhalb dieses einen Tages schon zum Liebling von Wacup wurde. Wacup sah ihm gerne zu und war auch selber verwundert, wie dieser Junge so ein Talent an den Tag legen konnte.
Wacup kam auf Phil zu. Ein hämisches Grinsen lag auf seinen Lippen, das bei ihm schon fast zur Gewohnheit zu werden schien. Musternd blickte er an Phil auf und ab.
„Ich habe jahrelange Übung, Spione auf den ersten Blick zu erkennen.“
Phil war überrascht, Den ganzen Tag über hatte es den Anschein gemacht, Wacup hätte ihm sein Spiel völlig abgekauft und keinerlei Verdacht geschöpft. Doch Phil versuchte, sich jetzt noch nichts anmerken zu lassen und blieb ganz ruhig. Vielleicht brachte es noch etwas, wenn er sein Spiel noch ein bisschen weiter spielte.
„Ich erkenne Spione auf den ersten Blick. Und auch wenn einig andere hier den Verdacht haben, dass du uns veräppeln willst, ich bin mir sicher, dass jemand wie du es ernster meint als so manch anderer hier.“
Innerlich atmete Phil tief aus. Anscheinend hatte Wacup ihm das Ganze doch abgekauft. Wacup schien so von Phils Fähigkeiten beeindruckt, dass er nicht daran denken wollte, was Phil vielleicht bezweckte. Er hatte Wacup wahrlich um den Finger gewickelt.
Sofie und Michael hatten Katara erreicht. Als sie sich durch die überfüllten Straßen und Plätze, auf denen der Wochenmarkt stattfand, gedrängelt hatten und eine ruhigere Seitengasse erreicht hatten, erkundigte sich Michael nach Sofies Befinden.
„Sag mal, du siehst so niedergeschlagen aus. Was ist denn?“
Sie dagegen setzte sich erst einmal schweigend auf den Bordstein und blickte auf die schmutzige Straße. Sollte sie Michael wirklich erzählen, was die Taube über Phil erzählt hatte? Aber sie konnte es selber nicht glauben, dass es wahr war, dass Phil zur Regierung übergelaufen war. Es konnte sich hier nur um ein Missverständnis halten oder irgendwas, was die Taube falsch verstanden hatte. Phil würde so etwas doch nie tun, da war Sofie sich sicher.
Aber was für einen Grund konnte es dann haben, dass Phil für die Regierung arbeitete? Irgendeinen Grund.
Sofie entschloss sich, Michael erst einmal nichts davon zu erzählen, was würde passieren, wenn sie es jetzt so darstellen würde, wo es doch in Wirklichkeit alles ganz anders sein musste? Sie würde Rufmord begehen, Phil in ein schlechtes Licht stellen oder Michael zumindest einen schlechten Eindruck von Phil vermitteln. Michael hatte sie beobachtet und bevor Sofie überhaupt etwas antworten konnte, warf er ein.
„Wenn du’s mir nicht erzählen willst, ist das auch okay. Nur du musst wissen, wenn ich dir irgendwie weiter helfen kann, musst du es mir sagen.“
Re: Sofie
„Warum bist du eigentlich mitgekommen? Musst du nicht in Darry die Stellung halten?“
Sofie suchte einen Weg, auf andere Gedanken zu kommen. Aber hatte Michael nicht gesagt, dass er der Anführer der Rebellen aus Darry war? Wieso kam er einfach so mit ihr zusammen nach Katara?
Michael fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
„In Darry kann ich nicht mehr viel tun. Da kann man zurzeit nicht mehr viel bewegen, die manschen sind resigniert, sie wollen nicht mehr.“
„Aber ist Darry nicht der Spiegel des ganzen Landes oder wie das heißt? Das würde ja heißen, dass es so gut wie keine Hoffnung mehr gibt.“
Sofie sah Michael ein wenig verzweifelt in die Augen. Doch Michael entgegnete nur ein leichtes Lächeln.
„Ja, aber es gibt immer noch ein paar Rebellen, die die Hoffnung eben noch nicht aufgegeben haben. Und zusammen, so glaube ich, können wir immer noch etwas bewegen und die Hoffnung auch zurück in den Rest der Bevölkerung bringen!“
Als Wacup Phil diesmal zu sich rief, war er überraschend förmlich. Phil war darüber etwas verwundert, aber er war auch gespannt, was Wacup zu sagen hatte.
„Ich bin wirklich überrascht, durch einen solchen Zufall auf so ein vielversprechendes Talent zu stoßen. Ich denke, Sie sind zu höherem berufen, Phil. Denn hier unter den Anfängern sind Sie eindeutig unterfordert. Ihnen steht noch eine vielversprechende Karriere bevor, wenn Sie so weiter machen. Und deshalb habe ich mich dazu entschlossen, Ihrer Karriere einen Anschub zu geben und das ganze etwas zu beschleunigen.“
Phil begann leicht zu grinsen. Genau so hatte er sich das vorgestellt. Und gleich würde Wacup ihm sagen, dass er heute Abend bei Bens Exekution dabei sein sollte. Sein Plan ging scheinbar auf. Alles lief wie am Schnürchen.
„Ich möchte Ihnen ein Angebot vorschlagen, das Sie nicht ausschlagen können. Sie bekommen von mir eine Empfehlung, sodass sie noch heute Abend aufsteigen können. Sie verpflichten sich damit zu Treue und Loyalität gegenüber der Regierung und werden schon in 3 Tagen als vollwertiges Mitglied unserer Armee dienen können. Ich denke, dass wir beide dieses ganze Prozedere des Loyalitätsbeweises und der Feststellung Ihrer Fähigkeiten überspringen können.“
Das konnte nicht sein Ernst sein. Phil musste etwas unternehmen.
„Aber was ist mit der Exekution? Ist es nicht normal die Aufgabe der Jungsoldaten, während einer Exekution ihre Loyalität zu beweisen?“
„Mein Junge, Sie werden noch oft genug die Chance bekommen, einen dieser dreckigen Rebellen zu töten. Die Exekution heute Abend werden die anderen Jungsoldaten übernehmen, während Sie sich schon als etwas Höheres profilieren können! Es ist doch unter Ihrem Niveau, an so etwas teilzunehmen!“
Wacup ging einfach weg, ohne Phil auch nur die Möglichkeit zu geben, etwas dagegen zu sagen.
Etwas enttäuscht suchte Phil sein Quartier auf. Die spartanisch eingerichteten Zimmer in der Burg Katara waren nicht sonderlich ansprechend, allerdings zweckmäßig. Phil teilte sich das Zimmer mit zwei andern jungen Männern, die er schon den Tag über kennen gelernt hatte. Einer der beiden sprach Phil direkt an, als er das Zimmer betrat.
„Oh, oh, der Neuling! Sieht ja ganz so aus, als ob der alte Wacup dir einen Denkzettel verpasst hätte! Wohl doch nicht so ein Wunderknabe, oder?
Phil beachtete ihn gar nicht und lies sich nur auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Der Andere sprach deutlich leiser und zurückhaltender.
„Hör nicht auf ihn, der ist immer so. Willst du dich wenigstens vorstellen? Oder wie sollen wir dich nennen?“
Phil brummte nur. Der eine Mann setzte sich auf eins der anderen Betten und sah aus dem Fenster.
„Wohl auf den Mund gefallen, wie? Ich bin Simon. Und der nette Kollege hier heißt Jacob.“
Jacob grinste frech in Phils Richtung. Er richtete sich nun doch neugierig auf und musterte die beiden. „Ich heiße Phil.“
Simon lachte. „Kannst ja doch reden! Dann sag auch, was los ist, bei dir. Du schaust ja wie drei Tage Regenwetter!“
„Ich wurde Befördert“, murrte Phil. Simon grunzte.
„Und dann bist du so deprimiert? Ist doch gut! Was könnt dir Besseres passieren?“
„Nein, es ist eben nicht gut!“
Phil wurde lauter.
„Ich muss doch bei der Hinrichtung heute dabei sein und das kann ich jetzt nicht mehr!“
Jakob trat ein paar Schritte zurück.
„Hui, da ist aber jemand sauer. Warum musst du denn bei der Erschießung von so einem Rebellen dabei sein?“
„Ich hab schon meine Gründe. Geht euch nichts an!“
Jakob wollte weiter bohren, aber Simon unterbrach ihn kurz. Dabei klang er wirklich ziemlich ernst, lächelte aber in Phils Richtung.
„Ich glaub, das geht uns wirklich nichts an. Lass ihn am Besten in Ruhe. Verstanden?“
Von den Steinwänden des Gefängnisses im Keller der Burg tropfte langsam und eintönig das Wasser. Das Gemäuer war schon so alt, dass sich kleinere Risse gebildet hatten, aber der dicke Stein würde sicherlich noch einige Hundert Jahre halten, hatte er dich schon fast ein halbes Jahrtausend überstanden.
Tief unten, in einem der hintersten Zellen, kauerte armselig eine Gestalt, angekettet wie im Mittelalter, und wartete auf den Abend. Ben war ausgemergelt, seit er hier unten war hatte er nichts anderes als ein bisschen Wasser und Brot bekommen und die Sonne, die hatte er auch schon viel zu lange nicht mehr gesehen.
Fast schon zu schwach dafür wimmerte er etwas vor sich hin.
„Bitte, Blackstar. Wenn du da irgendwo bist, bitte unternimm etwas. Bitte gib den anderen Rebellen ein Zeichen, dass du noch lebst und dass noch nicht alles verloren ist. Bitte tu es, für unser Land.“
Simon hatte das kleine Zimmer verlassen und schlenderte durch einen der Innenhöfe der Burg. Er kannte Phil, wahrscheinlich würde er diese Nacht nie vergessen, als er auf Phil getroffen war. Es war jene Nacht am Strand gewesen, als Simon mit seiner damaligen Gang Phil und Sofie angegriffen hatten und verheerend geschlagen wurden.
„Wie’s wohl seiner Kleinen geht?“
Ein berechnendes Grinsen legte sich auf Simons Lippen. Und er hoffte inständig, dass Phil nicht genau dasselbe vorhatte wie er, denn damit wäre sein kompletter Plan in Gefahr.
Sofie nickte Michael zu.
„Und das ist der Grund, warum du zu den Rebellen gekommen bist? Dass die Regierung dich und deine Schwester getrennt hat, muss dich ziemlich wütend auf sie gemacht haben.“
Michael blickte zu Boden, wie er es schon die ganze Zeit tat, als er Sofie seine Geschichte erzählt hatte.
„Meinem Vater blieb keine andere Wahl. Die Regierung verlangte von ihm, entweder seine Tochter zu verkaufen oder seine Familie würde hingerichtet. Was sollte er anderes tun? Er hat Hannah an die Regierung verkauft, um unser Leben zu retten. Und zumindest hatten wir so die Sicherheit, dass Hannah nicht hungern musste.“
„Aber das willst du nicht zulassen und hast dich deshalb den Rebellen angeschlossen? Um deine Schwester zu retten?“
Michael blickte zum ersten Mal, seit er begonnen hatte, Sofie von sich zu erzählen, in ihr Gesicht.
„Deshalb und weil es noch so viele andere Menschen in diesem Land gibt, denen es dank der Regierung noch schlechter geht als uns. Das kann man nicht zulassen. Aber, Sofie, sag mal, warum bist du denn zu den Rebellen gekommen? Und woher kennst du Phil?“
Sofie musste einen Moment überlegen, denn mit dieser Frage hatte sie jetzt nicht gerechnet.
„Ja, wie soll ich es sagen, es ist eigentlich eine lange Geschichte. Phil hat einige Zeit bei uns gewohnt, weil er verwundet war und so bin ich dann auch zu den Rebellen gekommen, als ich ihm nach Darry gefolgt war.“
Sofie wurde ein bisschen rot. Michael erwiderte das nur mit einem sanften Lächeln.
„Also bist du blindlings nach Darry gekommen, ohne wirklich zu wissen, was dahinter steckte? Habe ich recht?“
Sofie nickte. „Ja, so kann man es auch ausdrücken. Aber selbst ich habe ja jetzt schon bemerkt, dass man gegen diese Zustände etwas unternehmen muss! Wie kann eine Regierung ihr Volk nur so leiden lassen? Das verstehe ich nicht.“
Simon hatte irgendwas mit Jacob zu bereden. Was genau, wusste Phil nicht. Nur kam Jacob jetzt wieder zurück in ihr Zimmer und ging direkt auf Phil zu. Man merkte richtig, dass eine gewisse Unbehaglichkeit in seinem Blick lag, als wäre er ziemlich nervös. Ein paar Schritte von Phil entfernt blieb er stehen.
„Ähm, du wolltest doch heute Abend unbedingt bei der Exekution dabei sein? Oder?“
Phil nickte. Was wollte Jacob jetzt? Phil war auch etwas unbehaglich in der ganzen Situation, weil irgendetwas stimmte hier nicht.
„Also, wenn du willst, ich sollte heute Abend dabei sein, also, naja, ich könnte dir meinen Platz abgeben, wenn du willst. Denn ich will das eigentlich gar nicht so unbedingt. Einen anderen Menschen töten?“
Phil war aufgestanden.
„Ist das dein Ernst? Ich könnte anstelle von dir heute Abend bei der Exekution dabei sein? Das wäre total toll von dir! Danke!“
Jacob wirkte ein wenig überrumpelt, er fasste sich nur verlegen an den Hinterkopf und lächelte zu Phil.
„Keine Ursache. Ist ja zu unserem beiden Vorteil, oder?“
Kurz sah Jacob zu Tür, die noch einen Spalt breit geöffnet war. Durch diesen Spalt hatte Simon die beiden beobachtet. Und jetzt flüsterte er Jacob leise ein Danke zu.
Langsam füllte sich der Platz vor dem Ort, an dem Ben hingerichtet werden sollte. Immer mehr Schaulustige kamen her, versammelten sich und drängten um die besten Plätze. Nur noch eine halbe Stunde. Für die Einen noch eine halbe Stunde, bis der verhasste Anführer der Rebellen endlich für seine Taten bestraft werden würde und dieser sinnlose Bürgerkrieg ein Ende hatte, für die Anderen, die letzten paar Minuten, in denen noch die Hoffnung auf ein Wunder aufkeimen konnte.
Sofie suchte einen Weg, auf andere Gedanken zu kommen. Aber hatte Michael nicht gesagt, dass er der Anführer der Rebellen aus Darry war? Wieso kam er einfach so mit ihr zusammen nach Katara?
Michael fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
„In Darry kann ich nicht mehr viel tun. Da kann man zurzeit nicht mehr viel bewegen, die manschen sind resigniert, sie wollen nicht mehr.“
„Aber ist Darry nicht der Spiegel des ganzen Landes oder wie das heißt? Das würde ja heißen, dass es so gut wie keine Hoffnung mehr gibt.“
Sofie sah Michael ein wenig verzweifelt in die Augen. Doch Michael entgegnete nur ein leichtes Lächeln.
„Ja, aber es gibt immer noch ein paar Rebellen, die die Hoffnung eben noch nicht aufgegeben haben. Und zusammen, so glaube ich, können wir immer noch etwas bewegen und die Hoffnung auch zurück in den Rest der Bevölkerung bringen!“
Als Wacup Phil diesmal zu sich rief, war er überraschend förmlich. Phil war darüber etwas verwundert, aber er war auch gespannt, was Wacup zu sagen hatte.
„Ich bin wirklich überrascht, durch einen solchen Zufall auf so ein vielversprechendes Talent zu stoßen. Ich denke, Sie sind zu höherem berufen, Phil. Denn hier unter den Anfängern sind Sie eindeutig unterfordert. Ihnen steht noch eine vielversprechende Karriere bevor, wenn Sie so weiter machen. Und deshalb habe ich mich dazu entschlossen, Ihrer Karriere einen Anschub zu geben und das ganze etwas zu beschleunigen.“
Phil begann leicht zu grinsen. Genau so hatte er sich das vorgestellt. Und gleich würde Wacup ihm sagen, dass er heute Abend bei Bens Exekution dabei sein sollte. Sein Plan ging scheinbar auf. Alles lief wie am Schnürchen.
„Ich möchte Ihnen ein Angebot vorschlagen, das Sie nicht ausschlagen können. Sie bekommen von mir eine Empfehlung, sodass sie noch heute Abend aufsteigen können. Sie verpflichten sich damit zu Treue und Loyalität gegenüber der Regierung und werden schon in 3 Tagen als vollwertiges Mitglied unserer Armee dienen können. Ich denke, dass wir beide dieses ganze Prozedere des Loyalitätsbeweises und der Feststellung Ihrer Fähigkeiten überspringen können.“
Das konnte nicht sein Ernst sein. Phil musste etwas unternehmen.
„Aber was ist mit der Exekution? Ist es nicht normal die Aufgabe der Jungsoldaten, während einer Exekution ihre Loyalität zu beweisen?“
„Mein Junge, Sie werden noch oft genug die Chance bekommen, einen dieser dreckigen Rebellen zu töten. Die Exekution heute Abend werden die anderen Jungsoldaten übernehmen, während Sie sich schon als etwas Höheres profilieren können! Es ist doch unter Ihrem Niveau, an so etwas teilzunehmen!“
Wacup ging einfach weg, ohne Phil auch nur die Möglichkeit zu geben, etwas dagegen zu sagen.
Etwas enttäuscht suchte Phil sein Quartier auf. Die spartanisch eingerichteten Zimmer in der Burg Katara waren nicht sonderlich ansprechend, allerdings zweckmäßig. Phil teilte sich das Zimmer mit zwei andern jungen Männern, die er schon den Tag über kennen gelernt hatte. Einer der beiden sprach Phil direkt an, als er das Zimmer betrat.
„Oh, oh, der Neuling! Sieht ja ganz so aus, als ob der alte Wacup dir einen Denkzettel verpasst hätte! Wohl doch nicht so ein Wunderknabe, oder?
Phil beachtete ihn gar nicht und lies sich nur auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Der Andere sprach deutlich leiser und zurückhaltender.
„Hör nicht auf ihn, der ist immer so. Willst du dich wenigstens vorstellen? Oder wie sollen wir dich nennen?“
Phil brummte nur. Der eine Mann setzte sich auf eins der anderen Betten und sah aus dem Fenster.
„Wohl auf den Mund gefallen, wie? Ich bin Simon. Und der nette Kollege hier heißt Jacob.“
Jacob grinste frech in Phils Richtung. Er richtete sich nun doch neugierig auf und musterte die beiden. „Ich heiße Phil.“
Simon lachte. „Kannst ja doch reden! Dann sag auch, was los ist, bei dir. Du schaust ja wie drei Tage Regenwetter!“
„Ich wurde Befördert“, murrte Phil. Simon grunzte.
„Und dann bist du so deprimiert? Ist doch gut! Was könnt dir Besseres passieren?“
„Nein, es ist eben nicht gut!“
Phil wurde lauter.
„Ich muss doch bei der Hinrichtung heute dabei sein und das kann ich jetzt nicht mehr!“
Jakob trat ein paar Schritte zurück.
„Hui, da ist aber jemand sauer. Warum musst du denn bei der Erschießung von so einem Rebellen dabei sein?“
„Ich hab schon meine Gründe. Geht euch nichts an!“
Jakob wollte weiter bohren, aber Simon unterbrach ihn kurz. Dabei klang er wirklich ziemlich ernst, lächelte aber in Phils Richtung.
„Ich glaub, das geht uns wirklich nichts an. Lass ihn am Besten in Ruhe. Verstanden?“
Von den Steinwänden des Gefängnisses im Keller der Burg tropfte langsam und eintönig das Wasser. Das Gemäuer war schon so alt, dass sich kleinere Risse gebildet hatten, aber der dicke Stein würde sicherlich noch einige Hundert Jahre halten, hatte er dich schon fast ein halbes Jahrtausend überstanden.
Tief unten, in einem der hintersten Zellen, kauerte armselig eine Gestalt, angekettet wie im Mittelalter, und wartete auf den Abend. Ben war ausgemergelt, seit er hier unten war hatte er nichts anderes als ein bisschen Wasser und Brot bekommen und die Sonne, die hatte er auch schon viel zu lange nicht mehr gesehen.
Fast schon zu schwach dafür wimmerte er etwas vor sich hin.
„Bitte, Blackstar. Wenn du da irgendwo bist, bitte unternimm etwas. Bitte gib den anderen Rebellen ein Zeichen, dass du noch lebst und dass noch nicht alles verloren ist. Bitte tu es, für unser Land.“
Simon hatte das kleine Zimmer verlassen und schlenderte durch einen der Innenhöfe der Burg. Er kannte Phil, wahrscheinlich würde er diese Nacht nie vergessen, als er auf Phil getroffen war. Es war jene Nacht am Strand gewesen, als Simon mit seiner damaligen Gang Phil und Sofie angegriffen hatten und verheerend geschlagen wurden.
„Wie’s wohl seiner Kleinen geht?“
Ein berechnendes Grinsen legte sich auf Simons Lippen. Und er hoffte inständig, dass Phil nicht genau dasselbe vorhatte wie er, denn damit wäre sein kompletter Plan in Gefahr.
Sofie nickte Michael zu.
„Und das ist der Grund, warum du zu den Rebellen gekommen bist? Dass die Regierung dich und deine Schwester getrennt hat, muss dich ziemlich wütend auf sie gemacht haben.“
Michael blickte zu Boden, wie er es schon die ganze Zeit tat, als er Sofie seine Geschichte erzählt hatte.
„Meinem Vater blieb keine andere Wahl. Die Regierung verlangte von ihm, entweder seine Tochter zu verkaufen oder seine Familie würde hingerichtet. Was sollte er anderes tun? Er hat Hannah an die Regierung verkauft, um unser Leben zu retten. Und zumindest hatten wir so die Sicherheit, dass Hannah nicht hungern musste.“
„Aber das willst du nicht zulassen und hast dich deshalb den Rebellen angeschlossen? Um deine Schwester zu retten?“
Michael blickte zum ersten Mal, seit er begonnen hatte, Sofie von sich zu erzählen, in ihr Gesicht.
„Deshalb und weil es noch so viele andere Menschen in diesem Land gibt, denen es dank der Regierung noch schlechter geht als uns. Das kann man nicht zulassen. Aber, Sofie, sag mal, warum bist du denn zu den Rebellen gekommen? Und woher kennst du Phil?“
Sofie musste einen Moment überlegen, denn mit dieser Frage hatte sie jetzt nicht gerechnet.
„Ja, wie soll ich es sagen, es ist eigentlich eine lange Geschichte. Phil hat einige Zeit bei uns gewohnt, weil er verwundet war und so bin ich dann auch zu den Rebellen gekommen, als ich ihm nach Darry gefolgt war.“
Sofie wurde ein bisschen rot. Michael erwiderte das nur mit einem sanften Lächeln.
„Also bist du blindlings nach Darry gekommen, ohne wirklich zu wissen, was dahinter steckte? Habe ich recht?“
Sofie nickte. „Ja, so kann man es auch ausdrücken. Aber selbst ich habe ja jetzt schon bemerkt, dass man gegen diese Zustände etwas unternehmen muss! Wie kann eine Regierung ihr Volk nur so leiden lassen? Das verstehe ich nicht.“
Simon hatte irgendwas mit Jacob zu bereden. Was genau, wusste Phil nicht. Nur kam Jacob jetzt wieder zurück in ihr Zimmer und ging direkt auf Phil zu. Man merkte richtig, dass eine gewisse Unbehaglichkeit in seinem Blick lag, als wäre er ziemlich nervös. Ein paar Schritte von Phil entfernt blieb er stehen.
„Ähm, du wolltest doch heute Abend unbedingt bei der Exekution dabei sein? Oder?“
Phil nickte. Was wollte Jacob jetzt? Phil war auch etwas unbehaglich in der ganzen Situation, weil irgendetwas stimmte hier nicht.
„Also, wenn du willst, ich sollte heute Abend dabei sein, also, naja, ich könnte dir meinen Platz abgeben, wenn du willst. Denn ich will das eigentlich gar nicht so unbedingt. Einen anderen Menschen töten?“
Phil war aufgestanden.
„Ist das dein Ernst? Ich könnte anstelle von dir heute Abend bei der Exekution dabei sein? Das wäre total toll von dir! Danke!“
Jacob wirkte ein wenig überrumpelt, er fasste sich nur verlegen an den Hinterkopf und lächelte zu Phil.
„Keine Ursache. Ist ja zu unserem beiden Vorteil, oder?“
Kurz sah Jacob zu Tür, die noch einen Spalt breit geöffnet war. Durch diesen Spalt hatte Simon die beiden beobachtet. Und jetzt flüsterte er Jacob leise ein Danke zu.
Langsam füllte sich der Platz vor dem Ort, an dem Ben hingerichtet werden sollte. Immer mehr Schaulustige kamen her, versammelten sich und drängten um die besten Plätze. Nur noch eine halbe Stunde. Für die Einen noch eine halbe Stunde, bis der verhasste Anführer der Rebellen endlich für seine Taten bestraft werden würde und dieser sinnlose Bürgerkrieg ein Ende hatte, für die Anderen, die letzten paar Minuten, in denen noch die Hoffnung auf ein Wunder aufkeimen konnte.
Re: Sofie
*bang und hoff*
Okay... Phil schafft es... aber wie?
Und was hat Simon vor?
Waaah bin ich aufgeregt >.<
Okay... Phil schafft es... aber wie?
Und was hat Simon vor?
Waaah bin ich aufgeregt >.<
Jinn (ER)- Forum Groupie
- Anzahl der Beiträge : 2703
Alter : 38
Ort : Nicht hier, nicht da... irgendwo
Laune : Manisch Glücklich XD
Anmeldedatum : 15.04.08
Re: Sofie
So, das letzte bsiher fertige Chap, auf das nächste müsst ihr wahrscheinlich noch etwas warten.. da hab ich erste eine Seite fertig ^^" Naja, ich versuche mal, es bald fertig zu bekommen^^ Was darin vorkommen wird, weiß ich ja schon!
Also: Viel Spaß beim lesen!
In die letzte Sekunde gepalnt
Phil war etwas nervös. Warum auch immer hatte dieser Jacob ihm, warum auch immer, die Möglichkeit gegeben, Ben doch noch retten zu können. Doch eigentlich war ihm jedes Warum oder Wieso egal, es war einzig und allein wichtig, dass er diese Möglichkeit hatte, dass er bei der Exekution dabei war und seinen Plan verfolgen konnte. Denn nur so konnte er Ben retten. Er war jetzt einer der fünf jungen Soldaten, die Ben erschießen sollten, sein Plan ging auf.
Leicht grinsend lag er auf seinem Bett in dem kleinen Zimmer und grinste die eintönige Decke an. Er war alleine. Bis es plötzlich am Fenster klopfte. Phil erschrak. Wer zum Teufel konnte das sein? Das Zimmer lag schließlich einige Meter vom Boden entfernt in einem der höheren Stockwerke der Burg. Er setzte sich auf und sah nach. Dann war ihm klar, wie das sein konnte. Eine Taube hämmerte mit ihrem Schnabel monoton gegen die Scheibe. Phil öffnete das Fenster.
Die Taube flog sofort auf die Bettkante und sah Phil eindringlich an. Phil setzte sich neben sie aufs Bett.
„Blödmann. Sag mal, was zum Teufel machst du hier? Hast du den Verstand verloren?“
Die Taube klang mehr als ärgerlich. Phil sah sie verwundert an.
„Was ist denn los? Was hast du für ein Problem?“
Die Taube antwortete energisch, vielleicht schon ein bisschen laut.
„Was das Problem ist? Sag mal, hast du Tomaten auf den Augen? Oder nur Matsch im Kopf? Zuerst groß tönen von wegen Rebellen und alles, Welt retten und so und dann kommst du einfach daher und trittst der Armee der Regierung bei. Und fragst tatsächlich noch, wo das Problem liegt.“
Phil seufzte.
„Mal ganz langsam, Kleiner. Lass mich mal erklären. Das gehört alles zum Plan.“
„Ja, ja. Weißt du eigentlich, war für Sorgen sich Sofie macht? Und du machst so einen Müll. Sie hat dir wirklich vertraut. Und was soll das den bitte für ein Plan sein?“
Phil grinste.
„Ich werde Ben retten. Was sonst?“
Aber die Taube war immer noch skeptisch.
„Aha. Und wie willst du das anstellen?“
„Dann musst du noch ein bisschen abwarten und dir die geplante Exekution ansehen. Dann siehst du es ja.“
Die Taube nickte nur leicht.
„Na zumindest bist du doch nicht zur Regierung über gelaufen. Du hättest Sofie dann bestimmt in Gefahr gebracht. Und dieser Typ aus Darry wäre über dein Handeln sicher auch nicht besonders erfreut gewesen. Glaub mir.“
Phil sah die Taube verwundert an.
„Dieser Michael? Woher kennst du ihn? Oder... ist Sofie etwa in Darry?“
Nur leicht schüttelte die Taube den Kopf.
„Nicht ganz. Inzwischen sind die beiden schon hier. In Katara. Sofie musste dir ja unbedingt hinterher laufen.“
„DU IDIOT!“, schrie Phil die Taube an, „Wie konntest du sie hierher kommen lassen? Weißt du nicht, ie gefährlich es momentan hier ist? Was ihr hier alles passieren könnte. Hier herrscht Krieg, Taube! Das ist kein Ort für jemanden wie Sofie! Es ist viel zu gefährlich für sie!“
Die Taube zuckte nur kurz.
„Du musstest schließlich ohne ein Wort zu sagen verschwinden. Und sie ist dir eben gefolgt. Und ich warne dich, wenn ihr wirklich etwas passiert...“
Eine Hand voll Wachsoldaten machten sich auf den Weg zum Kerker. Noch zwanzig Minuten bis zur Exekution. Man merkte deutlich die wachsende Anspannung, die in der Luft lag. Man könnte sagen, dass die Luft fast brannte. Sowohl in der Burg Katara als auch auf dem Exekutionsplatz, auf dem sich immer mehr Menschen zusammen fanden. Jeder wartete, gespannt, ängstlich oder aufgeregt auf die anstehende Exekution. Nur noch wenige Minuten.
Auch Sofie und Michael hatten sich auf den Weg zum Exekutionsplatz gemacht. Michael hatte gesagt, Sofie solle sich im Hintergrund halten, am Besten irgendwo verstecken. Aber sie wollte dabei sein. Warum auch immer, ihr Bauchgefühl sagte es ihr. Michael hatte gesagt, er wolle Sofie nicht in Gefahr bringen, bei dem, was er vorhatte.
Jetzt drängelten sich die beiden langsam nach vorne durch die Menschenmassen. Unglaublich, wie viele Menschen zusammen kamen, um den Tod eines anderen Menschen zu beobachten. Zuzusehen, wie ein paar Soldaten einen jungen Mann umbrachten. Auch wenn er von der Regierung als Verräter dargestellt wurde, als einer von denen, die dafür verantwortlich waren, dass es den Menschen so schlecht ging. Einer der Auslöser für diesen Bürgerkrieg. Obwohl es ja eigentlich gar nicht so war, so wusste Sofie jetzt. War nicht die Regierung selber für das Leid der Menschen verantwortlich und dieser Ben war nur einer von denen, die etwas unternehmen wollten, den anderen Menschen helfen.
In Michael stieg die Aufregung auf. Gleich würde er sehen, ob alles geklappt hatte. Er hoffte es.
Die Turmuhr schlug. Noch fünfzehn Minuten.
Simon stand da und trat nervös von einem auf den anderen Fuß. Wo blieb dieser Phil nur? Wenn er sich nicht beeilte, kam er trotzdem nicht mehr mit zur Exekution. Und bei dem, was er sicher vorhatte, das glaubte Simon zumindest, würde er unbedingt dabei sein müssen. Warum hätte er auch sonst so einen Aufstand deswegen machen sollen? Außerdem musste Simon noch unbedingt etwas mit Phil bereden, vor der Exekution.
Nachdem er Phil in dieser Nacht am Strand getroffen hatte, zusammen mit diesem Mädchen, hatte Simon sich verändert. Er war nicht mehr der Egoist von früher, jetzt wollte er auch etwas unternehmen. Ben zu retten war auch zu seinem jetzigen Ziel geworden. Zum Glück schien Jacob von der ganzen Sache nichts zu ahnen, denn dieser kleine Schleimer, der immer nur den Vorgesetzten die Schuhe ableckte, war der einzige, der den beiden jetzt noch gefährlich werden könnte. Er würde sie bestimmt verraten, wenn er etwas ahnte.
Aber keiner schien etwas über Simons Absichten zu ahnen, anscheinend hatte nicht einmal Phil eine leise Ahnung davon. Warum auch? Wenn er sich überhaupt noch an ihn erinnerte. Nur nach der Aktion, die in knapp einer viertel Stunde ablaufen sollte, würde das ganze Land sein Gesicht kennen. Er würde gesucht, bewundert und gefürchtet werden. Auf jeden Fall hätte er dann Aufmerksamkeit, wäre etwas Besonderes. Simon, der Rebell, der es sogar gewagt hatte, eine Aktion direkt vor den Augen der Regierung zu unternehmen. Simon, der Held. Und er würde berühmt werden. Bekannt sein wie Blackstar.
Noch zehn Minuten. Phil sah erschrocken auf die Uhr und sprang auf.
„Verdammt! Ich komme zu spät!“
Er hatte während des Gesprächs mit der Taube völlig die Zeit vergessen. Jetzt schnappte er nur schnell seine Sachen, rannte durch die Gänge und zog sich währenddessen die Jacke seiner Uniform an. Dieses unglaublich hässliche grau-braun, dass alle Soldaten zu tragen hatten. Schrecklich.
Etwas außer Atem kam er vor der Kammer an, die zum Exekutionsplatz führte. Simon stand ungeduldig vor der Tür und wartete schon auf Phil.
„Da bist du ja endlich. Weißt du eigentlich, wie spät es schon ist? Ich dachte schon, du kommst nicht mehr. Und außerdem muss ich noch was mit dir bereden.“
Phil ignorierte ihn einfach und ging an Simon vorbei.
„Hat doch sicher noch Zeit. Ich hab jetzt Wichtigeres zu tun. Nachher vielleicht.“
Aber Simon hielt ihn fest. Er zog ihn zurück und drückte ihn unsanft an die Wand. Simons Blick war entschlossen.
„Nein, hat es nicht. Du hörst mir jetzt zu!“
Phil nickte nur.
Ben konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Seit Tagen hatte er schon nichts mehr zu essen bekommen, er konnte ja noch froh sein, dass ihm die Wachen ab und zu einen Krug Wasser gegeben hatten. Selbst wenn er sich jetzt wehren wollte, zum einen hatte er nicht die Kraft dazu und zum Anderen auch keine Chance, damit irgendwas zu erreichen. Die beiden Wachsoldaten schleppten ihn mehr die dunklen Gänge entlang, vor ihm ein weiterer und ihnen folgend noch einmal zwei. Nach einer Weile erreichten sie einen kleinen Raum, der noch nicht einmal Fenster hatte. Die beiden Wachen schmissen Bern unsanft auf den harten Steinboden.
„Der Kleine ist wohl hingefallen. Der arme!“
Sie lachten gehässig. Jetzt kamen auch die anderen Wachsoldaten in den Raum und sahen hämisch grinsend auf den am Boden liegenden Ben.
„Ja, er hat wohl den Mund etwas zu voll genommen. Hättest du dir vorher überlegen sollen, Würstchen. Sich Rebellendreck zu schimpfen und auch noch zu versuchen, was zu bewegen! So doof kann doch keiner sein!“
Ben selber spürte nicht mehr viel, aber die Tritte der Wachen hätte wahrscheinlich sogar ein Toter gespürt. Ben meinte, sie würden ihm alle Knochen in seinem Körper brechen.
Dann wurde das Lachen leiser. Die Tür fiel ins Schloss. Und Ben kauerte sich nur noch zusammen. Schloss die Augen und wünschte sich jetzt nur noch die Einsamkeit und die Dunkelheit. Einfach nur Ruhe haben. Er wusste ja, dass es bald vorbei sein würde.
Vielleicht hatten sie ja auch ein wenig Recht. Er hatte es übertrieben, vielleicht. Aber wenn nicht er, wer sollte dann etwas unternehmen? Seitdem er von Blackstar nichts mehr gehört hatte? Jetzt, wo Blackstar tot war? Wer außer ihm sollte da etwas unternehmen? Und das, was er unternehmen wollte, war schief gegangen. Und deshalb war er hier. Hier, kurz vor dem Ende, nur ein paar Minuten von seinem eigenen Tod entfernt.
Ben hatte alle Hoffnung verloren. Nicht einmal ein Wunder konnte jetzt noch etwas richten. Er merkte, wie Licht in den dunklen Raum fiel. Jemand hatte die Tür geöffnet. Es war also soweit. Sie würden ihn auf den Exekutionsplatz bringen und hinrichten. Jeden Moment war es vorbei. Er würde draußen im grellen Sonnenlicht stehen, das Sonnenlicht, das er jetzt schon seit Wochen nicht mehr selber gesehen hatte. Der Platz war sicher voll von Menschen, die jubelnd dabei zusahen, wie er ermordet wurde. Jubeln und sich freuen. Was für ein Schwachsinn! Wenn sie es nicht verstanden, in was für einer misslichen Lage sie sich befanden! Wenn sie jetzt, hier, heute noch hinter der Regierung standen! Ben verstand es nicht.
Mit seinen letzten Kraftreserven sah Ben zur Tür auf. Zwei dunkle Gestalten, er konnte keine Details erkennen, kamen langsam auf ihn zu. Dann nahmen sie ihn und trugen ihn aus dem Raum. Ben hörte zwar die Stimmen der Männer, doch konnte keine einzelnen Worte verstehen. Ein letztes Mal konzentrierte er sich, er verstand nur vier Worte, bevor er vor Hunger und vor Müdigkeit ohnmächtig wurde. Diese waren:
„Du stirbst jetzt nicht!“
Simon stand neben Phil, beide in dem kleinen, engen Raum mit den anderen Soldaten zusammen. Alle trugen ihre Uniformen. Dieser grässliche, schwere Stoff. Beide waren merklich unruhig. Noch sieben Minuten. Sieben Minuten hatten sie noch, dann würde alles sehr schnell gehen müssen. Ben zu retten, irgendwie vor den anderen Soldaten zu fliehen und in ein sicheres Versteck zu kommen. Riskant, aber Phil war keine andere Möglichkeit eingefallen. Und danach würden sie sie alle drei suchen. Ben natürlich, ihn und auch Simon.
Simon grinste in Phils Richtung. Phil sah weg.
„Du vertraust mir wohl immer noch nicht. Naja, das musst du wissen. Trotzdem würde ich es dir raten, schließlich will ich dich unterstützen.“
Phil nickte nur kurz und setzte sich. Unsicher sah er auf den Boden. Würde das wirklich alles funktionieren? Was wäre, wenn es schief ging? Nicht auszudenken. Dann war alles verloren.
„Mach dir keinen Kopf. Das läuft schon alles. Ich bin ja schließlich dabei.“
Aber Simons Sicherheit war nicht wirklich das, was Phil jetzt aufheitern konnte. Diese überheblichen Kommentare änderten auch nichts daran, wie riskant die ganze Aktion war.
Also: Viel Spaß beim lesen!
In die letzte Sekunde gepalnt
Phil war etwas nervös. Warum auch immer hatte dieser Jacob ihm, warum auch immer, die Möglichkeit gegeben, Ben doch noch retten zu können. Doch eigentlich war ihm jedes Warum oder Wieso egal, es war einzig und allein wichtig, dass er diese Möglichkeit hatte, dass er bei der Exekution dabei war und seinen Plan verfolgen konnte. Denn nur so konnte er Ben retten. Er war jetzt einer der fünf jungen Soldaten, die Ben erschießen sollten, sein Plan ging auf.
Leicht grinsend lag er auf seinem Bett in dem kleinen Zimmer und grinste die eintönige Decke an. Er war alleine. Bis es plötzlich am Fenster klopfte. Phil erschrak. Wer zum Teufel konnte das sein? Das Zimmer lag schließlich einige Meter vom Boden entfernt in einem der höheren Stockwerke der Burg. Er setzte sich auf und sah nach. Dann war ihm klar, wie das sein konnte. Eine Taube hämmerte mit ihrem Schnabel monoton gegen die Scheibe. Phil öffnete das Fenster.
Die Taube flog sofort auf die Bettkante und sah Phil eindringlich an. Phil setzte sich neben sie aufs Bett.
„Blödmann. Sag mal, was zum Teufel machst du hier? Hast du den Verstand verloren?“
Die Taube klang mehr als ärgerlich. Phil sah sie verwundert an.
„Was ist denn los? Was hast du für ein Problem?“
Die Taube antwortete energisch, vielleicht schon ein bisschen laut.
„Was das Problem ist? Sag mal, hast du Tomaten auf den Augen? Oder nur Matsch im Kopf? Zuerst groß tönen von wegen Rebellen und alles, Welt retten und so und dann kommst du einfach daher und trittst der Armee der Regierung bei. Und fragst tatsächlich noch, wo das Problem liegt.“
Phil seufzte.
„Mal ganz langsam, Kleiner. Lass mich mal erklären. Das gehört alles zum Plan.“
„Ja, ja. Weißt du eigentlich, war für Sorgen sich Sofie macht? Und du machst so einen Müll. Sie hat dir wirklich vertraut. Und was soll das den bitte für ein Plan sein?“
Phil grinste.
„Ich werde Ben retten. Was sonst?“
Aber die Taube war immer noch skeptisch.
„Aha. Und wie willst du das anstellen?“
„Dann musst du noch ein bisschen abwarten und dir die geplante Exekution ansehen. Dann siehst du es ja.“
Die Taube nickte nur leicht.
„Na zumindest bist du doch nicht zur Regierung über gelaufen. Du hättest Sofie dann bestimmt in Gefahr gebracht. Und dieser Typ aus Darry wäre über dein Handeln sicher auch nicht besonders erfreut gewesen. Glaub mir.“
Phil sah die Taube verwundert an.
„Dieser Michael? Woher kennst du ihn? Oder... ist Sofie etwa in Darry?“
Nur leicht schüttelte die Taube den Kopf.
„Nicht ganz. Inzwischen sind die beiden schon hier. In Katara. Sofie musste dir ja unbedingt hinterher laufen.“
„DU IDIOT!“, schrie Phil die Taube an, „Wie konntest du sie hierher kommen lassen? Weißt du nicht, ie gefährlich es momentan hier ist? Was ihr hier alles passieren könnte. Hier herrscht Krieg, Taube! Das ist kein Ort für jemanden wie Sofie! Es ist viel zu gefährlich für sie!“
Die Taube zuckte nur kurz.
„Du musstest schließlich ohne ein Wort zu sagen verschwinden. Und sie ist dir eben gefolgt. Und ich warne dich, wenn ihr wirklich etwas passiert...“
Eine Hand voll Wachsoldaten machten sich auf den Weg zum Kerker. Noch zwanzig Minuten bis zur Exekution. Man merkte deutlich die wachsende Anspannung, die in der Luft lag. Man könnte sagen, dass die Luft fast brannte. Sowohl in der Burg Katara als auch auf dem Exekutionsplatz, auf dem sich immer mehr Menschen zusammen fanden. Jeder wartete, gespannt, ängstlich oder aufgeregt auf die anstehende Exekution. Nur noch wenige Minuten.
Auch Sofie und Michael hatten sich auf den Weg zum Exekutionsplatz gemacht. Michael hatte gesagt, Sofie solle sich im Hintergrund halten, am Besten irgendwo verstecken. Aber sie wollte dabei sein. Warum auch immer, ihr Bauchgefühl sagte es ihr. Michael hatte gesagt, er wolle Sofie nicht in Gefahr bringen, bei dem, was er vorhatte.
Jetzt drängelten sich die beiden langsam nach vorne durch die Menschenmassen. Unglaublich, wie viele Menschen zusammen kamen, um den Tod eines anderen Menschen zu beobachten. Zuzusehen, wie ein paar Soldaten einen jungen Mann umbrachten. Auch wenn er von der Regierung als Verräter dargestellt wurde, als einer von denen, die dafür verantwortlich waren, dass es den Menschen so schlecht ging. Einer der Auslöser für diesen Bürgerkrieg. Obwohl es ja eigentlich gar nicht so war, so wusste Sofie jetzt. War nicht die Regierung selber für das Leid der Menschen verantwortlich und dieser Ben war nur einer von denen, die etwas unternehmen wollten, den anderen Menschen helfen.
In Michael stieg die Aufregung auf. Gleich würde er sehen, ob alles geklappt hatte. Er hoffte es.
Die Turmuhr schlug. Noch fünfzehn Minuten.
Simon stand da und trat nervös von einem auf den anderen Fuß. Wo blieb dieser Phil nur? Wenn er sich nicht beeilte, kam er trotzdem nicht mehr mit zur Exekution. Und bei dem, was er sicher vorhatte, das glaubte Simon zumindest, würde er unbedingt dabei sein müssen. Warum hätte er auch sonst so einen Aufstand deswegen machen sollen? Außerdem musste Simon noch unbedingt etwas mit Phil bereden, vor der Exekution.
Nachdem er Phil in dieser Nacht am Strand getroffen hatte, zusammen mit diesem Mädchen, hatte Simon sich verändert. Er war nicht mehr der Egoist von früher, jetzt wollte er auch etwas unternehmen. Ben zu retten war auch zu seinem jetzigen Ziel geworden. Zum Glück schien Jacob von der ganzen Sache nichts zu ahnen, denn dieser kleine Schleimer, der immer nur den Vorgesetzten die Schuhe ableckte, war der einzige, der den beiden jetzt noch gefährlich werden könnte. Er würde sie bestimmt verraten, wenn er etwas ahnte.
Aber keiner schien etwas über Simons Absichten zu ahnen, anscheinend hatte nicht einmal Phil eine leise Ahnung davon. Warum auch? Wenn er sich überhaupt noch an ihn erinnerte. Nur nach der Aktion, die in knapp einer viertel Stunde ablaufen sollte, würde das ganze Land sein Gesicht kennen. Er würde gesucht, bewundert und gefürchtet werden. Auf jeden Fall hätte er dann Aufmerksamkeit, wäre etwas Besonderes. Simon, der Rebell, der es sogar gewagt hatte, eine Aktion direkt vor den Augen der Regierung zu unternehmen. Simon, der Held. Und er würde berühmt werden. Bekannt sein wie Blackstar.
Noch zehn Minuten. Phil sah erschrocken auf die Uhr und sprang auf.
„Verdammt! Ich komme zu spät!“
Er hatte während des Gesprächs mit der Taube völlig die Zeit vergessen. Jetzt schnappte er nur schnell seine Sachen, rannte durch die Gänge und zog sich währenddessen die Jacke seiner Uniform an. Dieses unglaublich hässliche grau-braun, dass alle Soldaten zu tragen hatten. Schrecklich.
Etwas außer Atem kam er vor der Kammer an, die zum Exekutionsplatz führte. Simon stand ungeduldig vor der Tür und wartete schon auf Phil.
„Da bist du ja endlich. Weißt du eigentlich, wie spät es schon ist? Ich dachte schon, du kommst nicht mehr. Und außerdem muss ich noch was mit dir bereden.“
Phil ignorierte ihn einfach und ging an Simon vorbei.
„Hat doch sicher noch Zeit. Ich hab jetzt Wichtigeres zu tun. Nachher vielleicht.“
Aber Simon hielt ihn fest. Er zog ihn zurück und drückte ihn unsanft an die Wand. Simons Blick war entschlossen.
„Nein, hat es nicht. Du hörst mir jetzt zu!“
Phil nickte nur.
Ben konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Seit Tagen hatte er schon nichts mehr zu essen bekommen, er konnte ja noch froh sein, dass ihm die Wachen ab und zu einen Krug Wasser gegeben hatten. Selbst wenn er sich jetzt wehren wollte, zum einen hatte er nicht die Kraft dazu und zum Anderen auch keine Chance, damit irgendwas zu erreichen. Die beiden Wachsoldaten schleppten ihn mehr die dunklen Gänge entlang, vor ihm ein weiterer und ihnen folgend noch einmal zwei. Nach einer Weile erreichten sie einen kleinen Raum, der noch nicht einmal Fenster hatte. Die beiden Wachen schmissen Bern unsanft auf den harten Steinboden.
„Der Kleine ist wohl hingefallen. Der arme!“
Sie lachten gehässig. Jetzt kamen auch die anderen Wachsoldaten in den Raum und sahen hämisch grinsend auf den am Boden liegenden Ben.
„Ja, er hat wohl den Mund etwas zu voll genommen. Hättest du dir vorher überlegen sollen, Würstchen. Sich Rebellendreck zu schimpfen und auch noch zu versuchen, was zu bewegen! So doof kann doch keiner sein!“
Ben selber spürte nicht mehr viel, aber die Tritte der Wachen hätte wahrscheinlich sogar ein Toter gespürt. Ben meinte, sie würden ihm alle Knochen in seinem Körper brechen.
Dann wurde das Lachen leiser. Die Tür fiel ins Schloss. Und Ben kauerte sich nur noch zusammen. Schloss die Augen und wünschte sich jetzt nur noch die Einsamkeit und die Dunkelheit. Einfach nur Ruhe haben. Er wusste ja, dass es bald vorbei sein würde.
Vielleicht hatten sie ja auch ein wenig Recht. Er hatte es übertrieben, vielleicht. Aber wenn nicht er, wer sollte dann etwas unternehmen? Seitdem er von Blackstar nichts mehr gehört hatte? Jetzt, wo Blackstar tot war? Wer außer ihm sollte da etwas unternehmen? Und das, was er unternehmen wollte, war schief gegangen. Und deshalb war er hier. Hier, kurz vor dem Ende, nur ein paar Minuten von seinem eigenen Tod entfernt.
Ben hatte alle Hoffnung verloren. Nicht einmal ein Wunder konnte jetzt noch etwas richten. Er merkte, wie Licht in den dunklen Raum fiel. Jemand hatte die Tür geöffnet. Es war also soweit. Sie würden ihn auf den Exekutionsplatz bringen und hinrichten. Jeden Moment war es vorbei. Er würde draußen im grellen Sonnenlicht stehen, das Sonnenlicht, das er jetzt schon seit Wochen nicht mehr selber gesehen hatte. Der Platz war sicher voll von Menschen, die jubelnd dabei zusahen, wie er ermordet wurde. Jubeln und sich freuen. Was für ein Schwachsinn! Wenn sie es nicht verstanden, in was für einer misslichen Lage sie sich befanden! Wenn sie jetzt, hier, heute noch hinter der Regierung standen! Ben verstand es nicht.
Mit seinen letzten Kraftreserven sah Ben zur Tür auf. Zwei dunkle Gestalten, er konnte keine Details erkennen, kamen langsam auf ihn zu. Dann nahmen sie ihn und trugen ihn aus dem Raum. Ben hörte zwar die Stimmen der Männer, doch konnte keine einzelnen Worte verstehen. Ein letztes Mal konzentrierte er sich, er verstand nur vier Worte, bevor er vor Hunger und vor Müdigkeit ohnmächtig wurde. Diese waren:
„Du stirbst jetzt nicht!“
Simon stand neben Phil, beide in dem kleinen, engen Raum mit den anderen Soldaten zusammen. Alle trugen ihre Uniformen. Dieser grässliche, schwere Stoff. Beide waren merklich unruhig. Noch sieben Minuten. Sieben Minuten hatten sie noch, dann würde alles sehr schnell gehen müssen. Ben zu retten, irgendwie vor den anderen Soldaten zu fliehen und in ein sicheres Versteck zu kommen. Riskant, aber Phil war keine andere Möglichkeit eingefallen. Und danach würden sie sie alle drei suchen. Ben natürlich, ihn und auch Simon.
Simon grinste in Phils Richtung. Phil sah weg.
„Du vertraust mir wohl immer noch nicht. Naja, das musst du wissen. Trotzdem würde ich es dir raten, schließlich will ich dich unterstützen.“
Phil nickte nur kurz und setzte sich. Unsicher sah er auf den Boden. Würde das wirklich alles funktionieren? Was wäre, wenn es schief ging? Nicht auszudenken. Dann war alles verloren.
„Mach dir keinen Kopf. Das läuft schon alles. Ich bin ja schließlich dabei.“
Aber Simons Sicherheit war nicht wirklich das, was Phil jetzt aufheitern konnte. Diese überheblichen Kommentare änderten auch nichts daran, wie riskant die ganze Aktion war.
Re: Sofie
Fünf Minuten vor Beginn der Exekution. Die beiden Wachsoldaten machten sich auf zu der kleinen Kammer, in die Ben gebracht worden war. Die Tür stand einen Spalt breit offen. Verwundert sahen sich die Soldaten gegenseitig an und sahen in den Raum. Dieser war vollkommen leer. Aber wie konnte das sein? Dieser Ben sollte viel zu schwach sein, um alleine hier heraus zu kommen. Außerdem sollte der Raum abgeschlossen sein. Fenster oder einen anderen Ausgang hatte er ja nicht, nur diese eine Tür, die eigentlich abgeschlossen sein sollte.
Die Beiden rannten los, um Alarm zu schlagen.
Die Nachricht verbreitete sich schneller als ein Lauffeuer. Kaum waren die beiden Wachsoldaten auf Andere getroffen, wurde alles mobilisiert. Ben war geflohen. Oder besser, ihm musste dabei geholfen worden sein.
Phil und Simon sahen ich nur kurz in die Augen. Beide wussten, was geschehen war. Jemand hatte es geschafft, Ben zu retten. Irgendjemand, sie hatten nichts damit zu tun. Simon flüsterte hämisch grinsend:
„Da ist uns wohl doch jemand zuvor gekommen...“
Phil nickte nur und tauchte innerhalb weniger Augenblicke im Chaos der umher rennenden Soldaten unter. Wer konnte das gewesen sein? Wer hatte es geschafft? Und hatte er es geschafft, aus der Burg zu fliehen? Phil war sich nicht sicher und war immer noch bereit, seinen eigentlichen Plan zu verfolgen. Man konnte ja nie wissen. Jetzt musste er nur erst an Informationen kommen.
Sofie stand mitten in der Menge der Schaulustigen auf dem Exekutionsplatz. Sie sah sich suchend um. Irgendwann musste das Zeichen kommen. Lange konnte es nicht mehr dauern. Oder hatte sie es übersehen? Nein, das war so gut wie unmöglich.
Mit dem lauten Stundenschlag der Turmuhr war es so weit. Es geschah nichts. Besser gesagt nicht das, auf das so gut wie alle Anwesenden hier rechneten. Stattdessen stürmte eine Gruppe Soldaten durch die Menge. Immer mehr und immer mehr Männer in den dunklen Uniformen, die sich schnell überall in dem Tumult verteilten. Sie suchten nach diesem Ben, der Plan hatte also funktioniert.
Und auch, wenn Michael gesagt hatte, sie solle so schnell wie möglich vom Platz verschwinden, Sofie wollte noch nicht weg. Von der Taube wusste sie, dass Phil hier irgendwo war. Irgendwo. Und sie wollte ihn finden, ihn wiedersehen. Sie wusste, irgendwann musste er hier heraus kommen. Also blieb sie einfach stehen, während immer mehr Menschen den Platz verließen, heiß diskutierend über alle möglichen Vermutungen über die Flucht des Rebellenaführers Ben.
Wacup rief den Rest der Jungsoldaten zusammen. Er schrie sie wütend an.
„Worauf wartet ihr Taugenichtse denn noch? Los! Macht euch auf die Suche nach diesem Ben! Und wenn ihr ihn nicht wieder findet!“
Die Soldaten strömten aus. Auch Phil wollte in der Menge einfach verschwinden, aber Wacup hielt ihn, ausgerechnet ihn, zurück. Phil fühlte sich wie ertappt, als Wacup ihn ansah.
„Was machst du denn noch hier? Hatte ich dir nicht eine andere Aufgabe zugeteilt?“
Phil versuchte, möglichst überzeugend zu klingen.
„Ja, Sir, aber ich bin für einen Kollegen eingesprungen. Er...“
„Wer war das? Der Name!“
Wacup lies Phil nicht ausreden und sah ihn weiter eindringlich an. Phil schluckte und antwortete etwas zögerlich.
„Ich kenne seinen Namen nicht, tut mir leid...“
Wacup lies Phil los.
„Du gehst sofort auf dein Zimmer. Keine Widerrede!“
Phil nickte. War das richtig gewesen? Ahnte dieser Wacup etwas? Trotzdem machte Phil sich auf den Weg zu den Zimmern. Lange würde er nicht mehr hier bleiben. Nur, bis sich eine gute Möglichkeit bot.
Phil war etwas verwundert, als er das Zimmer betrat. Es war leer. Er hatte fast fest damit gerechnet, dass Jacob hier war. Aber stattdessen schien er verschwunden zu sein. Sein Schrank war ausgeräumt und auf dem Tisch lag nur ein gefaltetes Stück Papier. Phil ging sofort zum Tisch und las die Nachricht. Ungläubig las er sie wieder und wieder. Damit hatte er nicht gerechnet. Mit fast allem, aber nicht damit. Jacob hatte eine Nachricht hinterlassen. Eine Nachricht, die sein sicheres Todesurteil bedeuten würde. Auf dem Zettel stand:
Vergesst endlich diese blöde, blinde Gleichgültigkeit und acht die Augen auf! Erkennt doch endlich mal, was Sache ist! So können wir nicht weiter leben! Fangt mich, sperrt mich ein, tötet mich doch, wenn ihr mich findet! Ja, ich bin ein Rebell, aus voller Überzeugung! Und ihr werdet uns nie unterdrücken! Durch keinen einzigen weiteren Mord! Ben ist frei. Und unsere Ideale werden gewinnen!
Jacob
Sofort entschloss Phil sich. Er faltete den Zettel wieder zusammen, steckte ihn in seine Tasche und packte seine paar Sachen zusammen. Jetzt würde er Jacob suchen. Denn wo er Jacob fand, da war er sich jetzt sicher, würde er auch Ben finden. Und vielleicht noch mehr Rebellen, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatten.
Er schlich sich durch die Burg Katara. Obwohl er nicht viel schleichen brauchte. Die Burg war wie ausgerottet, alle verfügbaren Truppen mussten in die Stadt geschickt worden sein. Hoffentlich hatte Jacob ein gutes Versteck gefunden. Dann ging er in Richtung des Exekutionsplatzes.
Sofie war inzwischen die Einzige, die noch auf dem großen Platz stand. Jetzt sah es so unwirklich aus, das vor gar nicht so langer Zeit dieser Platz über gequollen war von Menschen. Ein so großer Platz. Sie sah nach oben, wo nach und nach die Sterne auf dem dunkelblauen Abendhimmel auftauchten. Klein, matt, doch immer mehr werdend und die, die schon da waren, immer heller werdend, als kämen sie näher an die Erde heran und wollten mit ihrem Licht den Rest der Dunkelheit, die die Nacht über das Land legte, vertreiben.
Warum stehe ich jetzt eigentlich noch hier? Wieso sollte Phil ausgerechnet hierher kommen? Und Michael hatte ja gesagt, ich soll so bald wie möglich von hier verschwinden, dachte sie.
Doch irgendwas sagte ihr, dass sie noch warten sollte. Ein Gefühl. Irgendwas, das ihr klar machte, dass sie noch nicht gehen durfte.
Sie starrte weiter in den Himmel, ohne zu bemerken, dass jemand direkt auf sie zu kam. Er legte sanft die Hand auf ihre Schulter und flüsterte:
„Was machen Sie denn noch hier, Miss... Sieht ja ganz so aus, als würden Sie auf jemanden warten.“
Erschrocken drehte Sofie sich um und sah Phil in die Augen. Er lächelte sie einen Moment lang an, dann wurden seine Gesichtszüge ernst.
„Wieso bist du hier, Sofie? Wieso bist du nicht zu Hause geblieben, wo du in Sicherheit bist?“
Sie schubste nur seine Hand von ihrer Schulter.
„Ja, ich hätte dich Idioten einfach gehen lassen sollen. Du bist mir sowieso egal.“
„Dann wärst du aber wohl kaum hier, oder? Auf wen wartest du sonst?“
Sofie sah ihn beleidigt an. Dann begann sie zu kichern. Phil kicherte auch. Er war glücklich, dass sie bei ihm war und sie glücklich, bei ihm zu sein. Dann nahm er ihre Hand.
„Trotzdem sollten wir hier weg. Irgendwo hin, wo es nicht so auffällig ist...“
Er ging in eine bestimmte Richtung, aber Sofie schüttelte den Kopf.
„Nein. Hier entlang. Vertrau mir.“
Die Beiden rannten los, um Alarm zu schlagen.
Die Nachricht verbreitete sich schneller als ein Lauffeuer. Kaum waren die beiden Wachsoldaten auf Andere getroffen, wurde alles mobilisiert. Ben war geflohen. Oder besser, ihm musste dabei geholfen worden sein.
Phil und Simon sahen ich nur kurz in die Augen. Beide wussten, was geschehen war. Jemand hatte es geschafft, Ben zu retten. Irgendjemand, sie hatten nichts damit zu tun. Simon flüsterte hämisch grinsend:
„Da ist uns wohl doch jemand zuvor gekommen...“
Phil nickte nur und tauchte innerhalb weniger Augenblicke im Chaos der umher rennenden Soldaten unter. Wer konnte das gewesen sein? Wer hatte es geschafft? Und hatte er es geschafft, aus der Burg zu fliehen? Phil war sich nicht sicher und war immer noch bereit, seinen eigentlichen Plan zu verfolgen. Man konnte ja nie wissen. Jetzt musste er nur erst an Informationen kommen.
Sofie stand mitten in der Menge der Schaulustigen auf dem Exekutionsplatz. Sie sah sich suchend um. Irgendwann musste das Zeichen kommen. Lange konnte es nicht mehr dauern. Oder hatte sie es übersehen? Nein, das war so gut wie unmöglich.
Mit dem lauten Stundenschlag der Turmuhr war es so weit. Es geschah nichts. Besser gesagt nicht das, auf das so gut wie alle Anwesenden hier rechneten. Stattdessen stürmte eine Gruppe Soldaten durch die Menge. Immer mehr und immer mehr Männer in den dunklen Uniformen, die sich schnell überall in dem Tumult verteilten. Sie suchten nach diesem Ben, der Plan hatte also funktioniert.
Und auch, wenn Michael gesagt hatte, sie solle so schnell wie möglich vom Platz verschwinden, Sofie wollte noch nicht weg. Von der Taube wusste sie, dass Phil hier irgendwo war. Irgendwo. Und sie wollte ihn finden, ihn wiedersehen. Sie wusste, irgendwann musste er hier heraus kommen. Also blieb sie einfach stehen, während immer mehr Menschen den Platz verließen, heiß diskutierend über alle möglichen Vermutungen über die Flucht des Rebellenaführers Ben.
Wacup rief den Rest der Jungsoldaten zusammen. Er schrie sie wütend an.
„Worauf wartet ihr Taugenichtse denn noch? Los! Macht euch auf die Suche nach diesem Ben! Und wenn ihr ihn nicht wieder findet!“
Die Soldaten strömten aus. Auch Phil wollte in der Menge einfach verschwinden, aber Wacup hielt ihn, ausgerechnet ihn, zurück. Phil fühlte sich wie ertappt, als Wacup ihn ansah.
„Was machst du denn noch hier? Hatte ich dir nicht eine andere Aufgabe zugeteilt?“
Phil versuchte, möglichst überzeugend zu klingen.
„Ja, Sir, aber ich bin für einen Kollegen eingesprungen. Er...“
„Wer war das? Der Name!“
Wacup lies Phil nicht ausreden und sah ihn weiter eindringlich an. Phil schluckte und antwortete etwas zögerlich.
„Ich kenne seinen Namen nicht, tut mir leid...“
Wacup lies Phil los.
„Du gehst sofort auf dein Zimmer. Keine Widerrede!“
Phil nickte. War das richtig gewesen? Ahnte dieser Wacup etwas? Trotzdem machte Phil sich auf den Weg zu den Zimmern. Lange würde er nicht mehr hier bleiben. Nur, bis sich eine gute Möglichkeit bot.
Phil war etwas verwundert, als er das Zimmer betrat. Es war leer. Er hatte fast fest damit gerechnet, dass Jacob hier war. Aber stattdessen schien er verschwunden zu sein. Sein Schrank war ausgeräumt und auf dem Tisch lag nur ein gefaltetes Stück Papier. Phil ging sofort zum Tisch und las die Nachricht. Ungläubig las er sie wieder und wieder. Damit hatte er nicht gerechnet. Mit fast allem, aber nicht damit. Jacob hatte eine Nachricht hinterlassen. Eine Nachricht, die sein sicheres Todesurteil bedeuten würde. Auf dem Zettel stand:
Vergesst endlich diese blöde, blinde Gleichgültigkeit und acht die Augen auf! Erkennt doch endlich mal, was Sache ist! So können wir nicht weiter leben! Fangt mich, sperrt mich ein, tötet mich doch, wenn ihr mich findet! Ja, ich bin ein Rebell, aus voller Überzeugung! Und ihr werdet uns nie unterdrücken! Durch keinen einzigen weiteren Mord! Ben ist frei. Und unsere Ideale werden gewinnen!
Jacob
Sofort entschloss Phil sich. Er faltete den Zettel wieder zusammen, steckte ihn in seine Tasche und packte seine paar Sachen zusammen. Jetzt würde er Jacob suchen. Denn wo er Jacob fand, da war er sich jetzt sicher, würde er auch Ben finden. Und vielleicht noch mehr Rebellen, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatten.
Er schlich sich durch die Burg Katara. Obwohl er nicht viel schleichen brauchte. Die Burg war wie ausgerottet, alle verfügbaren Truppen mussten in die Stadt geschickt worden sein. Hoffentlich hatte Jacob ein gutes Versteck gefunden. Dann ging er in Richtung des Exekutionsplatzes.
Sofie war inzwischen die Einzige, die noch auf dem großen Platz stand. Jetzt sah es so unwirklich aus, das vor gar nicht so langer Zeit dieser Platz über gequollen war von Menschen. Ein so großer Platz. Sie sah nach oben, wo nach und nach die Sterne auf dem dunkelblauen Abendhimmel auftauchten. Klein, matt, doch immer mehr werdend und die, die schon da waren, immer heller werdend, als kämen sie näher an die Erde heran und wollten mit ihrem Licht den Rest der Dunkelheit, die die Nacht über das Land legte, vertreiben.
Warum stehe ich jetzt eigentlich noch hier? Wieso sollte Phil ausgerechnet hierher kommen? Und Michael hatte ja gesagt, ich soll so bald wie möglich von hier verschwinden, dachte sie.
Doch irgendwas sagte ihr, dass sie noch warten sollte. Ein Gefühl. Irgendwas, das ihr klar machte, dass sie noch nicht gehen durfte.
Sie starrte weiter in den Himmel, ohne zu bemerken, dass jemand direkt auf sie zu kam. Er legte sanft die Hand auf ihre Schulter und flüsterte:
„Was machen Sie denn noch hier, Miss... Sieht ja ganz so aus, als würden Sie auf jemanden warten.“
Erschrocken drehte Sofie sich um und sah Phil in die Augen. Er lächelte sie einen Moment lang an, dann wurden seine Gesichtszüge ernst.
„Wieso bist du hier, Sofie? Wieso bist du nicht zu Hause geblieben, wo du in Sicherheit bist?“
Sie schubste nur seine Hand von ihrer Schulter.
„Ja, ich hätte dich Idioten einfach gehen lassen sollen. Du bist mir sowieso egal.“
„Dann wärst du aber wohl kaum hier, oder? Auf wen wartest du sonst?“
Sofie sah ihn beleidigt an. Dann begann sie zu kichern. Phil kicherte auch. Er war glücklich, dass sie bei ihm war und sie glücklich, bei ihm zu sein. Dann nahm er ihre Hand.
„Trotzdem sollten wir hier weg. Irgendwo hin, wo es nicht so auffällig ist...“
Er ging in eine bestimmte Richtung, aber Sofie schüttelte den Kopf.
„Nein. Hier entlang. Vertrau mir.“
Re: Sofie
Geil^^ ich frag mich zwar grad wer Ben gerettet hat... aber das findet man noch heraus wa^^
Jinn (ER)- Forum Groupie
- Anzahl der Beiträge : 2703
Alter : 38
Ort : Nicht hier, nicht da... irgendwo
Laune : Manisch Glücklich XD
Anmeldedatum : 15.04.08
Re: Sofie
xD Du erfährst es im nächsten Chap... Muss ich nur noch fertig schreiben!
Hehe... Ich weiß, ich bin gemein *muhahaha*
Hehe... Ich weiß, ich bin gemein *muhahaha*
Re: Sofie
Laber nicht sondern schreib XD (zum Glück ist Sofie noch da^^')
Jinn (ER)- Forum Groupie
- Anzahl der Beiträge : 2703
Alter : 38
Ort : Nicht hier, nicht da... irgendwo
Laune : Manisch Glücklich XD
Anmeldedatum : 15.04.08
Re: Sofie
Nach einer Halben und etwas Ewigkeit hab ich endlich das nächste Chap fertig gestellt... *erleichtert ausatme* Ich wusste, dass ich bei diesen Szenen Probleme bekomme, wenn ich sie von meiner Erstfassung her abändere... Aber der Verlauf im ersten Skript hat mir nicht mehr gefallen... Also hier der etwas andere Storyverlauf, die, die das erste Skript schon gelesen haben *Hiku grüß* nicht wundern, dass es ab hier etwas anders wird^^
Viel Spaß beim Lesen!!!
Rebellen
Sofie bleib vor einem der Häuser stehen. Es war eines der wenigen Häuser in diesem Viertel von Katara, in dem überhaupt noch Licht brannte. Ein Großteil war verlassen. Viele Häuser waren so herunter gekommen, dass man meinen konnte, hier hätte schon seit Jahren keiner mehr gelebt.
Sofie klopfte. Als Schritte in der Nähe der Tür zu hören waren, sagte sie nur leise:
“Ich bin’s, Sofie…“
Das Türschloss knackte und jemand öffnete die Tür einen Spalt breit.
„Sofie? Bist du alleine? Und was hast du so lange gemacht?“
Sofie lächelte nur.
„Ich hab noch jemanden gesucht. Phil. Ein Freund.“
Phil hatte das Gefühl, die Stimme hinter der Tür schon einmal gehört zu haben. Als die Person jetzt aber auch noch die Tür öffnete, war er doch etwas überrascht. Jacob sah Phil an, Phil sah Jacob an. Beide waren eindeutig und unübersehbar verwundert, den Anderen hier zu treffen.
„Du?“, entfuhr es Jacob nur. In ihm stieg ein bisschen Panik auf. Das war doch dieser Typ, den er in der Burg Katara getroffen hatte, der mit ihm und diesem Simon in einem Zimmer gewesen war. Etwas vorwurfsvoll sah er Sofie an.
Sofie merkte nicht sofort, was mit den beiden los war. Aber langsam verstand sie, dass Jacob anscheinend dachte, Phil würde für die Regierung arbeiten. Sie wollte gerade etwas sagen, als Phil sie unterbrach.
„Du hier? Sag mal, bist du lebensmüde?“
Er drückte ihm den zerknüllten Zettel in die Hand.
„Was war das für eine Aktion?“
Jacob nahm den Zettel nur in die Hand, ohne ihn anzusehen. Anscheinend wusste er genau, was darin stand. Immerhin hatte er ihn geschrieben.
Phil trat ein. Sofie neben ihm. Sie sah etwas verwundert vom einen zum anderen.
„Ihr kennt euch? Woher?“
Phil grummelte und setzte sich an einer Seite des Raumes auf den Boden.
„Was wird hier eigentlich gespielt?“
Jacob lächelte leicht. Dann ging er zu Phil und stellte sich neben ihn an die Wand gelehnt.
„Was wohl. Wir haben Ben gerettet.“
Von weiter hinten aus einem anderen Raum waren weitere Schritte zu hören. Ein wenig später kam Michael in das Zimmer. Er entdeckte Sofie und auch Phil und grinste nur.
„Ich wusste, dass du auf ihn warten musstest.“
Dann ging er auf Phil zu und hielt ihm die Hand hin. Phil schlug ein.
„Du steckst also dahinter. Ihr hättet mich auch ruhig einweihen können.“
Michael nickte. „Es ging nicht anders. Das hätte uns zu viel Zeit gekostet. Und die hatten wir nicht.“
Verständnisvoll nickte Phil.
„Wo ist er? Wie geht es ihm?“
„Dem Umständen entsprechend geht es ihm gut. Er ist in einem Zimmer oben und schläft.“
Phil nickte wieder.
„Dann läuft ja doch alles nach Plan.“
Eine Taube hatte das Gespräch vom Fenster aus belauscht. Jetzt hatte sie genug Informationen. Sie wusste, was sie herausfinden sollte.
Schnell und unbemerkt flog sie zurück, um Bericht zu erstatten.
Dann öffnete sich eine der Türen weiter hinten. Eine Frau kam heraus, sie sah nicht schlecht aus und hatte ihre langen, rotbraunen Haare zusammen gebunden.
Michael stand sofort auf und ging auf sie zu.
„Und, wie sieht es aus; Jule?“
Die Frau nickte nur und streckte schnipsend den Daumen nach oben.
„Alles okay. Ihm geht es immer besser.“
Dann sah sie in die Runde und ihr Blick blieb an Phil heften. Auch er sah sie die ganze Zeit schon an. Lächelnd.
„Phil, bist du das?“
Er stand auf und kam auf sie zu, er hielt ihr die Hand hin und sie schlug ein.
„Das glaub ich jetzt nicht, Phil. Du wieder in der Stadt? Ich hab dich ja eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen!“
„Ja, ich weiß. Nur, was machst du eigentlich hier, Jule? Normal wärst du doch an der Universität, oder?“
Jule schüttelte nur den Kopf.
„Wie sollte ich an der Uni bleiben können, während es hier drunter und drüber geht. Außerdem wurden sowieso alle Semester abgebrochen. Dank euch. Und ich könnte meinen kleinen Bruder doch nicht alleine hier agieren lassen, du weißt, dass ich Ben so gut es geht unterstütze.“
Phil nickte.
„Also können auch wir mit deiner Unterstützung rechnen.“
Dann sah er Jule etwas ernster an: „Wie geht es Ben denn? Ist er wohlauf?“
Jule lächelte. Das war schon einmal ein gutes Zeichen.
„Den Umständen entsprechend eben. Ich denke, er würde sich freuen, dass du wieder hier bist. Er will dich sicher sehen.“
Phil nickte und folgte Jule. Schon viel zu lange hatte er seinen besten Freund nicht mehr gesehen, seit kurz vor dem Anschlag, um genau zu sein. Und er hoffte inständig, dass es Ben gut ging.
Jule öffnete eine Tür im ersten Stock und lies Phil eintreten. Dann ging sie wieder nach unten.
Phil ging in das Zimmer, er schloss die Tür hinter sich. Der kleine Raum, wahrscheinlich eines der Schlafzimmer in diesem Haus, war zwar spartanisch eingerichtet, ein Bett, ein Kleiderschrank und ein kleiner Tisch, aber immerhin zweckmäßig.
Er setzte sich auf die Tischkante und sag zu Ben, der schlafend im Bett lag.
„Hey, schläfst du?“
Aber Phil bekam keine Antwort, dafür schlief Ben viel zu tief. Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.
„Okay, dann warte ich eben, bis du wieder wach bist.“
Jule war zu den anderen zurück gegangen. Sofie, Jacob und Michael saßen im Kreis und unterhielten sich. Jule setzte sich einfach dabei und sah jeden der drei einzeln an.
„Jetzt sagt mir aber mal, ihr scheint ja alle Phil und meinen Bruder zu kennen. Mich würde eure Geschichte interessieren.“
Jule war von Grund auf neugierig, auch wenn sie die Älteste in dieser Runde war. Michael ergriff zuerst das Wort und erklärte, wie er bei den Rebellen in Darry war.
„Und Phil, den hab ich neulich durch Zufall getroffen. Wirklich netter Kerl, muss ich sagen. Und er scheint hinter seinen Idealen zu stehen. Solche Leute sind rar geworden in diesen Zeiten.“
Jacob nickte zustimmend.
„Und er würde bestimmt alles für seine Ziele tun, habe ich das Gefühl. Ich hab ihn bei den Soldaten getroffen. Schon komisch, dass er anscheinend die gleiche Idee hatte wie wir, Ben zu retten.“
Jetzt wandten sich die Blicke Sofie zu. Sie sah etwas verlegen zu Boden.
„Wie... ich Phil kennen gelernt haben? Naja, das ist eine lange Geschichte. Ziemlich kompliziert, um ehrlich zu sein.“
Sie wollte gerade fortfahren, als es heftig an der Tür klopfte. Alle vier zuckten kurz zusammen. Dann nahm sich Jule ein Herz und stand auf. Sie ging schnell zur Tür und öffnete sie nur einen Spalt breit.
„Ja?“
Vor der Tür stand ein Soldat, Er war alleine und sah Jule an.
„Entschuldigung, aber halten Sie hier zufällig irgendwelche Rebellen versteckt?“
Jule schüttelte schnell den Kopf und gab den Anderen unbemerkt ein Handzeichen, dass sie sich verstecken oder unauffällig verhalten sollten.
Der Soldat grinste frech.
„So? Na dann ist ja gut. Dürfte ich mir das Haus trotzdem mal ansehen?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, drängte er sich an Jule vorbei und drückte die Tür auf. Jetzt stand er einfach mitten in dem Raum und sah sich um.
Jule setzte ihm nach.
„Sagen Sie, machen Sie das immer so? Wer sind Sie eigentlich, dass Sie sich so etwas erlauben?“
Er drehte sich zu Jule um und streckte ihr die Hand hin.
„Oh, entschuldigen Sie, habe ich mich noch nicht vorgestellt? Mein Name ist Simon. Und ich habe anscheinend endlich das gefunden , was ich gesucht habe.“
Die Anderen sahen aus ihren Verstecken. Sofie schluckte. Das Gesicht kannte sie. Die Stimme kannte sie auch. War das nicht..? Ja, das war eindeutig der Mann, der sie und Phil am Strand überfallen wollte. Wütend ballte sie die Fäuste. Michael hielt sie gerade noch zurück. Er flüsterte:
„Ruhig. Wenn du jetzt etwas Falsches machst, sind wir Alle dran.“
Jule sah Simon weiter skeptisch an und reichte ihm ihre Hand nicht.
„Was haben Sie denn gesucht?“
Ihr war die leichte Nervosität anzumerken. Das war einer von der Regierung, und er sagte, er habe das gefunden, was er gesucht habe. Damit konnte er nur den Rebellenstützpunkt gemeint haben.
Simon lachte.
„Ist das nicht offensichtlich? Sie können die Anderen ruhig heraus rufen. Machen Sie sich keine Sorgen.“
Viel Spaß beim Lesen!!!
Rebellen
Sofie bleib vor einem der Häuser stehen. Es war eines der wenigen Häuser in diesem Viertel von Katara, in dem überhaupt noch Licht brannte. Ein Großteil war verlassen. Viele Häuser waren so herunter gekommen, dass man meinen konnte, hier hätte schon seit Jahren keiner mehr gelebt.
Sofie klopfte. Als Schritte in der Nähe der Tür zu hören waren, sagte sie nur leise:
“Ich bin’s, Sofie…“
Das Türschloss knackte und jemand öffnete die Tür einen Spalt breit.
„Sofie? Bist du alleine? Und was hast du so lange gemacht?“
Sofie lächelte nur.
„Ich hab noch jemanden gesucht. Phil. Ein Freund.“
Phil hatte das Gefühl, die Stimme hinter der Tür schon einmal gehört zu haben. Als die Person jetzt aber auch noch die Tür öffnete, war er doch etwas überrascht. Jacob sah Phil an, Phil sah Jacob an. Beide waren eindeutig und unübersehbar verwundert, den Anderen hier zu treffen.
„Du?“, entfuhr es Jacob nur. In ihm stieg ein bisschen Panik auf. Das war doch dieser Typ, den er in der Burg Katara getroffen hatte, der mit ihm und diesem Simon in einem Zimmer gewesen war. Etwas vorwurfsvoll sah er Sofie an.
Sofie merkte nicht sofort, was mit den beiden los war. Aber langsam verstand sie, dass Jacob anscheinend dachte, Phil würde für die Regierung arbeiten. Sie wollte gerade etwas sagen, als Phil sie unterbrach.
„Du hier? Sag mal, bist du lebensmüde?“
Er drückte ihm den zerknüllten Zettel in die Hand.
„Was war das für eine Aktion?“
Jacob nahm den Zettel nur in die Hand, ohne ihn anzusehen. Anscheinend wusste er genau, was darin stand. Immerhin hatte er ihn geschrieben.
Phil trat ein. Sofie neben ihm. Sie sah etwas verwundert vom einen zum anderen.
„Ihr kennt euch? Woher?“
Phil grummelte und setzte sich an einer Seite des Raumes auf den Boden.
„Was wird hier eigentlich gespielt?“
Jacob lächelte leicht. Dann ging er zu Phil und stellte sich neben ihn an die Wand gelehnt.
„Was wohl. Wir haben Ben gerettet.“
Von weiter hinten aus einem anderen Raum waren weitere Schritte zu hören. Ein wenig später kam Michael in das Zimmer. Er entdeckte Sofie und auch Phil und grinste nur.
„Ich wusste, dass du auf ihn warten musstest.“
Dann ging er auf Phil zu und hielt ihm die Hand hin. Phil schlug ein.
„Du steckst also dahinter. Ihr hättet mich auch ruhig einweihen können.“
Michael nickte. „Es ging nicht anders. Das hätte uns zu viel Zeit gekostet. Und die hatten wir nicht.“
Verständnisvoll nickte Phil.
„Wo ist er? Wie geht es ihm?“
„Dem Umständen entsprechend geht es ihm gut. Er ist in einem Zimmer oben und schläft.“
Phil nickte wieder.
„Dann läuft ja doch alles nach Plan.“
Eine Taube hatte das Gespräch vom Fenster aus belauscht. Jetzt hatte sie genug Informationen. Sie wusste, was sie herausfinden sollte.
Schnell und unbemerkt flog sie zurück, um Bericht zu erstatten.
Dann öffnete sich eine der Türen weiter hinten. Eine Frau kam heraus, sie sah nicht schlecht aus und hatte ihre langen, rotbraunen Haare zusammen gebunden.
Michael stand sofort auf und ging auf sie zu.
„Und, wie sieht es aus; Jule?“
Die Frau nickte nur und streckte schnipsend den Daumen nach oben.
„Alles okay. Ihm geht es immer besser.“
Dann sah sie in die Runde und ihr Blick blieb an Phil heften. Auch er sah sie die ganze Zeit schon an. Lächelnd.
„Phil, bist du das?“
Er stand auf und kam auf sie zu, er hielt ihr die Hand hin und sie schlug ein.
„Das glaub ich jetzt nicht, Phil. Du wieder in der Stadt? Ich hab dich ja eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen!“
„Ja, ich weiß. Nur, was machst du eigentlich hier, Jule? Normal wärst du doch an der Universität, oder?“
Jule schüttelte nur den Kopf.
„Wie sollte ich an der Uni bleiben können, während es hier drunter und drüber geht. Außerdem wurden sowieso alle Semester abgebrochen. Dank euch. Und ich könnte meinen kleinen Bruder doch nicht alleine hier agieren lassen, du weißt, dass ich Ben so gut es geht unterstütze.“
Phil nickte.
„Also können auch wir mit deiner Unterstützung rechnen.“
Dann sah er Jule etwas ernster an: „Wie geht es Ben denn? Ist er wohlauf?“
Jule lächelte. Das war schon einmal ein gutes Zeichen.
„Den Umständen entsprechend eben. Ich denke, er würde sich freuen, dass du wieder hier bist. Er will dich sicher sehen.“
Phil nickte und folgte Jule. Schon viel zu lange hatte er seinen besten Freund nicht mehr gesehen, seit kurz vor dem Anschlag, um genau zu sein. Und er hoffte inständig, dass es Ben gut ging.
Jule öffnete eine Tür im ersten Stock und lies Phil eintreten. Dann ging sie wieder nach unten.
Phil ging in das Zimmer, er schloss die Tür hinter sich. Der kleine Raum, wahrscheinlich eines der Schlafzimmer in diesem Haus, war zwar spartanisch eingerichtet, ein Bett, ein Kleiderschrank und ein kleiner Tisch, aber immerhin zweckmäßig.
Er setzte sich auf die Tischkante und sag zu Ben, der schlafend im Bett lag.
„Hey, schläfst du?“
Aber Phil bekam keine Antwort, dafür schlief Ben viel zu tief. Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.
„Okay, dann warte ich eben, bis du wieder wach bist.“
Jule war zu den anderen zurück gegangen. Sofie, Jacob und Michael saßen im Kreis und unterhielten sich. Jule setzte sich einfach dabei und sah jeden der drei einzeln an.
„Jetzt sagt mir aber mal, ihr scheint ja alle Phil und meinen Bruder zu kennen. Mich würde eure Geschichte interessieren.“
Jule war von Grund auf neugierig, auch wenn sie die Älteste in dieser Runde war. Michael ergriff zuerst das Wort und erklärte, wie er bei den Rebellen in Darry war.
„Und Phil, den hab ich neulich durch Zufall getroffen. Wirklich netter Kerl, muss ich sagen. Und er scheint hinter seinen Idealen zu stehen. Solche Leute sind rar geworden in diesen Zeiten.“
Jacob nickte zustimmend.
„Und er würde bestimmt alles für seine Ziele tun, habe ich das Gefühl. Ich hab ihn bei den Soldaten getroffen. Schon komisch, dass er anscheinend die gleiche Idee hatte wie wir, Ben zu retten.“
Jetzt wandten sich die Blicke Sofie zu. Sie sah etwas verlegen zu Boden.
„Wie... ich Phil kennen gelernt haben? Naja, das ist eine lange Geschichte. Ziemlich kompliziert, um ehrlich zu sein.“
Sie wollte gerade fortfahren, als es heftig an der Tür klopfte. Alle vier zuckten kurz zusammen. Dann nahm sich Jule ein Herz und stand auf. Sie ging schnell zur Tür und öffnete sie nur einen Spalt breit.
„Ja?“
Vor der Tür stand ein Soldat, Er war alleine und sah Jule an.
„Entschuldigung, aber halten Sie hier zufällig irgendwelche Rebellen versteckt?“
Jule schüttelte schnell den Kopf und gab den Anderen unbemerkt ein Handzeichen, dass sie sich verstecken oder unauffällig verhalten sollten.
Der Soldat grinste frech.
„So? Na dann ist ja gut. Dürfte ich mir das Haus trotzdem mal ansehen?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, drängte er sich an Jule vorbei und drückte die Tür auf. Jetzt stand er einfach mitten in dem Raum und sah sich um.
Jule setzte ihm nach.
„Sagen Sie, machen Sie das immer so? Wer sind Sie eigentlich, dass Sie sich so etwas erlauben?“
Er drehte sich zu Jule um und streckte ihr die Hand hin.
„Oh, entschuldigen Sie, habe ich mich noch nicht vorgestellt? Mein Name ist Simon. Und ich habe anscheinend endlich das gefunden , was ich gesucht habe.“
Die Anderen sahen aus ihren Verstecken. Sofie schluckte. Das Gesicht kannte sie. Die Stimme kannte sie auch. War das nicht..? Ja, das war eindeutig der Mann, der sie und Phil am Strand überfallen wollte. Wütend ballte sie die Fäuste. Michael hielt sie gerade noch zurück. Er flüsterte:
„Ruhig. Wenn du jetzt etwas Falsches machst, sind wir Alle dran.“
Jule sah Simon weiter skeptisch an und reichte ihm ihre Hand nicht.
„Was haben Sie denn gesucht?“
Ihr war die leichte Nervosität anzumerken. Das war einer von der Regierung, und er sagte, er habe das gefunden, was er gesucht habe. Damit konnte er nur den Rebellenstützpunkt gemeint haben.
Simon lachte.
„Ist das nicht offensichtlich? Sie können die Anderen ruhig heraus rufen. Machen Sie sich keine Sorgen.“
Re: Sofie
Jacob war der Erste, der aus seinem Versteck trat. Er stellte sich direkt zwischen Simon und Jule und sah ihn böse an.
„Du? Was machst du hier?“
Simon grinste immer noch.
„Sag bloß, dass du auch einer bist, Jacob. Also das hätte ich von dir ja nicht erwartet. Du und ein Rebell?“
Jetzt war es ausgesprochen. Und ehe er sich versehen konnte, hatten Michael und Jacob Simon gepackt.
„Langsam, Jungs, ganz ruhig. Ihr versteht da was falsch. Ich bin einer von euch.“
Jetzt sahen alle verwundert zu Simon. Er grinste nur weiter und sah jetzt Sofie an, die auch aus ihrem Versteck getreten war.
„Junge Dame, wir hatten schon einmal das Vergnügen?“
„Verschwinde, du Schwein!“, war das Einzige, was Sofie zu ihm sagte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Simon alle davon überzeugt hatte, dass er kein Spitzel der Regierung war und genauso wie die Anderen sich selbst als Rebell bezeichnete. Sofie blieb trotzdem skeptisch und blieb so weit wie möglich von Simon entfernt.
Langsam öffnete Ben seine Augen. Phil saß neben ihm und lächelte.
„He...“
Ben brauchte einen Moment, in dem er Phil einfach nur stumm ansah. Dann heiterte sich auch seine Miene merklich auf.
„Phil... Du hier?“
Phil nickte. „Glaubst du, ich bleib auf ewig spurlos verschollen? Erst recht, wenn du hier solche Sachen anstellst...“
Nun versuchte Ben sich aufzusetzen, aber Phil hielt ihn zurück.
„Jule sagt, du brauchst noch Ruhe. Also: Liegen bleiben.“
„Jule? Sie.. ist auch hier?“
Wieder nickte Phil. „Und sie macht sich schreckliche Sorgen um dich... Wie wir alle eigentlich. Du hast alles ganz schön durcheinander gebracht mit der Aktion.“
Ben seufzte und lies sich auf das Kissen zurück fallen.
„Wenn es denn Absicht gewesen wäre... Das sollte irgendwie anders laufen.“
„Ja, glaub ich dir. Kann mir nämlich nicht vorstellen, das jemand wie du einfach so die Flinte ins Korn wirfst. Vielleicht wer anders aber nicht der Ben, den ich kenne.“
„Und der Phil, den ich kenne, würde auch nie einfach spurlos verschwinden und nicht mitten in der ganzen Sache wieder auftauchen. Gilt genauso an dich, das Kompliment.“
Verlegen kratzte sich Phil am Hinterkopf. „Danke.“
„Und du denkst wirklich, dass Blackstar tot ist?“
Phil klang immer noch nicht sonderlich überzeugt. Aber Ben versuchte, ihm vom Gegenteil zu überzeugen.
„Im letzten Brief schrieb er, dass bald Antwort kommen würde. Und die kam nicht. Nichts kam, keine einzige Regung. Also muss er...“
Phil nickte. „Du hast wohl Recht. Hm, müssen wir eben selber was unternehmen, auch ohne Blackstar.“
„Phil, du hast mitbekommen, wie gehörig das schief gegangen ist?“
„Ja, ich weiß. Im Gegensatz ist die Aktion, dich zu retten, auch ohne Blackstars Hilfe problemlos über die Bühne gegangen. Wir brauchen ihn nicht unbedingt und außerdem, wer sagt, dass er genau das Richtige tut? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mehr ist als nur einer wie wir.“
„Stimmt, du hast Recht. Er wird auch nur ein Mensch sein.“ Wieder versuchte Ben, sich aufzusetzen, diesmal gelang es ihm. Wenn er auch über das im Bett sitzen in seinem derzeitigen Zustand nicht hinaus kam.
„Im Bett liegen ist langweilig, nicht?“ Ein leicht hämisches Grinsen lag auf Phils Lippen. Ben seufzte nur. „Ja, ist es. Todlangweilig sag ich dir. Aber du weißt bestimmt nicht, wovon ich rede.“
„Und ob ich das tu...“ Phil zeigte Ben die Wunde an seiner Seite, die zwar sauber verbunden war, aber man konnte gut sehen, dass darunter mehr als nur ein einfacher Kratzer liegen musste.
„Okay... wo hast du das her?“ In Bens Stimme klang Besorgnis mit.
„Ein Kratzer, mach kein Theater darum. Ist bei unserer ersten Aktion da passiert. Deshalb musste ich ja auch untertauchen.“
„Phil, Phil, Phil...“ Ben schüttelte nur den Kopf. „Und ich dachte, so was passiert dir nicht.“
„Wieso sollte es nicht auch MIR passieren? Es sind schon genug Menschen hier gestorben. Meinst du, die suchen sich aus, der stirbt jetzt und der andere bleibt unverletzt?“
Schulterzuckend gab Ben nach. „Ist ja schon gut. Mich hat's schließlich auch erwischt. Liegt wohl am Bürgerkrieg an sich.“
Eine Weile unterhielten sich die beiden noch, bis es plötzlich an der Tür klopfte und Jule ins Zimmer trat. „Ben? Du bist ja wach! Ein Glück, dass es dir gut geht!“ Sie schmiss sich ihrem kleinen Bruder sofort um den Hals, sodass diesem nichts anderes übrig bleib, als nach Luft zu schnappen.
„Jule... Gleich bringst DU mich um!“
Sie lies ihn wieder los und setzte sich neben ihn auf das Bett. „Bin ich froh, dass du noch lebst. Du stellst auch Sachen an, kleiner Bruder.“
„Aber du, Schwesterchen...“ Ben grinste, „Was ist mit deinem Studium? Eigentlich hast du hier nichts zu suchen, sondern solltest auf der Universität sein.“
Mit einem leichten Klaps auf den Hinterkopf unterbrach sie Ben. „Na wie denn, wenn ihr hier alles still legt? Die Uni ist sowieso gerade zu. Und du glaubst doch nicht, dass ich meinen kleinen Bruder so was alleine machen lasse.“
„Ähm... wer sagt, dass er allein ist?“, meldete sich Phil wieder zu Wort. Jule lachte. „Ich weiß doch. Aber trotzdem, so was lasse ich mir nicht entgehen. Ist viel zu spannend! Also, weswegen ich eigentlich hier bin. Habt ihr Hunger?“
Wie, als hätten sie nur auf dieses Stichwort gewartet, waren die beiden sofort hellauf begeistert von der Idee, etwas zu essen. Jule verschwand noch einmal nach unten und kam eine Weile später mit dem Essen für die beiden wieder hoch.
„Überfresst euch nicht. Du bist mir schon krank genug, kleiner Bruder.“
„Übertreibe mal nicht, Jule. Ich hab seit Ewigkeit nichts Ordentliches mehr gegessen. Dann wirst du mir das wohl nicht verwehren.“ Jule grinste nur und ging dann wieder nach unten.
Die anderen hatten auch zu Essen begonnen. Zum Glück war Jule nicht nur Medizinstudentin, sondern auch eine begnadete Köchin, sodass die ganze Truppe nur von ihrem Essen schwärmten.
Auch wenn noch nicht alle Hemmungen gebrochen waren, denn die Skepsis und das Misstrauen, das Sofie gegen Simon hegte, war noch lange nicht überdeckt worden. Immer noch musterte sie ihn misstrauisch aus dem Augenwinkel und, jedes Mal, wenn er es bemerkte, lächelte er in ihre Richtung.
„Was ist mit euch beiden eigentlich los?“ Michael versuchte sich schon den ganzen Abend als Streitschlichter, scheinbar erfolglos. Denn sowohl Sofie als auch Simon verloren kein einziges Wort über den Vorfall am Strand in Sofies Heimat.
Michael seufzte nur kurz und gab es schlussendlich komplett auf, mit den beiden reden zu wollen.
Phil kam nach einer ganzen Weile mit den leeren Tellern ach unten und brachte sie in die Küche.
„Wie geht es ihm?“, wurde er gleich von alles Seite gefragt, aber Phil lächelte nur leicht.
„Recht gut, Er wird wieder. Jetzt schläft er erst einmal.“
Jule nickte „Gut“ und ging dann in die Küche, um fertig aufzuräumen.
Phil setzte sich zu den anderen, in die derzeit schweigende Runde. „Was ist denn los bei euch? Ist ja schlimmer als drei Tage Regenwetter.“
Auch diesmal bekam er keine Antwort, nur Sofie warf Simon wieder einen vorwurfsvollen Blick zu, worauf er sie anlächelte. „Ich geh raus“, sagte sie auf einmal, stand auf und ging zur Tür.
„Sofie?“ Aber sie gab Phil keine Antwort und schlug die Tür hinter sich geräuschvoll zu. Er sah fragend in die Runde. „Was ist denn mit ihr?“ Aber eine Antwort bekam er nicht, nur eine leichte Geste von Michael, der unauffällig auf Simon zeigte.
Darum entschied Phil sich, zu Sofie nach draußen zu gehen.
Sofie stand an die Hauswand gelehnt ein paar Meter neben der Tür und sah zu Boden. Stumm stellte sich Phil neben sie und sah in den Himmel.
„Eine schöne Nacht, oder?“
„Hmm...“ Anscheinend hatte Sofie kein Interesse daran, jetzt mit irgendwem zu reden. Aber trotzdem wollte sie jemanden, mit dem sie reden konnte. Niemanden, der sie von irgendeiner Meinung überzeugen wollte, nur irgendjemanden, der ihr einfach kommentarlos zuhörte. Aber dann entschloss sie sich doch, mit Phil zu reden.
„Ich weiß nicht, was er sich einbildet. Das ich die Sache am Strand einfach vergesse?“
Phil sah sie an. „Darum geht es also. Um Simon.“
„Ja, worum denn sonst? Er tut so, als wäre nie etwas gewesen. Er hat uns verdammt nochmal angegriffen mit seinen Leuten.“
„Du musst auch verstehen, Sofie, er war da ein anderer Mensch. Nein. Anderer Mensch kann ich nicht sagen, das wäre gelogen. Sagen wir, ein Mensch, der andere Prioritäten gesetzt hat.“
„So, und deswegen soll ich das einfach vergessen? Er hätte uns womöglich sonst was getan!“ Sofies Stimme wurde langsam immer lauter.
„Das will ich auch nicht sagen. Ich will damit nur sagen, dass er sich gebessert hat. Er unterstützt uns immerhin.“ Phil ging langsam noch etwas näher an sie heran. „Und ich bin mir sicher, dass er die Sache damals bereut. Und es selber am Liebsten vergessen würde.“
„Soll er doch. Ich tu das bestimmt nicht.“ Sofie sah zur Seite, aber Phil stand schon direkt vor ihr.
„Du hast Angst, dass er so was nochmal tut? Macht er bestimmt nicht.“
„Woher willst DU das wissen?“ Jetzt sah sie ihn an, selber etwas überrascht darüber, dass er wirklich nicht mal mehr einen halben Meter von ihr entfernt stand.
„Stimmt. Das kann ich auch nicht sagen.“ Er sah Sofie direkt in die Augen, ihre blauen Augen, die seine inzwischen auch fest fixiert hatten. „Aber ich werde dafür sorgen, dass...“
Genau in diesem Moment fiel ein Brief vom Himmel, vor ihrer beider Augen und landete auf dem Boden. „Was ist das?“, sagte Sofie sofort, endlich wieder fähig, sich von seinem Blick zu lösen. Sie bückte sich und hob den Brief auf. Und jetzt erst bemerkte sie einen zweiten Brief, der direkt vor ihren Füßen lag. „Wo kommen die Briefe her?“
„Du? Was machst du hier?“
Simon grinste immer noch.
„Sag bloß, dass du auch einer bist, Jacob. Also das hätte ich von dir ja nicht erwartet. Du und ein Rebell?“
Jetzt war es ausgesprochen. Und ehe er sich versehen konnte, hatten Michael und Jacob Simon gepackt.
„Langsam, Jungs, ganz ruhig. Ihr versteht da was falsch. Ich bin einer von euch.“
Jetzt sahen alle verwundert zu Simon. Er grinste nur weiter und sah jetzt Sofie an, die auch aus ihrem Versteck getreten war.
„Junge Dame, wir hatten schon einmal das Vergnügen?“
„Verschwinde, du Schwein!“, war das Einzige, was Sofie zu ihm sagte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Simon alle davon überzeugt hatte, dass er kein Spitzel der Regierung war und genauso wie die Anderen sich selbst als Rebell bezeichnete. Sofie blieb trotzdem skeptisch und blieb so weit wie möglich von Simon entfernt.
Langsam öffnete Ben seine Augen. Phil saß neben ihm und lächelte.
„He...“
Ben brauchte einen Moment, in dem er Phil einfach nur stumm ansah. Dann heiterte sich auch seine Miene merklich auf.
„Phil... Du hier?“
Phil nickte. „Glaubst du, ich bleib auf ewig spurlos verschollen? Erst recht, wenn du hier solche Sachen anstellst...“
Nun versuchte Ben sich aufzusetzen, aber Phil hielt ihn zurück.
„Jule sagt, du brauchst noch Ruhe. Also: Liegen bleiben.“
„Jule? Sie.. ist auch hier?“
Wieder nickte Phil. „Und sie macht sich schreckliche Sorgen um dich... Wie wir alle eigentlich. Du hast alles ganz schön durcheinander gebracht mit der Aktion.“
Ben seufzte und lies sich auf das Kissen zurück fallen.
„Wenn es denn Absicht gewesen wäre... Das sollte irgendwie anders laufen.“
„Ja, glaub ich dir. Kann mir nämlich nicht vorstellen, das jemand wie du einfach so die Flinte ins Korn wirfst. Vielleicht wer anders aber nicht der Ben, den ich kenne.“
„Und der Phil, den ich kenne, würde auch nie einfach spurlos verschwinden und nicht mitten in der ganzen Sache wieder auftauchen. Gilt genauso an dich, das Kompliment.“
Verlegen kratzte sich Phil am Hinterkopf. „Danke.“
„Und du denkst wirklich, dass Blackstar tot ist?“
Phil klang immer noch nicht sonderlich überzeugt. Aber Ben versuchte, ihm vom Gegenteil zu überzeugen.
„Im letzten Brief schrieb er, dass bald Antwort kommen würde. Und die kam nicht. Nichts kam, keine einzige Regung. Also muss er...“
Phil nickte. „Du hast wohl Recht. Hm, müssen wir eben selber was unternehmen, auch ohne Blackstar.“
„Phil, du hast mitbekommen, wie gehörig das schief gegangen ist?“
„Ja, ich weiß. Im Gegensatz ist die Aktion, dich zu retten, auch ohne Blackstars Hilfe problemlos über die Bühne gegangen. Wir brauchen ihn nicht unbedingt und außerdem, wer sagt, dass er genau das Richtige tut? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mehr ist als nur einer wie wir.“
„Stimmt, du hast Recht. Er wird auch nur ein Mensch sein.“ Wieder versuchte Ben, sich aufzusetzen, diesmal gelang es ihm. Wenn er auch über das im Bett sitzen in seinem derzeitigen Zustand nicht hinaus kam.
„Im Bett liegen ist langweilig, nicht?“ Ein leicht hämisches Grinsen lag auf Phils Lippen. Ben seufzte nur. „Ja, ist es. Todlangweilig sag ich dir. Aber du weißt bestimmt nicht, wovon ich rede.“
„Und ob ich das tu...“ Phil zeigte Ben die Wunde an seiner Seite, die zwar sauber verbunden war, aber man konnte gut sehen, dass darunter mehr als nur ein einfacher Kratzer liegen musste.
„Okay... wo hast du das her?“ In Bens Stimme klang Besorgnis mit.
„Ein Kratzer, mach kein Theater darum. Ist bei unserer ersten Aktion da passiert. Deshalb musste ich ja auch untertauchen.“
„Phil, Phil, Phil...“ Ben schüttelte nur den Kopf. „Und ich dachte, so was passiert dir nicht.“
„Wieso sollte es nicht auch MIR passieren? Es sind schon genug Menschen hier gestorben. Meinst du, die suchen sich aus, der stirbt jetzt und der andere bleibt unverletzt?“
Schulterzuckend gab Ben nach. „Ist ja schon gut. Mich hat's schließlich auch erwischt. Liegt wohl am Bürgerkrieg an sich.“
Eine Weile unterhielten sich die beiden noch, bis es plötzlich an der Tür klopfte und Jule ins Zimmer trat. „Ben? Du bist ja wach! Ein Glück, dass es dir gut geht!“ Sie schmiss sich ihrem kleinen Bruder sofort um den Hals, sodass diesem nichts anderes übrig bleib, als nach Luft zu schnappen.
„Jule... Gleich bringst DU mich um!“
Sie lies ihn wieder los und setzte sich neben ihn auf das Bett. „Bin ich froh, dass du noch lebst. Du stellst auch Sachen an, kleiner Bruder.“
„Aber du, Schwesterchen...“ Ben grinste, „Was ist mit deinem Studium? Eigentlich hast du hier nichts zu suchen, sondern solltest auf der Universität sein.“
Mit einem leichten Klaps auf den Hinterkopf unterbrach sie Ben. „Na wie denn, wenn ihr hier alles still legt? Die Uni ist sowieso gerade zu. Und du glaubst doch nicht, dass ich meinen kleinen Bruder so was alleine machen lasse.“
„Ähm... wer sagt, dass er allein ist?“, meldete sich Phil wieder zu Wort. Jule lachte. „Ich weiß doch. Aber trotzdem, so was lasse ich mir nicht entgehen. Ist viel zu spannend! Also, weswegen ich eigentlich hier bin. Habt ihr Hunger?“
Wie, als hätten sie nur auf dieses Stichwort gewartet, waren die beiden sofort hellauf begeistert von der Idee, etwas zu essen. Jule verschwand noch einmal nach unten und kam eine Weile später mit dem Essen für die beiden wieder hoch.
„Überfresst euch nicht. Du bist mir schon krank genug, kleiner Bruder.“
„Übertreibe mal nicht, Jule. Ich hab seit Ewigkeit nichts Ordentliches mehr gegessen. Dann wirst du mir das wohl nicht verwehren.“ Jule grinste nur und ging dann wieder nach unten.
Die anderen hatten auch zu Essen begonnen. Zum Glück war Jule nicht nur Medizinstudentin, sondern auch eine begnadete Köchin, sodass die ganze Truppe nur von ihrem Essen schwärmten.
Auch wenn noch nicht alle Hemmungen gebrochen waren, denn die Skepsis und das Misstrauen, das Sofie gegen Simon hegte, war noch lange nicht überdeckt worden. Immer noch musterte sie ihn misstrauisch aus dem Augenwinkel und, jedes Mal, wenn er es bemerkte, lächelte er in ihre Richtung.
„Was ist mit euch beiden eigentlich los?“ Michael versuchte sich schon den ganzen Abend als Streitschlichter, scheinbar erfolglos. Denn sowohl Sofie als auch Simon verloren kein einziges Wort über den Vorfall am Strand in Sofies Heimat.
Michael seufzte nur kurz und gab es schlussendlich komplett auf, mit den beiden reden zu wollen.
Phil kam nach einer ganzen Weile mit den leeren Tellern ach unten und brachte sie in die Küche.
„Wie geht es ihm?“, wurde er gleich von alles Seite gefragt, aber Phil lächelte nur leicht.
„Recht gut, Er wird wieder. Jetzt schläft er erst einmal.“
Jule nickte „Gut“ und ging dann in die Küche, um fertig aufzuräumen.
Phil setzte sich zu den anderen, in die derzeit schweigende Runde. „Was ist denn los bei euch? Ist ja schlimmer als drei Tage Regenwetter.“
Auch diesmal bekam er keine Antwort, nur Sofie warf Simon wieder einen vorwurfsvollen Blick zu, worauf er sie anlächelte. „Ich geh raus“, sagte sie auf einmal, stand auf und ging zur Tür.
„Sofie?“ Aber sie gab Phil keine Antwort und schlug die Tür hinter sich geräuschvoll zu. Er sah fragend in die Runde. „Was ist denn mit ihr?“ Aber eine Antwort bekam er nicht, nur eine leichte Geste von Michael, der unauffällig auf Simon zeigte.
Darum entschied Phil sich, zu Sofie nach draußen zu gehen.
Sofie stand an die Hauswand gelehnt ein paar Meter neben der Tür und sah zu Boden. Stumm stellte sich Phil neben sie und sah in den Himmel.
„Eine schöne Nacht, oder?“
„Hmm...“ Anscheinend hatte Sofie kein Interesse daran, jetzt mit irgendwem zu reden. Aber trotzdem wollte sie jemanden, mit dem sie reden konnte. Niemanden, der sie von irgendeiner Meinung überzeugen wollte, nur irgendjemanden, der ihr einfach kommentarlos zuhörte. Aber dann entschloss sie sich doch, mit Phil zu reden.
„Ich weiß nicht, was er sich einbildet. Das ich die Sache am Strand einfach vergesse?“
Phil sah sie an. „Darum geht es also. Um Simon.“
„Ja, worum denn sonst? Er tut so, als wäre nie etwas gewesen. Er hat uns verdammt nochmal angegriffen mit seinen Leuten.“
„Du musst auch verstehen, Sofie, er war da ein anderer Mensch. Nein. Anderer Mensch kann ich nicht sagen, das wäre gelogen. Sagen wir, ein Mensch, der andere Prioritäten gesetzt hat.“
„So, und deswegen soll ich das einfach vergessen? Er hätte uns womöglich sonst was getan!“ Sofies Stimme wurde langsam immer lauter.
„Das will ich auch nicht sagen. Ich will damit nur sagen, dass er sich gebessert hat. Er unterstützt uns immerhin.“ Phil ging langsam noch etwas näher an sie heran. „Und ich bin mir sicher, dass er die Sache damals bereut. Und es selber am Liebsten vergessen würde.“
„Soll er doch. Ich tu das bestimmt nicht.“ Sofie sah zur Seite, aber Phil stand schon direkt vor ihr.
„Du hast Angst, dass er so was nochmal tut? Macht er bestimmt nicht.“
„Woher willst DU das wissen?“ Jetzt sah sie ihn an, selber etwas überrascht darüber, dass er wirklich nicht mal mehr einen halben Meter von ihr entfernt stand.
„Stimmt. Das kann ich auch nicht sagen.“ Er sah Sofie direkt in die Augen, ihre blauen Augen, die seine inzwischen auch fest fixiert hatten. „Aber ich werde dafür sorgen, dass...“
Genau in diesem Moment fiel ein Brief vom Himmel, vor ihrer beider Augen und landete auf dem Boden. „Was ist das?“, sagte Sofie sofort, endlich wieder fähig, sich von seinem Blick zu lösen. Sie bückte sich und hob den Brief auf. Und jetzt erst bemerkte sie einen zweiten Brief, der direkt vor ihren Füßen lag. „Wo kommen die Briefe her?“
Re: Sofie
Jule sah Simon weiter skeptisch an und reichte ihm ihre Hand nicht.
„Was haben Sie denn gesucht?“
Ihr war die leichte Nervosität anzumerken. Das war einer von der Regierung, und er sagte, er habe das gefunden, was er gesucht habe. Damit konnte er nur den Rebellenstützpunkt gemeint haben.
Simon lachte.
„Ist das nicht offensichtlich? Sie können die Anderen ruhig heraus rufen. Machen Sie sich keine Sorgen.“
Jacob war der Erste, der aus seinem Versteck trat. Er stellte sich direkt zwischen Simon und Jule und sah ihn böse an.
„Du? Was machst du hier?“
Simon grinste immer noch.
„Sag bloß, dass du auch einer bist, Jacob. Also das hätte ich von dir ja nicht erwartet. Du und ein Rebell?“
Jetzt war es ausgesprochen. Und ehe er sich versehen konnte, hatten Michael und Jacob Simon gepackt.
„Langsam, Jungs, ganz ruhig. Ihr versteht da was falsch. Ich bin einer von euch.“
Jetzt sahen alle verwundert zu Simon. Er grinste nur weiter und sah jetzt Sofie an, die auch aus ihrem Versteck getreten war.
„Junge Dame, wir hatten schon einmal das Vergnügen?“
„Verschwinde, du Schwein!“, war das Einzige, was Sofie zu ihm sagte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Simon alle davon überzeugt hatte, dass er kein Spitzel der Regierung war und genauso wie die Anderen sich selbst als Rebell bezeichnete. Sofie blieb trotzdem skeptisch und blieb so weit wie möglich von Simon entfernt.
Langsam öffnete Ben seine Augen. Phil saß neben ihm und lächelte.
„He...“
Ben brauchte einen Moment, in dem er Phil einfach nur stumm ansah. Dann heiterte sich auch seine Miene merklich auf.
„Phil... Du hier?“
Phil nickte. „Glaubst du, ich bleib auf ewig spurlos verschollen? Erst recht, wenn du hier solche Sachen anstellst...“
Nun versuchte Ben sich aufzusetzen, aber Phil hielt ihn zurück.
„Jule sagt, du brauchst noch Ruhe. Also: Liegen bleiben.“
„Jule? Sie.. ist auch hier?“
Wieder nickte Phil. „Und sie macht sich schreckliche Sorgen um dich... Wie wir alle eigentlich. Du hast alles ganz schön durcheinander gebracht mit der Aktion.“
Ben seufzte und lies sich auf das Kissen zurück fallen.
„Wenn es denn Absicht gewesen wäre... Das sollte irgendwie anders laufen.“
„Ja, glaub ich dir. Kann mir nämlich nicht vorstellen, das jemand wie du einfach so die Flinte ins Korn wirfst. Vielleicht wer anders aber nicht der Ben, den ich kenne.“
„Und der Phil, den ich kenne, würde auch nie einfach spurlos verschwinden und nicht mitten in der ganzen Sache wieder auftauchen. Gilt genauso an dich, das Kompliment.“
Verlegen kratzte sich Phil am Hinterkopf. „Danke.“
„Und du denkst wirklich, dass Blackstar tot ist?“
Phil klang immer noch nicht sonderlich überzeugt. Aber Ben versuchte, ihm vom Gegenteil zu überzeugen.
„Im letzten Brief schrieb er, dass bald Antwort kommen würde. Und die kam nicht. Nichts kam, keine einzige Regung. Also muss er...“
Phil nickte. „Du hast wohl Recht. Hm, müssen wir eben selber was unternehmen, auch ohne Blackstar.“
„Phil, du hast mitbekommen, wie gehörig das schief gegangen ist?“
„Ja, ich weiß. Im Gegensatz ist die Aktion, dich zu retten, auch ohne Blackstars Hilfe problemlos über die Bühne gegangen. Wir brauchen ihn nicht unbedingt und außerdem, wer sagt, dass er genau das Richtige tut? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mehr ist als nur einer wie wir.“
„Stimmt, du hast Recht. Er wird auch nur ein Mensch sein.“ Wieder versuchte Ben, sich aufzusetzen, diesmal gelang es ihm. Wenn er auch über das im Bett sitzen in seinem derzeitigen Zustand nicht hinaus kam.
„Im Bett liegen ist langweilig, nicht?“ Ein leicht hämisches Grinsen lag auf Phils Lippen. Ben seufzte nur. „Ja, ist es. Todlangweilig sag ich dir. Aber du weißt bestimmt nicht, wovon ich rede.“
„Und ob ich das tu...“ Phil zeigte Ben die Wunde an seiner Seite, die zwar sauber verbunden war, aber man konnte gut sehen, dass darunter mehr als nur ein einfacher Kratzer liegen musste.
„Okay... wo hast du das her?“ In Bens Stimme klang Besorgnis mit.
„Ein Kratzer, mach kein Theater darum. Ist bei unserer ersten Aktion da passiert. Deshalb musste ich ja auch untertauchen.“
„Phil, Phil, Phil...“ Ben schüttelte nur den Kopf. „Und ich dachte, so was passiert dir nicht.“
„Wieso sollte es nicht auch MIR passieren? Es sind schon genug Menschen hier gestorben. Meinst du, die suchen sich aus, der stirbt jetzt und der andere bleibt unverletzt?“
Schulterzuckend gab Ben nach. „Ist ja schon gut. Mich hat's schließlich auch erwischt. Liegt wohl am Bürgerkrieg an sich.“
Eine Weile unterhielten sich die beiden noch, bis es plötzlich an der Tür klopfte und Jule ins Zimmer trat. „Ben? Du bist ja wach! Ein Glück, dass es dir gut geht!“ Sie schmiss sich ihrem kleinen Bruder sofort um den Hals, sodass diesem nichts anderes übrig bleib, als nach Luft zu schnappen.
„Jule... Gleich bringst DU mich um!“
Sie lies ihn wieder los und setzte sich neben ihn auf das Bett. „Bin ich froh, dass du noch lebst. Du stellst auch Sachen an, kleiner Bruder.“
„Aber du, Schwesterchen...“ Ben grinste, „Was ist mit deinem Studium? Eigentlich hast du hier nichts zu suchen, sondern solltest auf der Universität sein.“
Mit einem leichten Klaps auf den Hinterkopf unterbrach sie Ben. „Na wie denn, wenn ihr hier alles still legt? Die Uni ist sowieso gerade zu. Und du glaubst doch nicht, dass ich meinen kleinen Bruder so was alleine machen lasse.“
„Ähm... wer sagt, dass er allein ist?“, meldete sich Phil wieder zu Wort. Jule lachte. „Ich weiß doch. Aber trotzdem, so was lasse ich mir nicht entgehen. Ist viel zu spannend! Also, weswegen ich eigentlich hier bin. Habt ihr Hunger?“
Wie, als hätten sie nur auf dieses Stichwort gewartet, waren die beiden sofort hellauf begeistert von der Idee, etwas zu essen. Jule verschwand noch einmal nach unten und kam eine Weile später mit dem Essen für die beiden wieder hoch.
„Überfresst euch nicht. Du bist mir schon krank genug, kleiner Bruder.“
„Übertreibe mal nicht, Jule. Ich hab seit Ewigkeit nichts Ordentliches mehr gegessen. Dann wirst du mir das wohl nicht verwehren.“ Jule grinste nur und ging dann wieder nach unten.
Die anderen hatten auch zu Essen begonnen. Zum Glück war Jule nicht nur Medizinstudentin, sondern auch eine begnadete Köchin, sodass die ganze Truppe nur von ihrem Essen schwärmten.
Auch wenn noch nicht alle Hemmungen gebrochen waren, denn die Skepsis und das Misstrauen, das Sofie gegen Simon hegte, war noch lange nicht überdeckt worden. Immer noch musterte sie ihn misstrauisch aus dem Augenwinkel und, jedes Mal, wenn er es bemerkte, lächelte er in ihre Richtung.
„Was ist mit euch beiden eigentlich los?“ Michael versuchte sich schon den ganzen Abend als Streitschlichter, scheinbar erfolglos. Denn sowohl Sofie als auch Simon verloren kein einziges Wort über den Vorfall am Strand in Sofies Heimat.
Michael seufzte nur kurz und gab es schlussendlich komplett auf, mit den beiden reden zu wollen.
Phil kam nach einer ganzen Weile mit den leeren Tellern ach unten und brachte sie in die Küche.
„Wie geht es ihm?“, wurde er gleich von alles Seite gefragt, aber Phil lächelte nur leicht.
„Recht gut, Er wird wieder. Jetzt schläft er erst einmal.“
Jule nickte „Gut“ und ging dann in die Küche, um fertig aufzuräumen.
Phil setzte sich zu den anderen, in die derzeit schweigende Runde. „Was ist denn los bei euch? Ist ja schlimmer als drei Tage Regenwetter.“
Auch diesmal bekam er keine Antwort, nur Sofie warf Simon wieder einen vorwurfsvollen Blick zu, worauf er sie anlächelte. „Ich geh raus“, sagte sie auf einmal, stand auf und ging zur Tür.
„Sofie?“ Aber sie gab Phil keine Antwort und schlug die Tür hinter sich geräuschvoll zu. Er sah fragend in die Runde. „Was ist denn mit ihr?“ Aber eine Antwort bekam er nicht, nur eine leichte Geste von Michael, der unauffällig auf Simon zeigte.
Darum entschied Phil sich, zu Sofie nach draußen zu gehen.
Sofie stand an die Hauswand gelehnt ein paar Meter neben der Tür und sah zu Boden. Stumm stellte sich Phil neben sie und sah in den Himmel.
„Eine schöne Nacht, oder?“
„Hmm...“ Anscheinend hatte Sofie kein Interesse daran, jetzt mit irgendwem zu reden. Aber trotzdem wollte sie jemanden, mit dem sie reden konnte. Niemanden, der sie von irgendeiner Meinung überzeugen wollte, nur irgendjemanden, der ihr einfach kommentarlos zuhörte. Aber dann entschloss sie sich doch, mit Phil zu reden.
„Ich weiß nicht, was er sich einbildet. Das ich die Sache am Strand einfach vergesse?“
Phil sah sie an. „Darum geht es also. Um Simon.“
„Ja, worum denn sonst? Er tut so, als wäre nie etwas gewesen. Er hat uns verdammt nochmal angegriffen mit seinen Leuten.“
„Du musst auch verstehen, Sofie, er war da ein anderer Mensch. Nein. Anderer Mensch kann ich nicht sagen, das wäre gelogen. Sagen wir, ein Mensch, der andere Prioritäten gesetzt hat.“
„So, und deswegen soll ich das einfach vergessen? Er hätte uns womöglich sonst was getan!“ Sofies Stimme wurde langsam immer lauter.
„Das will ich auch nicht sagen. Ich will damit nur sagen, dass er sich gebessert hat. Er unterstützt uns immerhin.“ Phil ging langsam noch etwas näher an sie heran. „Und ich bin mir sicher, dass er die Sache damals bereut. Und es selber am Liebsten vergessen würde.“
„Soll er doch. Ich tu das bestimmt nicht.“ Sofie sah zur Seite, aber Phil stand schon direkt vor ihr.
„Du hast Angst, dass er so was nochmal tut? Macht er bestimmt nicht.“
„Woher willst DU das wissen?“ Jetzt sah sie ihn an, selber etwas überrascht darüber, dass er wirklich nicht mal mehr einen halben Meter von ihr entfernt stand.
„Stimmt. Das kann ich auch nicht sagen.“ Er sah Sofie direkt in die Augen, ihre blauen Augen, die seine inzwischen auch fest fixiert hatten. „Aber ich werde dafür sorgen, dass...“
Genau in diesem Moment fiel ein Brief vom Himmel, vor ihrer beider Augen und landete auf dem Boden. „Was ist das?“, sagte Sofie sofort, endlich wieder fähig, sich von seinem Blick zu lösen. Sie bückte sich und hob den Brief auf. Und jetzt erst bemerkte sie einen zweiten Brief, der direkt vor ihren Füßen lag. „Wo kommen die Briefe her?“
„Was haben Sie denn gesucht?“
Ihr war die leichte Nervosität anzumerken. Das war einer von der Regierung, und er sagte, er habe das gefunden, was er gesucht habe. Damit konnte er nur den Rebellenstützpunkt gemeint haben.
Simon lachte.
„Ist das nicht offensichtlich? Sie können die Anderen ruhig heraus rufen. Machen Sie sich keine Sorgen.“
Jacob war der Erste, der aus seinem Versteck trat. Er stellte sich direkt zwischen Simon und Jule und sah ihn böse an.
„Du? Was machst du hier?“
Simon grinste immer noch.
„Sag bloß, dass du auch einer bist, Jacob. Also das hätte ich von dir ja nicht erwartet. Du und ein Rebell?“
Jetzt war es ausgesprochen. Und ehe er sich versehen konnte, hatten Michael und Jacob Simon gepackt.
„Langsam, Jungs, ganz ruhig. Ihr versteht da was falsch. Ich bin einer von euch.“
Jetzt sahen alle verwundert zu Simon. Er grinste nur weiter und sah jetzt Sofie an, die auch aus ihrem Versteck getreten war.
„Junge Dame, wir hatten schon einmal das Vergnügen?“
„Verschwinde, du Schwein!“, war das Einzige, was Sofie zu ihm sagte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Simon alle davon überzeugt hatte, dass er kein Spitzel der Regierung war und genauso wie die Anderen sich selbst als Rebell bezeichnete. Sofie blieb trotzdem skeptisch und blieb so weit wie möglich von Simon entfernt.
Langsam öffnete Ben seine Augen. Phil saß neben ihm und lächelte.
„He...“
Ben brauchte einen Moment, in dem er Phil einfach nur stumm ansah. Dann heiterte sich auch seine Miene merklich auf.
„Phil... Du hier?“
Phil nickte. „Glaubst du, ich bleib auf ewig spurlos verschollen? Erst recht, wenn du hier solche Sachen anstellst...“
Nun versuchte Ben sich aufzusetzen, aber Phil hielt ihn zurück.
„Jule sagt, du brauchst noch Ruhe. Also: Liegen bleiben.“
„Jule? Sie.. ist auch hier?“
Wieder nickte Phil. „Und sie macht sich schreckliche Sorgen um dich... Wie wir alle eigentlich. Du hast alles ganz schön durcheinander gebracht mit der Aktion.“
Ben seufzte und lies sich auf das Kissen zurück fallen.
„Wenn es denn Absicht gewesen wäre... Das sollte irgendwie anders laufen.“
„Ja, glaub ich dir. Kann mir nämlich nicht vorstellen, das jemand wie du einfach so die Flinte ins Korn wirfst. Vielleicht wer anders aber nicht der Ben, den ich kenne.“
„Und der Phil, den ich kenne, würde auch nie einfach spurlos verschwinden und nicht mitten in der ganzen Sache wieder auftauchen. Gilt genauso an dich, das Kompliment.“
Verlegen kratzte sich Phil am Hinterkopf. „Danke.“
„Und du denkst wirklich, dass Blackstar tot ist?“
Phil klang immer noch nicht sonderlich überzeugt. Aber Ben versuchte, ihm vom Gegenteil zu überzeugen.
„Im letzten Brief schrieb er, dass bald Antwort kommen würde. Und die kam nicht. Nichts kam, keine einzige Regung. Also muss er...“
Phil nickte. „Du hast wohl Recht. Hm, müssen wir eben selber was unternehmen, auch ohne Blackstar.“
„Phil, du hast mitbekommen, wie gehörig das schief gegangen ist?“
„Ja, ich weiß. Im Gegensatz ist die Aktion, dich zu retten, auch ohne Blackstars Hilfe problemlos über die Bühne gegangen. Wir brauchen ihn nicht unbedingt und außerdem, wer sagt, dass er genau das Richtige tut? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mehr ist als nur einer wie wir.“
„Stimmt, du hast Recht. Er wird auch nur ein Mensch sein.“ Wieder versuchte Ben, sich aufzusetzen, diesmal gelang es ihm. Wenn er auch über das im Bett sitzen in seinem derzeitigen Zustand nicht hinaus kam.
„Im Bett liegen ist langweilig, nicht?“ Ein leicht hämisches Grinsen lag auf Phils Lippen. Ben seufzte nur. „Ja, ist es. Todlangweilig sag ich dir. Aber du weißt bestimmt nicht, wovon ich rede.“
„Und ob ich das tu...“ Phil zeigte Ben die Wunde an seiner Seite, die zwar sauber verbunden war, aber man konnte gut sehen, dass darunter mehr als nur ein einfacher Kratzer liegen musste.
„Okay... wo hast du das her?“ In Bens Stimme klang Besorgnis mit.
„Ein Kratzer, mach kein Theater darum. Ist bei unserer ersten Aktion da passiert. Deshalb musste ich ja auch untertauchen.“
„Phil, Phil, Phil...“ Ben schüttelte nur den Kopf. „Und ich dachte, so was passiert dir nicht.“
„Wieso sollte es nicht auch MIR passieren? Es sind schon genug Menschen hier gestorben. Meinst du, die suchen sich aus, der stirbt jetzt und der andere bleibt unverletzt?“
Schulterzuckend gab Ben nach. „Ist ja schon gut. Mich hat's schließlich auch erwischt. Liegt wohl am Bürgerkrieg an sich.“
Eine Weile unterhielten sich die beiden noch, bis es plötzlich an der Tür klopfte und Jule ins Zimmer trat. „Ben? Du bist ja wach! Ein Glück, dass es dir gut geht!“ Sie schmiss sich ihrem kleinen Bruder sofort um den Hals, sodass diesem nichts anderes übrig bleib, als nach Luft zu schnappen.
„Jule... Gleich bringst DU mich um!“
Sie lies ihn wieder los und setzte sich neben ihn auf das Bett. „Bin ich froh, dass du noch lebst. Du stellst auch Sachen an, kleiner Bruder.“
„Aber du, Schwesterchen...“ Ben grinste, „Was ist mit deinem Studium? Eigentlich hast du hier nichts zu suchen, sondern solltest auf der Universität sein.“
Mit einem leichten Klaps auf den Hinterkopf unterbrach sie Ben. „Na wie denn, wenn ihr hier alles still legt? Die Uni ist sowieso gerade zu. Und du glaubst doch nicht, dass ich meinen kleinen Bruder so was alleine machen lasse.“
„Ähm... wer sagt, dass er allein ist?“, meldete sich Phil wieder zu Wort. Jule lachte. „Ich weiß doch. Aber trotzdem, so was lasse ich mir nicht entgehen. Ist viel zu spannend! Also, weswegen ich eigentlich hier bin. Habt ihr Hunger?“
Wie, als hätten sie nur auf dieses Stichwort gewartet, waren die beiden sofort hellauf begeistert von der Idee, etwas zu essen. Jule verschwand noch einmal nach unten und kam eine Weile später mit dem Essen für die beiden wieder hoch.
„Überfresst euch nicht. Du bist mir schon krank genug, kleiner Bruder.“
„Übertreibe mal nicht, Jule. Ich hab seit Ewigkeit nichts Ordentliches mehr gegessen. Dann wirst du mir das wohl nicht verwehren.“ Jule grinste nur und ging dann wieder nach unten.
Die anderen hatten auch zu Essen begonnen. Zum Glück war Jule nicht nur Medizinstudentin, sondern auch eine begnadete Köchin, sodass die ganze Truppe nur von ihrem Essen schwärmten.
Auch wenn noch nicht alle Hemmungen gebrochen waren, denn die Skepsis und das Misstrauen, das Sofie gegen Simon hegte, war noch lange nicht überdeckt worden. Immer noch musterte sie ihn misstrauisch aus dem Augenwinkel und, jedes Mal, wenn er es bemerkte, lächelte er in ihre Richtung.
„Was ist mit euch beiden eigentlich los?“ Michael versuchte sich schon den ganzen Abend als Streitschlichter, scheinbar erfolglos. Denn sowohl Sofie als auch Simon verloren kein einziges Wort über den Vorfall am Strand in Sofies Heimat.
Michael seufzte nur kurz und gab es schlussendlich komplett auf, mit den beiden reden zu wollen.
Phil kam nach einer ganzen Weile mit den leeren Tellern ach unten und brachte sie in die Küche.
„Wie geht es ihm?“, wurde er gleich von alles Seite gefragt, aber Phil lächelte nur leicht.
„Recht gut, Er wird wieder. Jetzt schläft er erst einmal.“
Jule nickte „Gut“ und ging dann in die Küche, um fertig aufzuräumen.
Phil setzte sich zu den anderen, in die derzeit schweigende Runde. „Was ist denn los bei euch? Ist ja schlimmer als drei Tage Regenwetter.“
Auch diesmal bekam er keine Antwort, nur Sofie warf Simon wieder einen vorwurfsvollen Blick zu, worauf er sie anlächelte. „Ich geh raus“, sagte sie auf einmal, stand auf und ging zur Tür.
„Sofie?“ Aber sie gab Phil keine Antwort und schlug die Tür hinter sich geräuschvoll zu. Er sah fragend in die Runde. „Was ist denn mit ihr?“ Aber eine Antwort bekam er nicht, nur eine leichte Geste von Michael, der unauffällig auf Simon zeigte.
Darum entschied Phil sich, zu Sofie nach draußen zu gehen.
Sofie stand an die Hauswand gelehnt ein paar Meter neben der Tür und sah zu Boden. Stumm stellte sich Phil neben sie und sah in den Himmel.
„Eine schöne Nacht, oder?“
„Hmm...“ Anscheinend hatte Sofie kein Interesse daran, jetzt mit irgendwem zu reden. Aber trotzdem wollte sie jemanden, mit dem sie reden konnte. Niemanden, der sie von irgendeiner Meinung überzeugen wollte, nur irgendjemanden, der ihr einfach kommentarlos zuhörte. Aber dann entschloss sie sich doch, mit Phil zu reden.
„Ich weiß nicht, was er sich einbildet. Das ich die Sache am Strand einfach vergesse?“
Phil sah sie an. „Darum geht es also. Um Simon.“
„Ja, worum denn sonst? Er tut so, als wäre nie etwas gewesen. Er hat uns verdammt nochmal angegriffen mit seinen Leuten.“
„Du musst auch verstehen, Sofie, er war da ein anderer Mensch. Nein. Anderer Mensch kann ich nicht sagen, das wäre gelogen. Sagen wir, ein Mensch, der andere Prioritäten gesetzt hat.“
„So, und deswegen soll ich das einfach vergessen? Er hätte uns womöglich sonst was getan!“ Sofies Stimme wurde langsam immer lauter.
„Das will ich auch nicht sagen. Ich will damit nur sagen, dass er sich gebessert hat. Er unterstützt uns immerhin.“ Phil ging langsam noch etwas näher an sie heran. „Und ich bin mir sicher, dass er die Sache damals bereut. Und es selber am Liebsten vergessen würde.“
„Soll er doch. Ich tu das bestimmt nicht.“ Sofie sah zur Seite, aber Phil stand schon direkt vor ihr.
„Du hast Angst, dass er so was nochmal tut? Macht er bestimmt nicht.“
„Woher willst DU das wissen?“ Jetzt sah sie ihn an, selber etwas überrascht darüber, dass er wirklich nicht mal mehr einen halben Meter von ihr entfernt stand.
„Stimmt. Das kann ich auch nicht sagen.“ Er sah Sofie direkt in die Augen, ihre blauen Augen, die seine inzwischen auch fest fixiert hatten. „Aber ich werde dafür sorgen, dass...“
Genau in diesem Moment fiel ein Brief vom Himmel, vor ihrer beider Augen und landete auf dem Boden. „Was ist das?“, sagte Sofie sofort, endlich wieder fähig, sich von seinem Blick zu lösen. Sie bückte sich und hob den Brief auf. Und jetzt erst bemerkte sie einen zweiten Brief, der direkt vor ihren Füßen lag. „Wo kommen die Briefe her?“
Re: Sofie
und für alle, die es überhaupt nicht erwarten können, das nächste Kapitel, ist recht kurz... Nächstes ist in Arbeit!!!
Blackstar lebt?
Sofie nahm die beiden Briefe nach oben, Phil nahm ihr den einen, der eben vom Himmel gefallen war, sofort aus ihrer Hand.
„Ich lese den hier, du den anderen...“
Sie öffnete den Brief vorsichtig und las. Dann sah sie Phil wieder an. „Der Brief... der ist von Blackstar.“
Phil hatte den anderen Brief gelesen und schnell und unauffällig in seine Hosentasche gesteckt. Als Sofie sagte, dass der Brief von Blackstar sei, nahm er diesen Brief auch sofort an sich und las ihn selber.
„Das ist... der Brief ist wirklich von Blackstar. Das...“ Er sah Sofie einen Moment lang an, einfach nur stumm an, nickte dann.
„Ich bitte dich, erst einmal kein Wort über diesen Brief zu verlieren. Vielleicht ist es besser, wenn die anderen nichts davon erfahren, bevor ich mit Ben darüber gesprochen habe.“
Sofie willigte ein und Phil steckte den Brief in die Jackentasche. Dann gingen die beiden wieder nach drinnen.
„Ihr seid schon fertig?“ Es war klar, dass so ein Kommentar vom Simon kommen musste, als die beiden wieder nach drinnen kamen. Phil ignorierte ihn einfach und Sofie setzte sich provozierend mit dem Rücken zu ihm und unterhielt sich mit den anderen.
Phil blieb noch einen Moment stehen, dann ging er in Richtung Treppe. „Ich sehe noch mal nach Ben... ob er inzwischen wach ist.“ Und schon war er aus dem Blickfeld der anderen verschwunden.
Es war einzig und allein Sofie, die ihm noch einen Moment nach sah. Sie hoffte, dass Ben wach war. Und sie hoffte auch, dass dieser Brief wirklich von Blackstar stammte. Auch wenn sie von der ganzen Sache kaum etwas wusste, irgendwie hatte sie dieser Bürgerkrieg so in seine Fänge gezogen, dass sie nicht mehr heraus kam. Und das wollte sie auch gar nicht mehr. Warum, war ihr noch nicht so ganz klar.
Phil klopfte, bekam aber keine Antwort. Er klopfte nochmals. Und nochmals. Dann ging er einfach hinein.
Ben schlief noch. Toll. Wirklich toll. Musste er ausgerechnet jetzt schlafen, wo er so dringend mit ihm reden musste? Phil setzte sich ins Zimmer und wartete. Eine halbe Ewigkeit, so kam es ihm vor, bis Ben endlich die Augen wieder öffnete und ein lautes Gähnen von sich gab.
„Endlich wach, Schlafmütze?“ Phil lächelte. Ben setzte sich halbwegs elegant auf und sah zu ihm. „Nicht wirklich... Nur halbwegs irgendwie.“ Er gähnte ein weiteres mal herzhaft.
Phil stand Auf und ging zu ihm. „Jetzt ist keine Zeit zum Schlafen... sieh dir das mal an. Lag draußen.“ Er griff in seine Jackentasche und nahm den Brief, den Sofie ihm gegeben hatte, aus der Tasche und reichte ihn Ben.
„Was ist das?“, fragte er immer noch halb schlafend und nahm das Stück Papier, auf dem in einer nicht gerade sauberen Handschrift geschrieben worden war. Er kniff die Augen zusammen und las langsam. „Das...“ Jetzt sah Ben Phil wieder an. „Wo hast du den her?“
„Lag vor der Tür... hab ihn eben gefunden. Ist schon ein Ding, wieder was von ihm zu hören. Mir scheint, als ob Blackstar doch noch lebt.“
Ben las wieder und wieder den Brief. „Seine Schrift. Und seine Formulierungen. Sogar die Unterschrift stimmt, da bin ich mir sicher...“ Aber die Skepsis wich nicht so leicht aus seiner Stimme. „Hast du den Brief gelesen, Phil?“
Phil nickte. Und er war ebenso überrascht über den Inhalt gewesen, wie es Ben scheinbar war. „Ich hatte weniger mit Blackstar zu tun als du. Aber der Brief hat mich auch verwundert. Und warum hat er sich so lange nicht gemeldet?“
Jetzt endlich legte Ben den Brief zur Seite und sah Phil wieder an. „Weiß ich nicht. Und ich hätte auch nie geglaubt, dass Blackstar SO etwas vorschlägt. Bis jetzt haben wir uns immer an das gehalten, was er vorgeschlagen hat. Aber meinst du, wir können SO weit gehen?“
Phil schüttelte den Kopf. „Es ist deine Entscheidung, die anderen werden auf das hören, was du sagst, dafür haben sie dein Vertrauen. Aber du kannst dich drauf verlassen, dass ich nicht dabei bin, wenn wir vorsätzlich Menschenleben aufs Spiel setzen. Ob es Blackstar nun sagt oder nicht.“
„Du hast Recht...“ Ben war schon etwas verwundert, dass Phil sich ohne Skrupel gegen den Vorschlag von Blackstar stellte. Auch wenn er selber nicht gut fand, ein paar der eigenen Männer zu opfern, um einen Überraschungsangriff vorzubereiten, aber ihm selber fiel auch nichts besseres ein.
„Trotzdem müssen wir irgendwas tun. Und ich habe wirklich keine Idee.“
Vorsichtig zog Phil den anderen Brief aus seiner Hosentasche und las ihn nochmal durch. „Eine andere Möglichkeit gäbe es schon...“
Ben sah interessiert zu ihm. „Was hast du da noch für einen Brief?“
„Keinen...“, log Phil und steckte ihn sofort wieder weg. „Aber im Stadtkern von Katara. Du kennst diese alte, unbenutzte Lagerhalle?“
Ben nickte. Die Lagerhalle stand mitten in der Stadt, um sie herum waren nur leere Häuser, in denen früher mal viele Menschen gelebt hatten. Aber aus dem Stadtkern waren die Meisten schon lange geflüchtet.
„Was würdest du dazu sagen, wenn das ein Waffenlager der Regierung wäre?So gut wie unbewacht.“
Jetzt starrte Ben Phil eindeutig an. „Sag das nochmal. Woher... woher weißt du das?“
„Der Brief... Keine Ahnung, wo der her kommt. Unterschrieben hat auch keiner. Aber einen Versuch wäre es doch Wert, oder?“
Ben aber blieb skeptisch. „Bist du dir sicher, dass das gut geht? Es könnte ebenso eine Falle sein. Ich weiß nicht... wir wissen ja nicht mal, wo der Brief her kommt... Zeig mal her.“
Aber Phil rückte den Brief nicht raus, er überging diese Aufforderung von Ben einfach. „Ob wir ein paar unserer Leute in den sicheren Tod schicken oder diese Chance auskosten... Was ist wohl sinnvoller? Und wenn dort wirklich ein Waffenlager ist und alles klappt, sind wir ein gutes Stück voran gekommen.“
Phil hatte Ben überzeugt. „Gut. Probieren wir es. Und wer geht?“
Dass Sofie ihn einfach so ignorierte, passte Simon überhaupt nicht. Er sah sie die ganze Zeit an, auch wenn sie ihm immer noch den Rücken zu kehrte. Und Sofie spürte diese Blicke.
Er sollte sie in Ruhe lassen, am Besten ganz verschwinden, das war das Beste. Ihr nicht mehr unter die Augen treten, egal was Phil und die anderen sagten. Für sie war er immer noch der Kerl, der sie und Phil am Strand überfallen wollte. Ein unheimlicher Kerl, dem man nicht trauen konnte.
„Oder was meinst du dazu, Sofie?“, fragte Michael. Aber Sofie antwortete nicht. „Sofie?“
Sie schreckte aus ihren Gedanken. „Äh.. ja, natürlich... immer...“
Michael sah zu Boden. „Du hast mir nicht mal zugehört, oder?“
„Äh... tut mir leid...“ Sofie sah beschämt auch zu Boden. Sie hatte nicht einmal die Frage mitbekommen.
Michael redete jetzt wieder mit Jule und Jacob.
Das Poltern, als Phil die Treppe mehr oder weniger runter rannte, war nicht zu überhören. Er kam nach nur einem Moment in dem großen Raum an, in dem sie alle saßen.
„Simon? Jacob? Kann ich euch mal eben sprechen?“ Er winkte die beiden in ein Hinterzimmer. Sofie, Jule und Michael sahen verwundert zu den Dreien, die dorthin hinein gingen und hinter sich die Tür schlossen.
„Was haben die denn?“, fragte Michael, „So große Geheimnisse?“
„Sah mir eher so aus, als ob Phil einen Plan hätte oder so.“ Jule schien ihn wirklich recht gut zu kennen.
Michael lehnte sich ein wenig auf dem abgenutzten Sofa zurück. „Sicher wieder eine neue Idee... Vielleicht ja ein neuer Angriffsplan. Wer weiß?“
„Vielleicht...“ Sofie sah zu Boden. Sie wusste immerhin von dem Brief von Blackstar und sie wusste auch, was darin stand. Aber sagen durfte sie nichts, das hatte sie Phil versprochen.
Nach einer Weile kamen die drei wieder aus dem Zimmer. „Morgen dann also...“ Phils Stimme klang ernst und auch Jacob und Simon wirkten aufmerksamer und ernster als die letzten Stunden über.
Sie setzten sich wieder mit in die Runde und weihten die anderen in den Plan mit ein.
Morgen schon sollte es so weit sein, dass sie den Plan in die Tat umsetzten.
Blackstar lebt?
Sofie nahm die beiden Briefe nach oben, Phil nahm ihr den einen, der eben vom Himmel gefallen war, sofort aus ihrer Hand.
„Ich lese den hier, du den anderen...“
Sie öffnete den Brief vorsichtig und las. Dann sah sie Phil wieder an. „Der Brief... der ist von Blackstar.“
Phil hatte den anderen Brief gelesen und schnell und unauffällig in seine Hosentasche gesteckt. Als Sofie sagte, dass der Brief von Blackstar sei, nahm er diesen Brief auch sofort an sich und las ihn selber.
„Das ist... der Brief ist wirklich von Blackstar. Das...“ Er sah Sofie einen Moment lang an, einfach nur stumm an, nickte dann.
„Ich bitte dich, erst einmal kein Wort über diesen Brief zu verlieren. Vielleicht ist es besser, wenn die anderen nichts davon erfahren, bevor ich mit Ben darüber gesprochen habe.“
Sofie willigte ein und Phil steckte den Brief in die Jackentasche. Dann gingen die beiden wieder nach drinnen.
„Ihr seid schon fertig?“ Es war klar, dass so ein Kommentar vom Simon kommen musste, als die beiden wieder nach drinnen kamen. Phil ignorierte ihn einfach und Sofie setzte sich provozierend mit dem Rücken zu ihm und unterhielt sich mit den anderen.
Phil blieb noch einen Moment stehen, dann ging er in Richtung Treppe. „Ich sehe noch mal nach Ben... ob er inzwischen wach ist.“ Und schon war er aus dem Blickfeld der anderen verschwunden.
Es war einzig und allein Sofie, die ihm noch einen Moment nach sah. Sie hoffte, dass Ben wach war. Und sie hoffte auch, dass dieser Brief wirklich von Blackstar stammte. Auch wenn sie von der ganzen Sache kaum etwas wusste, irgendwie hatte sie dieser Bürgerkrieg so in seine Fänge gezogen, dass sie nicht mehr heraus kam. Und das wollte sie auch gar nicht mehr. Warum, war ihr noch nicht so ganz klar.
Phil klopfte, bekam aber keine Antwort. Er klopfte nochmals. Und nochmals. Dann ging er einfach hinein.
Ben schlief noch. Toll. Wirklich toll. Musste er ausgerechnet jetzt schlafen, wo er so dringend mit ihm reden musste? Phil setzte sich ins Zimmer und wartete. Eine halbe Ewigkeit, so kam es ihm vor, bis Ben endlich die Augen wieder öffnete und ein lautes Gähnen von sich gab.
„Endlich wach, Schlafmütze?“ Phil lächelte. Ben setzte sich halbwegs elegant auf und sah zu ihm. „Nicht wirklich... Nur halbwegs irgendwie.“ Er gähnte ein weiteres mal herzhaft.
Phil stand Auf und ging zu ihm. „Jetzt ist keine Zeit zum Schlafen... sieh dir das mal an. Lag draußen.“ Er griff in seine Jackentasche und nahm den Brief, den Sofie ihm gegeben hatte, aus der Tasche und reichte ihn Ben.
„Was ist das?“, fragte er immer noch halb schlafend und nahm das Stück Papier, auf dem in einer nicht gerade sauberen Handschrift geschrieben worden war. Er kniff die Augen zusammen und las langsam. „Das...“ Jetzt sah Ben Phil wieder an. „Wo hast du den her?“
„Lag vor der Tür... hab ihn eben gefunden. Ist schon ein Ding, wieder was von ihm zu hören. Mir scheint, als ob Blackstar doch noch lebt.“
Ben las wieder und wieder den Brief. „Seine Schrift. Und seine Formulierungen. Sogar die Unterschrift stimmt, da bin ich mir sicher...“ Aber die Skepsis wich nicht so leicht aus seiner Stimme. „Hast du den Brief gelesen, Phil?“
Phil nickte. Und er war ebenso überrascht über den Inhalt gewesen, wie es Ben scheinbar war. „Ich hatte weniger mit Blackstar zu tun als du. Aber der Brief hat mich auch verwundert. Und warum hat er sich so lange nicht gemeldet?“
Jetzt endlich legte Ben den Brief zur Seite und sah Phil wieder an. „Weiß ich nicht. Und ich hätte auch nie geglaubt, dass Blackstar SO etwas vorschlägt. Bis jetzt haben wir uns immer an das gehalten, was er vorgeschlagen hat. Aber meinst du, wir können SO weit gehen?“
Phil schüttelte den Kopf. „Es ist deine Entscheidung, die anderen werden auf das hören, was du sagst, dafür haben sie dein Vertrauen. Aber du kannst dich drauf verlassen, dass ich nicht dabei bin, wenn wir vorsätzlich Menschenleben aufs Spiel setzen. Ob es Blackstar nun sagt oder nicht.“
„Du hast Recht...“ Ben war schon etwas verwundert, dass Phil sich ohne Skrupel gegen den Vorschlag von Blackstar stellte. Auch wenn er selber nicht gut fand, ein paar der eigenen Männer zu opfern, um einen Überraschungsangriff vorzubereiten, aber ihm selber fiel auch nichts besseres ein.
„Trotzdem müssen wir irgendwas tun. Und ich habe wirklich keine Idee.“
Vorsichtig zog Phil den anderen Brief aus seiner Hosentasche und las ihn nochmal durch. „Eine andere Möglichkeit gäbe es schon...“
Ben sah interessiert zu ihm. „Was hast du da noch für einen Brief?“
„Keinen...“, log Phil und steckte ihn sofort wieder weg. „Aber im Stadtkern von Katara. Du kennst diese alte, unbenutzte Lagerhalle?“
Ben nickte. Die Lagerhalle stand mitten in der Stadt, um sie herum waren nur leere Häuser, in denen früher mal viele Menschen gelebt hatten. Aber aus dem Stadtkern waren die Meisten schon lange geflüchtet.
„Was würdest du dazu sagen, wenn das ein Waffenlager der Regierung wäre?So gut wie unbewacht.“
Jetzt starrte Ben Phil eindeutig an. „Sag das nochmal. Woher... woher weißt du das?“
„Der Brief... Keine Ahnung, wo der her kommt. Unterschrieben hat auch keiner. Aber einen Versuch wäre es doch Wert, oder?“
Ben aber blieb skeptisch. „Bist du dir sicher, dass das gut geht? Es könnte ebenso eine Falle sein. Ich weiß nicht... wir wissen ja nicht mal, wo der Brief her kommt... Zeig mal her.“
Aber Phil rückte den Brief nicht raus, er überging diese Aufforderung von Ben einfach. „Ob wir ein paar unserer Leute in den sicheren Tod schicken oder diese Chance auskosten... Was ist wohl sinnvoller? Und wenn dort wirklich ein Waffenlager ist und alles klappt, sind wir ein gutes Stück voran gekommen.“
Phil hatte Ben überzeugt. „Gut. Probieren wir es. Und wer geht?“
Dass Sofie ihn einfach so ignorierte, passte Simon überhaupt nicht. Er sah sie die ganze Zeit an, auch wenn sie ihm immer noch den Rücken zu kehrte. Und Sofie spürte diese Blicke.
Er sollte sie in Ruhe lassen, am Besten ganz verschwinden, das war das Beste. Ihr nicht mehr unter die Augen treten, egal was Phil und die anderen sagten. Für sie war er immer noch der Kerl, der sie und Phil am Strand überfallen wollte. Ein unheimlicher Kerl, dem man nicht trauen konnte.
„Oder was meinst du dazu, Sofie?“, fragte Michael. Aber Sofie antwortete nicht. „Sofie?“
Sie schreckte aus ihren Gedanken. „Äh.. ja, natürlich... immer...“
Michael sah zu Boden. „Du hast mir nicht mal zugehört, oder?“
„Äh... tut mir leid...“ Sofie sah beschämt auch zu Boden. Sie hatte nicht einmal die Frage mitbekommen.
Michael redete jetzt wieder mit Jule und Jacob.
Das Poltern, als Phil die Treppe mehr oder weniger runter rannte, war nicht zu überhören. Er kam nach nur einem Moment in dem großen Raum an, in dem sie alle saßen.
„Simon? Jacob? Kann ich euch mal eben sprechen?“ Er winkte die beiden in ein Hinterzimmer. Sofie, Jule und Michael sahen verwundert zu den Dreien, die dorthin hinein gingen und hinter sich die Tür schlossen.
„Was haben die denn?“, fragte Michael, „So große Geheimnisse?“
„Sah mir eher so aus, als ob Phil einen Plan hätte oder so.“ Jule schien ihn wirklich recht gut zu kennen.
Michael lehnte sich ein wenig auf dem abgenutzten Sofa zurück. „Sicher wieder eine neue Idee... Vielleicht ja ein neuer Angriffsplan. Wer weiß?“
„Vielleicht...“ Sofie sah zu Boden. Sie wusste immerhin von dem Brief von Blackstar und sie wusste auch, was darin stand. Aber sagen durfte sie nichts, das hatte sie Phil versprochen.
Nach einer Weile kamen die drei wieder aus dem Zimmer. „Morgen dann also...“ Phils Stimme klang ernst und auch Jacob und Simon wirkten aufmerksamer und ernster als die letzten Stunden über.
Sie setzten sich wieder mit in die Runde und weihten die anderen in den Plan mit ein.
Morgen schon sollte es so weit sein, dass sie den Plan in die Tat umsetzten.
Re: Sofie
Feuerwerk
Die halbe Nacht hatte Phil nicht geschlafen. Als er am nächsten Tag wach wurde, hatte er das Gefühl, als hätte er nur fünf Minuten geschlafen. Er war nervös, viel zu nervös, wenn man ihn fragte. Es gab so viele Sachen, die schief gehen könnten, irgendein Fehler, irgendwas, nur eine Kleinigkeit, die den kompletten Plan scheitern lassen könnte.
Er stand auf und machte sich fertig. Als er nach vorne ging, sah er sich verwundert um. Sowohl Simon als auch Jacob waren schon fertig, saßen da und frühstückten. Sie trugen diese, nach Phils Meinung, schrecklichen grauen und ungemütlichen Uniformen, er selber trug sie allerdings auch. Er setzte sich zu den beiden, aber alle schwiegen.
Jule machte irgendwas in der Küche, das konnte man hören.
„Wann... wollen wir los?“ Jacob klang doch relativ unsicher, als er sprach. Und auch seine komplette Körperhaltung lies darauf schließen, dass er noch nervöser war als Phil. Simon hingegen wirkte völlig gelassen. Er frühstückte, als wäre das ein ganz gewöhnlicher Tag, sprach aber kein Wort.
Die drei gingen etwas später los, in Richtung Marktplatz. Der Marktplatz, mit einer der größten freien Plätze in Katara, auf dem jedoch seit einiger Zeit schon kein einziger Marktstand mehr aufgebaut worden war, lag ein ganzes Stück vom Stützpunkt entfernt. Aber obwohl sie diese ganze Strecke laufen mussten, schwiegen sie alle drei.
Jetzt auch merkte Phil, dass es keineswegs so war, dass Simon so gelassen war, wie er anfangs wirkte. Wenn man genau darauf achtete, sah man ohne Zweifel, dass er deutlich angespannter als normal war. Er schien wirklich noch am entspanntesten von ihnen dreien zu sein.
Vom Marktplatz her war es nicht mehr weit, ein paar Minuten noch, bis sie den Platz und die Lagerhalle erreichten.
Die meisten Häuser hier waren schon lange nicht mehr bewohnt, diejenigen, die hier gelebt hatten, waren entweder vertrieben worden, eingesperrt oder die Meisten waren in die Randbezirke von Katara umgezogen. Es war fast gruselig, an den ganzen verlassenen Häusern vorbei zu gehen, ihre Schritte waren das Einzige, was sie hörten, außer einigen Geräuschen aus der Ferne.
In Sichtweite der Halle blieben die drei in einer kleineren Seitengasse stehen. Simon lehnte sich an eine Hauswand, Jacob hatte sich auf den Boden gehockt, Phil stand. Sie warteten noch einen Moment ab, beobachteten, was um die Lagerhalle herum passierte.
„Und jetzt?“ Simon klang ungeduldig, er tippte mit dem Fuß nervös auf den Boden.
„Abwarten“, sagte Phil relativ ruhig, „Wir kennen die genaue Situation hier noch nicht genau.“
„Warten, warten, immer nur warten. Sollen wir hier den ganzen Tag abwarten? So gibt das nie was. Phil, Jacob, oder weswegen sind wir hier?“
„Ich finde, Phil hat Recht. Wir wissen immer noch nicht, ob...“ Jacob stockte, als zwei Wachsoldaten, die anscheinend um die Lagerhalle Patrouille liefen, in sein Sichtfeld kamen. „Siehst du? Wachen...“
Alle drei musterten die beiden uniformierten Männer. „So kommen wir nicht rein. Aber ich hab eine Idee...“ Phil unterrichtete die beiden von seinem Vorschlag, er hoffte nur, dass es auch klappte. Wenn nicht, hatten sie nicht nur ein großes, sondern ein sehr großes Problem.
„Wachablösung, Jungs“, murmelte Phil, als sie den beiden gegenüber traten. Er hoffte, dass Jacob und Simon nicht zu nervös wirkten.
„Na endlich“, meinte einer der Männer, „Wir dachten schon, ihr kommt überhaupt nicht mehr.“
Der andere klopfte Jacob kumpelhaft auf die Schulter. „Kenn' euch ja gar nicht. Seid ihr Neue?“
„Wir... waren bisher nur im Innendienst. Sind uns wohl noch nicht über den Weg gelaufen...“
Die beiden gingen ohne groß weiter Fragen zu stellen, einfach weg. Erleichtert, dass zumindest dieses Hindernis überwunden war, atmeten die drei Jungs erleichtert aus. Sie sahen sich kurz an, gingen dann um die Lagerhalle herum, suchten den Eingang.
„Idioten. Habt ihr gesehen, wie naiv die sind? Sagt man denen, wir sind die Ablösung und schwupp, sind die weg.“ Simon grinste zu den beiden, vielleicht wirkte er auch schon wieder ein wenig überheblich.
„Ganz ruhig, ja?“, versuchte Phil, ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen, „Hat jetzt vielleicht gut geklappt. Aber was ist, wenn die richtige Wachablösung hier jeden Moment auftaucht? Also ab an die Arbeit..“
Jacob und Simon nickten zustimmend und gingen fortan stumm weiter.
Es war einfach, den Eingang zu finden, das große Holztor der Lagerhalle war nicht leicht zu übersehen. Die drei standen davor und betrachteten das massive Eisenschloss, dass die Türflügel zusammen hielt.
„Und jetzt?“, murmelte Simon etwas ungeduldig.
Phil lächelte.
„Glaubst du ehrlich, so ein Schloss würde uns Probleme bereiten? Da gibt es größere Schwierigkeiten, wirklich.“
Er ging auf das Schloss zu, holte etwas aus seiner Tasche, ein paar Metallstifte.
„Diese alten Schlösser sind viel zu unsicher aber das scheint denen ja egal zu sein.“
Mit einem lauten KLACK öffnete sich nur nach einem Moment das Schloss und Phil drückte den einen Flügel der Tür gerade so weit nach innen, dass sie durch den Spalt die Lagerhalle betreten konnten.
Die große Halle war dunkel. Es roch hier nach Gummi und Schießpulver. Und wenn man die Umrisse, die durch den fahlen Lichtspalt aus der geöffneten Tür zu erkennen waren, richtig deutete, merkte man, dass die Halle überfüllt war mit Kisten, Kartons und anderen Sachen.
„Volltreffer“, murmelte Jacob, der gleich hinter Phil die Halle betreten hatte. Simon folgte ihm auf dem Schritt.
„Also, Jungs. Wie abgesprochen. Zuerst stopfen wir uns die Taschen voll und dann weg mit dem Rest.“
Er ging auf eine der Kisten zu, öffnete sie. Simon und Jacob taten es ihm gleich. Munition, Pistolen, alles, was sie sich unauffällig in die Taschen stecken konnten, nahmen sie mit. Dann trafen sie sich wieder in der Mitte der Halle.
„Das reicht bestimmt nicht lange. Wenn überhaupt für einen Anschlag.“
Simon hatte zwar Recht, aber Phil schüttelte den Kopf, als er vorschlug, noch mehr mit zu nehmen.
„Wir sollten wirklich den Rest beseitigen und von hier verschwinden, bevor noch die Wachab...“
Weiter kam er nicht, denn von draußen waren Stimmen zu hören. Sie riefen irgendjemanden.
„Schht“, sagte er und gestikulierte den anderen beiden, dass sie sich irgendwo verstecken sollten.
Zwei Wachen betraten das Lagerhaus. Sie unterhielten sich angestrengt darüber, wo wohl die von der vorherigen Wache waren und warum zum Teufel die Tür offen stand.
„Ist hier jemand? Komm raus, bevor wir dich finden...“
Der mann klang bedrohlich. Anscheinend meinte er es wirklich ernst. Er und der andere trennten sich und liefen die Lagerhalle ab.
Phil hatte sich hinter ein paar Kisten gezwängt und hockte nun auf dem Boden, in der Hoffnung, dass die zwei Wachen nicht allzu gründlich suchten. Er hoffte, dass Simon und Jacob ebenfalls ein gutes Versteck gefunden hatten, vielleicht sogar ein besseres als seine miserable Notlösung hier.
Die Schritte von einem der Männer kamen bedrohlich nahe an ihn heran. Phil hielt die Luft an, um ihn nicht auch noch durch sein Atemgeräusch auf sich aufmerksam zu machen. Er hoffte, dass sein Herzschlag jetzt nur ihm so laut erschien, denn das Pochen war für ihn klar und unüberhörbar deutlich zu vernehmen.
Aber der Mann schien abzudrehen, als seine Schritte wieder minimal leiser wurden. Dann sprachen die Wachen wieder miteinander:
„Hast du was gefunden?“
„Nein und ich hab auch keine große Lust, jetzt die ganze Halle auf den Kopf zu stellen. Außerdem weißt du doch, dass wir eigentlich nicht hier drin sein dürften.“
„Du hast Recht. Aber warum war dann das Tor offen? Hier ist doch was faul.“
„Hab ich auch das Gefühl. Aber eigentlich müssten wir Verstärkung holen. Wer weiß, was uns hier erwartet.“
Lass sie Verstärkung holen, bitte, bitte lass sie Verstärkung holen.. oder zumindest einen von ihnen.
Jacob kauerte, nicht weit von Phil entfernt, unter einer Plane. Er konnte zwischen zwei Kisten unauffällig zu den Männern schielen, auch wenn er nicht sonderlich viel erkannte.
Die Männer redeten immer noch, aber jetzt schon wieder so leise, dass man sie nicht richtig verstehen konnte.
Sie sollten einfach verschwinden, nur für ein paar Minuten, dass er, Phil und Simon abhauen konnten. Und wenn die beiden Wachen das nicht taten...
Jacob kramte schon in seinen Taschen nach einer Pistole, die er eben eingesteckt hatte.
Patronen. Er brauchte noch Patronen. Er hatte Patronen eingesteckt, aber nicht für dieses Modell.
„Scheiße“, murmelte er fast lautlos. Aber so konnte er nichts weiter tun als abwarten.
Die halbe Nacht hatte Phil nicht geschlafen. Als er am nächsten Tag wach wurde, hatte er das Gefühl, als hätte er nur fünf Minuten geschlafen. Er war nervös, viel zu nervös, wenn man ihn fragte. Es gab so viele Sachen, die schief gehen könnten, irgendein Fehler, irgendwas, nur eine Kleinigkeit, die den kompletten Plan scheitern lassen könnte.
Er stand auf und machte sich fertig. Als er nach vorne ging, sah er sich verwundert um. Sowohl Simon als auch Jacob waren schon fertig, saßen da und frühstückten. Sie trugen diese, nach Phils Meinung, schrecklichen grauen und ungemütlichen Uniformen, er selber trug sie allerdings auch. Er setzte sich zu den beiden, aber alle schwiegen.
Jule machte irgendwas in der Küche, das konnte man hören.
„Wann... wollen wir los?“ Jacob klang doch relativ unsicher, als er sprach. Und auch seine komplette Körperhaltung lies darauf schließen, dass er noch nervöser war als Phil. Simon hingegen wirkte völlig gelassen. Er frühstückte, als wäre das ein ganz gewöhnlicher Tag, sprach aber kein Wort.
Die drei gingen etwas später los, in Richtung Marktplatz. Der Marktplatz, mit einer der größten freien Plätze in Katara, auf dem jedoch seit einiger Zeit schon kein einziger Marktstand mehr aufgebaut worden war, lag ein ganzes Stück vom Stützpunkt entfernt. Aber obwohl sie diese ganze Strecke laufen mussten, schwiegen sie alle drei.
Jetzt auch merkte Phil, dass es keineswegs so war, dass Simon so gelassen war, wie er anfangs wirkte. Wenn man genau darauf achtete, sah man ohne Zweifel, dass er deutlich angespannter als normal war. Er schien wirklich noch am entspanntesten von ihnen dreien zu sein.
Vom Marktplatz her war es nicht mehr weit, ein paar Minuten noch, bis sie den Platz und die Lagerhalle erreichten.
Die meisten Häuser hier waren schon lange nicht mehr bewohnt, diejenigen, die hier gelebt hatten, waren entweder vertrieben worden, eingesperrt oder die Meisten waren in die Randbezirke von Katara umgezogen. Es war fast gruselig, an den ganzen verlassenen Häusern vorbei zu gehen, ihre Schritte waren das Einzige, was sie hörten, außer einigen Geräuschen aus der Ferne.
In Sichtweite der Halle blieben die drei in einer kleineren Seitengasse stehen. Simon lehnte sich an eine Hauswand, Jacob hatte sich auf den Boden gehockt, Phil stand. Sie warteten noch einen Moment ab, beobachteten, was um die Lagerhalle herum passierte.
„Und jetzt?“ Simon klang ungeduldig, er tippte mit dem Fuß nervös auf den Boden.
„Abwarten“, sagte Phil relativ ruhig, „Wir kennen die genaue Situation hier noch nicht genau.“
„Warten, warten, immer nur warten. Sollen wir hier den ganzen Tag abwarten? So gibt das nie was. Phil, Jacob, oder weswegen sind wir hier?“
„Ich finde, Phil hat Recht. Wir wissen immer noch nicht, ob...“ Jacob stockte, als zwei Wachsoldaten, die anscheinend um die Lagerhalle Patrouille liefen, in sein Sichtfeld kamen. „Siehst du? Wachen...“
Alle drei musterten die beiden uniformierten Männer. „So kommen wir nicht rein. Aber ich hab eine Idee...“ Phil unterrichtete die beiden von seinem Vorschlag, er hoffte nur, dass es auch klappte. Wenn nicht, hatten sie nicht nur ein großes, sondern ein sehr großes Problem.
„Wachablösung, Jungs“, murmelte Phil, als sie den beiden gegenüber traten. Er hoffte, dass Jacob und Simon nicht zu nervös wirkten.
„Na endlich“, meinte einer der Männer, „Wir dachten schon, ihr kommt überhaupt nicht mehr.“
Der andere klopfte Jacob kumpelhaft auf die Schulter. „Kenn' euch ja gar nicht. Seid ihr Neue?“
„Wir... waren bisher nur im Innendienst. Sind uns wohl noch nicht über den Weg gelaufen...“
Die beiden gingen ohne groß weiter Fragen zu stellen, einfach weg. Erleichtert, dass zumindest dieses Hindernis überwunden war, atmeten die drei Jungs erleichtert aus. Sie sahen sich kurz an, gingen dann um die Lagerhalle herum, suchten den Eingang.
„Idioten. Habt ihr gesehen, wie naiv die sind? Sagt man denen, wir sind die Ablösung und schwupp, sind die weg.“ Simon grinste zu den beiden, vielleicht wirkte er auch schon wieder ein wenig überheblich.
„Ganz ruhig, ja?“, versuchte Phil, ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen, „Hat jetzt vielleicht gut geklappt. Aber was ist, wenn die richtige Wachablösung hier jeden Moment auftaucht? Also ab an die Arbeit..“
Jacob und Simon nickten zustimmend und gingen fortan stumm weiter.
Es war einfach, den Eingang zu finden, das große Holztor der Lagerhalle war nicht leicht zu übersehen. Die drei standen davor und betrachteten das massive Eisenschloss, dass die Türflügel zusammen hielt.
„Und jetzt?“, murmelte Simon etwas ungeduldig.
Phil lächelte.
„Glaubst du ehrlich, so ein Schloss würde uns Probleme bereiten? Da gibt es größere Schwierigkeiten, wirklich.“
Er ging auf das Schloss zu, holte etwas aus seiner Tasche, ein paar Metallstifte.
„Diese alten Schlösser sind viel zu unsicher aber das scheint denen ja egal zu sein.“
Mit einem lauten KLACK öffnete sich nur nach einem Moment das Schloss und Phil drückte den einen Flügel der Tür gerade so weit nach innen, dass sie durch den Spalt die Lagerhalle betreten konnten.
Die große Halle war dunkel. Es roch hier nach Gummi und Schießpulver. Und wenn man die Umrisse, die durch den fahlen Lichtspalt aus der geöffneten Tür zu erkennen waren, richtig deutete, merkte man, dass die Halle überfüllt war mit Kisten, Kartons und anderen Sachen.
„Volltreffer“, murmelte Jacob, der gleich hinter Phil die Halle betreten hatte. Simon folgte ihm auf dem Schritt.
„Also, Jungs. Wie abgesprochen. Zuerst stopfen wir uns die Taschen voll und dann weg mit dem Rest.“
Er ging auf eine der Kisten zu, öffnete sie. Simon und Jacob taten es ihm gleich. Munition, Pistolen, alles, was sie sich unauffällig in die Taschen stecken konnten, nahmen sie mit. Dann trafen sie sich wieder in der Mitte der Halle.
„Das reicht bestimmt nicht lange. Wenn überhaupt für einen Anschlag.“
Simon hatte zwar Recht, aber Phil schüttelte den Kopf, als er vorschlug, noch mehr mit zu nehmen.
„Wir sollten wirklich den Rest beseitigen und von hier verschwinden, bevor noch die Wachab...“
Weiter kam er nicht, denn von draußen waren Stimmen zu hören. Sie riefen irgendjemanden.
„Schht“, sagte er und gestikulierte den anderen beiden, dass sie sich irgendwo verstecken sollten.
Zwei Wachen betraten das Lagerhaus. Sie unterhielten sich angestrengt darüber, wo wohl die von der vorherigen Wache waren und warum zum Teufel die Tür offen stand.
„Ist hier jemand? Komm raus, bevor wir dich finden...“
Der mann klang bedrohlich. Anscheinend meinte er es wirklich ernst. Er und der andere trennten sich und liefen die Lagerhalle ab.
Phil hatte sich hinter ein paar Kisten gezwängt und hockte nun auf dem Boden, in der Hoffnung, dass die zwei Wachen nicht allzu gründlich suchten. Er hoffte, dass Simon und Jacob ebenfalls ein gutes Versteck gefunden hatten, vielleicht sogar ein besseres als seine miserable Notlösung hier.
Die Schritte von einem der Männer kamen bedrohlich nahe an ihn heran. Phil hielt die Luft an, um ihn nicht auch noch durch sein Atemgeräusch auf sich aufmerksam zu machen. Er hoffte, dass sein Herzschlag jetzt nur ihm so laut erschien, denn das Pochen war für ihn klar und unüberhörbar deutlich zu vernehmen.
Aber der Mann schien abzudrehen, als seine Schritte wieder minimal leiser wurden. Dann sprachen die Wachen wieder miteinander:
„Hast du was gefunden?“
„Nein und ich hab auch keine große Lust, jetzt die ganze Halle auf den Kopf zu stellen. Außerdem weißt du doch, dass wir eigentlich nicht hier drin sein dürften.“
„Du hast Recht. Aber warum war dann das Tor offen? Hier ist doch was faul.“
„Hab ich auch das Gefühl. Aber eigentlich müssten wir Verstärkung holen. Wer weiß, was uns hier erwartet.“
Lass sie Verstärkung holen, bitte, bitte lass sie Verstärkung holen.. oder zumindest einen von ihnen.
Jacob kauerte, nicht weit von Phil entfernt, unter einer Plane. Er konnte zwischen zwei Kisten unauffällig zu den Männern schielen, auch wenn er nicht sonderlich viel erkannte.
Die Männer redeten immer noch, aber jetzt schon wieder so leise, dass man sie nicht richtig verstehen konnte.
Sie sollten einfach verschwinden, nur für ein paar Minuten, dass er, Phil und Simon abhauen konnten. Und wenn die beiden Wachen das nicht taten...
Jacob kramte schon in seinen Taschen nach einer Pistole, die er eben eingesteckt hatte.
Patronen. Er brauchte noch Patronen. Er hatte Patronen eingesteckt, aber nicht für dieses Modell.
„Scheiße“, murmelte er fast lautlos. Aber so konnte er nichts weiter tun als abwarten.
Re: Sofie
Auf der anderen Seite der Lagerhalle, etwa auf gleicher Höhe, auf der Phil und Jacob versteckt saßen, war ein dumpfes Scheppern zu hören.
„Was war das?“, fragte der eine Wachmann den anderen.
Dieser zuckte nur kurz mit den Schultern und ging auf den Ort zu, von dem er das Geräusch vernommen hatte.
Simon, verdammt nochmal, dachte Phil in seinem Versteck. Warum musste er auch unbedingt auf sich aufmerksam gemacht haben. Wenn die Wachen ihn jetzt entdeckten, hatten sie alle drei ein großes Problem. Aber Phil bleib nicht viel anderes übrig, als abzuwarten und sich darauf vor zu bereiten, jeden Moment reagieren zu können.
Die Wachmänner standen vor einer Reihe Kisten, über der eine Plane ausgebreitet war. Es konnte sich gut um ein mögliches Versteck handeln. Die beiden nickten sich zu, der eine zog seine Waffe, der andere deckte in einem Schwung die Plane von den Kisten.
„Sie sind schon weg, oder?“
Sofie klang etwas nervös, als sie zu den anderen gekommen war und sich nach den dreien erkundigte. Jule nickte.
„Schon heute früh. Ihr habt alle noch geschlafen.“
Sie sah in die Runde, Sofie, aber auch Ben und Michael schienen angespannt zu sein.
„Esst doch erst einmal was...“
Sie stellte das Frühstück auf den Tisch und setzte sich.
„Und ich bin mir sicher, dass sie es schaffen. Bestimmt sind sie jeden Moment zurück.“
Ben nickte leicht und belegte sich ein Brot. Michael aß ganz normal.
„Aber... was ist wenn etwas schief läuft?“
Michael hatte sich verschluckt. Er hustete. Sofie hatte gerade genau das ausgesprochen, woran er nicht denken wollte. Es war wirklich gut möglich, dass etwas schief lief, die ganze Aktion war ziemlich waghalsig, auch weil sie so spontan geplant worden war. Auch Ben und Jule hatten aufgehört, zu essen.
„Wir sollten positiv denken und an sie glauben.“
Jule hatte ja Recht. Aber den dreien konnte so leicht etwas passieren. Ben wusste zwar ungefähr, dass Phil in so einer Situation sicher richtig reagieren konnte, aber Jacob und Simon kannte er selber noch nicht sehr lange. Auch wenn sie bis jetzt immer eine Unterstützung gewesen waren, es wäre vielleicht günstiger gewesen, jemand anderen los zu schicken.
Aber nun war es so geschehen und er hoffte, dass sie es schafften, ohne in irgendwelche Komplikationen zu kommen.
„Ich mach mir nun mal Sorgen um sie...“ Sofie sah nach unten auf den Tisch. Wohl eher um ihn, hätte sie sagen müssen, aber so offen wollte sie vor den anderen nicht damit umgehen. Außerdem waren sie alle drei wichtig für die Rebellen, jeder einzelne Mann.
„He, so wie ich die drei kenne sind die in Null Komma Nichts wieder hier und alles hat wie am Schnürchen geklappt...“, murmelte Michael, aber er klang auch nicht besonders überzeugt. Auch er sah bedrückt auf den Tisch und bekam jetzt keinen einzigen Bissen mehr runter.
Jule stand auf. „Jetzt reißt euch aber mal zusammen. Wenn wir hier Trübsal blasen, hilft das ihnen auch nicht weiter, oder? Ein wenig Vertrauen in die drei wäre jetzt angebracht, meint ihr nicht auch?“
Sie sah ihren Bruder Ben an. Ben nickte nur leicht und stand dann auch auf.
„Wir sollten zusehen, was wir hier so lange tun können, anstatt Trübsal zu blasen. Irgendwas gibt es bestimmt zu tun, wir müssen planen.
„Hilfst du mir beim Aufräumen?“
Jule wusste, dass sie Sofie jetzt irgendwie beschäftigen musste und das war vielleicht die einfachste Möglichkeit, wo Ben und Michael sich doch jetzt weiter an die Planung setzen würden.
Sofie stand auch auf und folgte Jule.
Der Schuss hallte an den Wänden der Lagerhalle und den Holzkisten, die darin standen, wider. Die eine Wache hielt noch immer die Plane in der Hand, die er eben in einem Schwung nach oben gehoben hatte, jetzt sank sie langsam flach auf dem Boden zusammen. Der andere hielt immer noch angespannt die Pistole in der Hand, mit der er eben geschossen hatte. Die beiden schwiegen und sahen immer noch auf das Versteck, das sich unter der Plane verborgen hatte.
Jacob konnte sie nur von hinten sehen, er war bei dem Schuss zusammen gezuckt, zum Glück war die Plane über ihm nicht runter gerutscht. Hatten sie Simon entdeckt? Mussten sie ja, der eine hatte ja gefeuert. Aber warum sagten sie jetzt nichts? Warum hatte Simon auch so einen Krach fabriziert? Sie hätten alle Glück haben können und nicht entdeckt werden, wenn die Wachen Verstärkung geholt hätten, hätten sie alle drei ohne Probleme verschwinden können. Aber nein, Simon hatte ja anscheinend alles auf eine Karte gesetzt und jetzt hatten sie ihn erwischt.
„Warum schießt du, du Idiot?“ Die Wache, die die Plane gehalten hatte, meckerte den anderen an, nicht gerade leise. „Wir bekommen massig Ärger, wenn du hier so nen Scheiß fabrizierst...“
Der Mann lies die Waffe wieder sinken, „Aber ich war mir sicher, dass sich da was bewegt hat. Da ist wer...“
„und du glaubst echt, dass der jetzt noch hier ist? Wer wäre denn so dämlich, sich jetzt noch hier zu verstecken? Und du hättest uns dankenswerter Weise gerade fast in die Luft gejagt mit der Aktion...“
„Bleib mal ganz ruhig, ja? Wenn da einer drunter gewesen wäre, der auf dich gefeuert hätte, hättest du ganz schön alt ausgesehen ohne mich.“
„Da ist aber keiner! Und jetzt lass uns endlich Verstärkung holen, bevor es richtig Ärger gibt.“
Ein weiterer Schuss ging durch die Lagerhalle, nur dass diesmal die Wache mit der Waffe in die Knie sank und sich in einem schmerzvollen Aufschrei das linke Bein hielt. Ein weiterer Schuss folgte, der die andere Waffe am Arm traf.
„RAUS HIER!“, Simon den anderen beiden zu, er war hinter einer der Kisten ein ganzes Stück von dem Wachen entfernt, hervor gesprungen, die Waffe hielt er immer noch in der Hand, mit der er gerade auf die beiden geschossen hatte. Im nächsten Moment rannte er auch schon los, an den Wachen vorbei in Richtung Ausgang.
Phil reagierte schnell, kam aus seinem Versteck hervor und folgte Simon. Auch Jacob war aus seiner Deckung gestiegen, auch wenn er noch nicht richtig wusste, was eigentlich los war.
Sie rannten weiter, ein ganzes Stück von der Halle entfernt, als nur noch ein gewaltiger Knall zu hören war, die Lagerhalle war in die Luft geflogen.
Außer Atem kamen die drei erst in einer Seitengasse zum Stehen.
„Was...“, keuchte Jacob und stützte seine Hände auf den Knien ab, während er versuchte, wieder ruhig zu werden.
Simon hatte sich einfach auf den Boden gelegt und atmete ebenso hastig wie die anderen beiden. „Was wohl... Geschafft haben wir's...“
Phil lehnte an der Hauswand und sah nach oben, die Luft roch schwer nach Feuer und verbranntem Schießpulver. „Du hast eindeutig übertrieben... wir hätten da viel leichter...“
„In die Luft gejagt hätten wir das Ding so oder so. Also beschwere dich mal nicht Phil“, unterbrach Simon ihn mitten im Satz. Inzwischen hatte er sich schon wieder aufgesetzt, „Also wo ist das Problem?“
Phil atmete einmal tief durch. „Ganz einfach. Du hast die zwei Wachen gekillt.“
„Ja und? Die hätten uns so oder so früher oder später Probleme gemacht. Ist jetzt eben schon erledigt. Ist ja nicht schade..“
Phil verpasste ihm eine Ohrfeige, worauf Simon ihn etwas überrascht und skeptisch ansah. „Was... sollte das?“
„Ganz einfach. Egal mit welcher Begründung, keiner von uns kann so mit anderen Leben umgehen. Wir sind schließlich nicht von denen.“ Phil zeigte kurz auf die Burg Katara, die über den Häuserdächern schwach zu erkennen war.
„Spiel dich mal nicht wie der Boss auf, ja?“ Simon rieb sich die Wange und sah ihn immer noch an, jetzt etwas verärgert. „Kannst ja selber drauf achten, dass das, was du tust, alles rechtens ist. Ich versuche auf jeden Fall was zu tun, was auch was bewirkt, wenn du mich verstehst.“
Er stand auf und ging, ohne weiter auf die anderen beiden zu achten, einfach wieder den Weg zurück, aus dem sie am Anfang gekommen waren.
„Er... meint das bestimmt nicht so. Phil, nimm es ihm bitte nicht böse.“
Auch Jacob hatte sich jetzt aufgerichtet und sah Simon nach.
„Außerdem hat er auch irgendwie Recht. Wie hätten wir da sonst ungesehen wieder heraus kommen sollen?“
Phil schrie ihn fast an: „Vielleicht warten, bis sie Verstärkung holen? Oder zumindest ETWAS anderes machen, als so leichtfertig zwei Menschenleben aufs Spiel zu setzen! Auch wenn sie von der Regierung waren!“
Jacob nickte nur leicht, gegen Phil zu diskutieren schien ihm mehr als sinnlos. Also schwieg er lieber über das Thema.
„Trotzdem, wir sollten langsam vielleicht doch weg von hier. Ich denke, die Explosion wird dafür sorgen, dass es hier bald nur so von denen wimmeln wird. Also lass uns lieber verschwinden und zurück gehen.“
Er hatte völlig Recht. Es konnte gar nicht sein, dass diese Explosion, die so gut wie den ganzen Platz betroffen hatte, unbemerkt bleiben sollte. Also rannten auch die beiden zurück.
„Was war das?“, fragte der eine Wachmann den anderen.
Dieser zuckte nur kurz mit den Schultern und ging auf den Ort zu, von dem er das Geräusch vernommen hatte.
Simon, verdammt nochmal, dachte Phil in seinem Versteck. Warum musste er auch unbedingt auf sich aufmerksam gemacht haben. Wenn die Wachen ihn jetzt entdeckten, hatten sie alle drei ein großes Problem. Aber Phil bleib nicht viel anderes übrig, als abzuwarten und sich darauf vor zu bereiten, jeden Moment reagieren zu können.
Die Wachmänner standen vor einer Reihe Kisten, über der eine Plane ausgebreitet war. Es konnte sich gut um ein mögliches Versteck handeln. Die beiden nickten sich zu, der eine zog seine Waffe, der andere deckte in einem Schwung die Plane von den Kisten.
„Sie sind schon weg, oder?“
Sofie klang etwas nervös, als sie zu den anderen gekommen war und sich nach den dreien erkundigte. Jule nickte.
„Schon heute früh. Ihr habt alle noch geschlafen.“
Sie sah in die Runde, Sofie, aber auch Ben und Michael schienen angespannt zu sein.
„Esst doch erst einmal was...“
Sie stellte das Frühstück auf den Tisch und setzte sich.
„Und ich bin mir sicher, dass sie es schaffen. Bestimmt sind sie jeden Moment zurück.“
Ben nickte leicht und belegte sich ein Brot. Michael aß ganz normal.
„Aber... was ist wenn etwas schief läuft?“
Michael hatte sich verschluckt. Er hustete. Sofie hatte gerade genau das ausgesprochen, woran er nicht denken wollte. Es war wirklich gut möglich, dass etwas schief lief, die ganze Aktion war ziemlich waghalsig, auch weil sie so spontan geplant worden war. Auch Ben und Jule hatten aufgehört, zu essen.
„Wir sollten positiv denken und an sie glauben.“
Jule hatte ja Recht. Aber den dreien konnte so leicht etwas passieren. Ben wusste zwar ungefähr, dass Phil in so einer Situation sicher richtig reagieren konnte, aber Jacob und Simon kannte er selber noch nicht sehr lange. Auch wenn sie bis jetzt immer eine Unterstützung gewesen waren, es wäre vielleicht günstiger gewesen, jemand anderen los zu schicken.
Aber nun war es so geschehen und er hoffte, dass sie es schafften, ohne in irgendwelche Komplikationen zu kommen.
„Ich mach mir nun mal Sorgen um sie...“ Sofie sah nach unten auf den Tisch. Wohl eher um ihn, hätte sie sagen müssen, aber so offen wollte sie vor den anderen nicht damit umgehen. Außerdem waren sie alle drei wichtig für die Rebellen, jeder einzelne Mann.
„He, so wie ich die drei kenne sind die in Null Komma Nichts wieder hier und alles hat wie am Schnürchen geklappt...“, murmelte Michael, aber er klang auch nicht besonders überzeugt. Auch er sah bedrückt auf den Tisch und bekam jetzt keinen einzigen Bissen mehr runter.
Jule stand auf. „Jetzt reißt euch aber mal zusammen. Wenn wir hier Trübsal blasen, hilft das ihnen auch nicht weiter, oder? Ein wenig Vertrauen in die drei wäre jetzt angebracht, meint ihr nicht auch?“
Sie sah ihren Bruder Ben an. Ben nickte nur leicht und stand dann auch auf.
„Wir sollten zusehen, was wir hier so lange tun können, anstatt Trübsal zu blasen. Irgendwas gibt es bestimmt zu tun, wir müssen planen.
„Hilfst du mir beim Aufräumen?“
Jule wusste, dass sie Sofie jetzt irgendwie beschäftigen musste und das war vielleicht die einfachste Möglichkeit, wo Ben und Michael sich doch jetzt weiter an die Planung setzen würden.
Sofie stand auch auf und folgte Jule.
Der Schuss hallte an den Wänden der Lagerhalle und den Holzkisten, die darin standen, wider. Die eine Wache hielt noch immer die Plane in der Hand, die er eben in einem Schwung nach oben gehoben hatte, jetzt sank sie langsam flach auf dem Boden zusammen. Der andere hielt immer noch angespannt die Pistole in der Hand, mit der er eben geschossen hatte. Die beiden schwiegen und sahen immer noch auf das Versteck, das sich unter der Plane verborgen hatte.
Jacob konnte sie nur von hinten sehen, er war bei dem Schuss zusammen gezuckt, zum Glück war die Plane über ihm nicht runter gerutscht. Hatten sie Simon entdeckt? Mussten sie ja, der eine hatte ja gefeuert. Aber warum sagten sie jetzt nichts? Warum hatte Simon auch so einen Krach fabriziert? Sie hätten alle Glück haben können und nicht entdeckt werden, wenn die Wachen Verstärkung geholt hätten, hätten sie alle drei ohne Probleme verschwinden können. Aber nein, Simon hatte ja anscheinend alles auf eine Karte gesetzt und jetzt hatten sie ihn erwischt.
„Warum schießt du, du Idiot?“ Die Wache, die die Plane gehalten hatte, meckerte den anderen an, nicht gerade leise. „Wir bekommen massig Ärger, wenn du hier so nen Scheiß fabrizierst...“
Der Mann lies die Waffe wieder sinken, „Aber ich war mir sicher, dass sich da was bewegt hat. Da ist wer...“
„und du glaubst echt, dass der jetzt noch hier ist? Wer wäre denn so dämlich, sich jetzt noch hier zu verstecken? Und du hättest uns dankenswerter Weise gerade fast in die Luft gejagt mit der Aktion...“
„Bleib mal ganz ruhig, ja? Wenn da einer drunter gewesen wäre, der auf dich gefeuert hätte, hättest du ganz schön alt ausgesehen ohne mich.“
„Da ist aber keiner! Und jetzt lass uns endlich Verstärkung holen, bevor es richtig Ärger gibt.“
Ein weiterer Schuss ging durch die Lagerhalle, nur dass diesmal die Wache mit der Waffe in die Knie sank und sich in einem schmerzvollen Aufschrei das linke Bein hielt. Ein weiterer Schuss folgte, der die andere Waffe am Arm traf.
„RAUS HIER!“, Simon den anderen beiden zu, er war hinter einer der Kisten ein ganzes Stück von dem Wachen entfernt, hervor gesprungen, die Waffe hielt er immer noch in der Hand, mit der er gerade auf die beiden geschossen hatte. Im nächsten Moment rannte er auch schon los, an den Wachen vorbei in Richtung Ausgang.
Phil reagierte schnell, kam aus seinem Versteck hervor und folgte Simon. Auch Jacob war aus seiner Deckung gestiegen, auch wenn er noch nicht richtig wusste, was eigentlich los war.
Sie rannten weiter, ein ganzes Stück von der Halle entfernt, als nur noch ein gewaltiger Knall zu hören war, die Lagerhalle war in die Luft geflogen.
Außer Atem kamen die drei erst in einer Seitengasse zum Stehen.
„Was...“, keuchte Jacob und stützte seine Hände auf den Knien ab, während er versuchte, wieder ruhig zu werden.
Simon hatte sich einfach auf den Boden gelegt und atmete ebenso hastig wie die anderen beiden. „Was wohl... Geschafft haben wir's...“
Phil lehnte an der Hauswand und sah nach oben, die Luft roch schwer nach Feuer und verbranntem Schießpulver. „Du hast eindeutig übertrieben... wir hätten da viel leichter...“
„In die Luft gejagt hätten wir das Ding so oder so. Also beschwere dich mal nicht Phil“, unterbrach Simon ihn mitten im Satz. Inzwischen hatte er sich schon wieder aufgesetzt, „Also wo ist das Problem?“
Phil atmete einmal tief durch. „Ganz einfach. Du hast die zwei Wachen gekillt.“
„Ja und? Die hätten uns so oder so früher oder später Probleme gemacht. Ist jetzt eben schon erledigt. Ist ja nicht schade..“
Phil verpasste ihm eine Ohrfeige, worauf Simon ihn etwas überrascht und skeptisch ansah. „Was... sollte das?“
„Ganz einfach. Egal mit welcher Begründung, keiner von uns kann so mit anderen Leben umgehen. Wir sind schließlich nicht von denen.“ Phil zeigte kurz auf die Burg Katara, die über den Häuserdächern schwach zu erkennen war.
„Spiel dich mal nicht wie der Boss auf, ja?“ Simon rieb sich die Wange und sah ihn immer noch an, jetzt etwas verärgert. „Kannst ja selber drauf achten, dass das, was du tust, alles rechtens ist. Ich versuche auf jeden Fall was zu tun, was auch was bewirkt, wenn du mich verstehst.“
Er stand auf und ging, ohne weiter auf die anderen beiden zu achten, einfach wieder den Weg zurück, aus dem sie am Anfang gekommen waren.
„Er... meint das bestimmt nicht so. Phil, nimm es ihm bitte nicht böse.“
Auch Jacob hatte sich jetzt aufgerichtet und sah Simon nach.
„Außerdem hat er auch irgendwie Recht. Wie hätten wir da sonst ungesehen wieder heraus kommen sollen?“
Phil schrie ihn fast an: „Vielleicht warten, bis sie Verstärkung holen? Oder zumindest ETWAS anderes machen, als so leichtfertig zwei Menschenleben aufs Spiel zu setzen! Auch wenn sie von der Regierung waren!“
Jacob nickte nur leicht, gegen Phil zu diskutieren schien ihm mehr als sinnlos. Also schwieg er lieber über das Thema.
„Trotzdem, wir sollten langsam vielleicht doch weg von hier. Ich denke, die Explosion wird dafür sorgen, dass es hier bald nur so von denen wimmeln wird. Also lass uns lieber verschwinden und zurück gehen.“
Er hatte völlig Recht. Es konnte gar nicht sein, dass diese Explosion, die so gut wie den ganzen Platz betroffen hatte, unbemerkt bleiben sollte. Also rannten auch die beiden zurück.
Seite 1 von 2 • 1, 2
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten